Das erfolgreichste Gemüse der Welt!
Wer in die spanische Geschichte eintaucht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Es verblüfft, wie Spanien der Initialzünder war, der das Gravitationszentrum der Welt von der östlichen Hemisphäre, aus Asien und Vorderasien, nach Europa verschob. Unter Karl dem V. oder Carlos dem I., wie immer man ihn nun nennt, das größte, jemals auf der Welt gesehene Reich, erschaffen wurde. So reich und mächtig, obwohl schon damals permanent im Staatsbankrott, dass sich Karl der V. gegen alle Widerstände zum erwählten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation krönen lassen konnte. Er selbst aus Burgund stammend und aus der österreichischen Habsburger Linie, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit Kronsitz in Kastilien. Das alles hört sich so wirr an, als wäre es ein Riesen Blödsinn. Ist es aber nicht. Spanien ist komplex. Und ohne das Weltreich Karl des V., wäre die Tomate vielleicht auch nach Europa gekommen, aber irgendwann viel später einmal. Wer weiss.
Im Zuge der Machtverschiebungen auf dieser Welt, war Spanien für vieles verantwortlich, das heute in unserem Alltag allgegenwärtig ist. Ohne die spanischen Kreuzzüge keine gebrannten, alkoholischen Getränk oder Liköre und ohne die spanische Conquista in Lateinamerika keine Pizza Napoletana, Magaritha oder Spaghetti Pomo d’Oro. Jedenfalls nicht auf diesem Zeitstrahl. In der Tat, denn nicht nur, dass die Tomate aus Lateinamerika durch Spanier nach Europa kam, auch Neapel, Sardinien und vieles mehr in Italien war spanischer Besitz und folgte spanischem Einfluss und Regeln.
Heute ist die Tomate, dieser Gemüseimport aus Lateinamerika, das erfolgreichste Gemüse der Welt, von der ca. 3.200 Sorten existieren. Ganze 170 mio. Tonnen werden derzeit jährlich weltweit geerntet. Erzeuger Nummer eins ist China, gefolgt von Indien und den USA. Man mag einwenden, von der Kartoffel werden derzeit 370 mio. Tonnen p.a. weltweit geerntet, nur streitet man sich, ob die Kartoffel ein Gemüse sei oder nicht. Streng genommen nicht. Und streng genommen ist die Tomate auch kein Gemüse sondern eine Beere und das auch nicht lupenrein. Sie gehört zu den Nachtschatten Gewächsen und ist mit Kartoffel, Paprika, Alraune, Tollkirsche und selbst Tabak verwandt. Man merkt es schon, die Tomate ist etwas ganz Besonderes und lässt sich schwer einordnen.
Zurück zum Genuss. Tomaten, echte Tomaten, die unter der Sonne heran gereift sind, schmecken ungemein köstlich, sind gesund, entzündungshemmend, gelten als Krebs vorbeugend und als Aphrodisiakum, als „Paradeiser“, als Paradies Apfel. Elemente von ihr sind leicht giftig, wie die Alraune, bei Griechen spirituell eingesetzt, bei den Azteken war die Tomate wohl auch von besonderer Bedeutung. Und wer schon einmal in Spanien eine frische Tomate von der Rispe brechen durfte, aufschnitt und mit Meersalz und Pfeffer bestreute, dann unmittelbar hinein biss, wird von der köstlichen Explosion des Geschmacks am Gaumen begeistert gewesen sein, von der Intensität und Frische. Wahrlich ein „Paradeiser“, ein paradiesischer Genuss. Im Kühlschrank sollte man sie übrigens nicht lagern, denn die Kälte zerstört die Geschmacksstoffe.
Die blutige Reise der Tomate – von Lateinamerika nach Europa und Asien.
Als sich Cristóbal Colón, Hernán Cortéz und viele andere in die Neue Welt, oder wie sie meinten Indien, aufmachten, waren sie von sozialem Aufstieg, Reichtum und Abenteuer getrieben. Sie waren besessene Karrieristen, die nach Ansehen und Reichtum strebten. Aber auch das erklärt nicht die unglaubliche Skrupellosigkeit, Brutalität und Gefühlskälte gegenüber Völkern, die sie freundlich empfingen. So liess Hernán Cortéz, bei einem Fest der Azteken, allen rituellen Trommlern die Hände abhacken, da er sich durch den „Lärm“ gestört gefühlt hatte und keine Nachtruhe finden konnte. Davon angestachelt, erfolgte in einem Blutrausch durch die Truppe von Cortéz, ein sinnloses Gemetzel und furchtbarer Massenmord an den, wohlgemerkt, unbewaffneten Ureinwohnern. Nur einer von vielen Fällen des täglichen Massenmordes, der nicht nur die Azteken ausrottete. Entsetzt vom Missionar Bartolomé de la Casas beobachtet und schriftlich dokumentiert, eilte dieser nach Spanien, erlangte nach hartem Ringen eine Audienz bei Karl dem V. und bat den Monarchen flehentlich, diese Massaker zu beenden. Doch es half nichts. Die Gier nach Silber, Gold, Sklaven, Baumwolle, Zuckerrohr und Land siegte am Ende, obwohl Karl der V. selbst angewidert den Rücktritt des Generalnotars des „Indischen Rates“ annahm. Es ging weiter. Madrid war weit weg. Die Versuchungen zu gross. Was wusste man schon in Madrid, was im Aztekenreich geschah. Und in Europa wollte es keiner wissen.
Vor allem Cristóbal Colón und Hernán Cortéz stellten, ohne es zu wissen, die Welt auf den Kopf. Sie lösten den Orient als Machtzentrum der Welt ab und machten Europa zum gierigen Gravitationszentrum des Planeten. Vor allem Cortéz und Pizarro veranstalten, ganz nebenbei, einen der größten Völkermorde der menschlichen Geschichte, lediglich mit Schwertern, Vorderladern und Schwarzpulver werfenden Bombardieren. Erst am Schlachtfeld, dann an der Zivilbevölkerung, danach in den Mienen und Plantagen als langsames, leises Töten aus Profitgier.
Die Conquista Lateinamerikas oder des Kanarischen Archipels erfolgte nicht, mit Ausnahme Gran Canarias in der letzten Phase, durch königlich spanische Truppen. Sie erfolgte durch Abenteurer, verarmte Adelige, die als „Lizenznehmer“ der Krone auftraten und aufbrachen Gold, Silber, Sklaven und was sonst noch entdeckt werden konnte und Wert hatte, Gewinn bringen nach Spanien zu schaffen. Da selber mittellos, trieben sie wie Rohstoff Explorateure Geldgeber auf, die sie finanzierten. Und die wollten Profite sehen, schnelle und hohe Profite. Die Conquistadoren standen unter enormem finanziellen Druck.
Investoren mussten bei Laune gehalten werden. Weder auf den Kanaren noch in „Indien“ lief es nach Plan. Schnell war wertloses Land wie Fuerteventura erobert, aber wo Reichtum zu finden war wie auf Teneriffa oder im Aztekenreich, stiess man auf nicht erwartete übermächtige Menschenmassen, die den Tod nicht fürchteten und sich mit unglaublicher Todesverachtung, lediglich mit Holzstöcken, Steinen und Ähnlichem bewaffnet, in den Kampf warfen. Denn das irdische Leben war nur eine Zwischenstation für sie, es ging nahtlos anderen Ortes weiter und so wünschte man einem Sterbenden einfach „gute Reise“. Der Tod hatte keinen Schrecken.
So, wie heutzutage Elon Musk sein Cabrio in den Orbit schiesst, um seine Investoren bei Laune zu halten, so schickte Hernán Cortéz 1559 über La Coruña, die im Aztekenreich neu entdeckte exotische Frucht, die Tomate, als Geschenk an die Krone. Damit sollte gute Stimmung gemacht und die Investitionslaune aufrecht gehalten werden.
Der Begriff „Tomate“ entstand erst im 19. Jhd., abgeleitet aus dem aztekischen Begriff für das Gewächs „xitomati“. Was er genau bedeutet, darüber werden viele Mutmassungen verbreitet. Die fachlich solideste Meinung hat dazu vielleicht Rudolf van Zantwijk, der darauf hinweist, das „xi“ in den indigenen Sprachen, die in Chiapas gesprochen wurden, „rot gefärbt“ bedeutete und es so als zusammengesetztes Wort übertragen „rote Tomate“ bedeuten könnte. Tomaten, wie sie Cortéz sandte, hatten wenig mit jenen zu tun, die wir heute essen. Sie waren eher wie zu klein geratene rote Cherry Tomaten, kleine Beeren, kamen aber auch grün oder gold-gelb vor. Daher auch der italienische Begriff neapolitanischen Ursprungs „Pomo d’Oro“ – der goldene Apfel.
Hernán Cortéz stiess bei den Azteken auf grosse Tomaten Plantagen, die als Nahrung und auch rituell grosse Bedeutung hatten. Wie Bernal Díaz del Castillo, Mistreiter von Cortéz, in seinen Aufzeichnungen über die Conquista des Azteken Reiches berichtet, wurde dem Gast eine Schale frischer Tomaten mit Salz und Pfeffer als Willkommensgruss gereicht. Man geht davon aus, dass die Tomatenplantagen im 700 Jhd. v.C. bei den Mayas und Azteken entstanden, die sie wiederum davor in Bolivien, Chile und Ecuador kennen lernten.
Einmal in Europa, verbreiteten Portugiesen die Tomate schnell in ihren asiatischen Besitzungen wie den Philippinen und begannen sie dort zu kultivieren. Und auch nach Indien war es nicht mehr weit. Die Tomate war in einem Schlag, in nur einem Jahrzehnt, über den gesamten Erdball verbreitet worden.
Neapel – die Pioniere der kulinarischen Tomate.
Als spanisches Besitztum erreichte die exotische Tomate schnell Neapel. Dort nahm sich der Botaniker und Medicus Pietro Andrea Mattioli (* Siena 1501 – † Trient 1577), prominenter Leibarzt von Ferdinand II. und Maximilian II., die Tomate wissenschaftlich vor. Er benannte sie erstmalig als „Pomo d’Oro“, also goldener Apfel und klassifizierte sie als Nachtschatten Gewächs, als Alraunen Art, wobei er richtig und falsch lag. Verwandt ja, aber eigene Art. Und so galt sie sofort als giftig und ungeniessbar, wurde gemieden aber wegen der hübschen, exotischen Art im wohlhabenden Umfeld als Zierpflanze oder als Dekoration verwendet.
So ganz falsch ist das mit der Giftigkeit auch nicht, denn alles Grüne der Tomate, auch wenn sie selbst noch grün ist, die Rispe und auch der Blütenstiel, den einige faule oder unwissende Köche nicht aus der Tomate schneiden, sind giftig. Und wer seinen Tomatensalat bis heute mit den Stielresten gegessen hat, sollte dies ab morgen besser nicht mehr tun. Zugegeben, damit die giftigen Alkaloide und Solanine merkbar ihre Wirkung zeigen, also Schwindel, Sehstörungen, Erbrechen und Durchfall verursachen, sollte mindestens ein Kilo, möglichst noch völlig grüner Tomaten mit Stengel und Blüte, in einem Zug gegessen werden. Wer eine letale Dosis anstrebt, hat schon mehr vor und sollte sich mindestens drei Kilo, wie beschrieben, vornehmen. Da die Tomate zu 80% aus Wasser besteht, wenig dicht ist, ist die benötigte Menge nicht mehr auf einem Teller sondern nur noch in einem Wassereimer zu servieren. Da braucht es schon einen grossen und robusten Magen.
Pitton de Tournefort (* 1656 Aix-en-Provence – † 1708 Paris), Botaniker, Entdeckungsreisender und Chef des königlichen Gartens in Paris, war der Erste, der die Tomate als völlig eigenständiges Gewächs erkannte. Er benannte die Tomate „lycopersicum“, aus dem Griechischen für Wolf und Aprikose. 1753 verfasst Karl Linnaeus einen Artikel in der Encyclopedia Britannica über die Tomate und fügt vor das „lycopersicum“ noch ein „solanum“ hinzu und so hiess sie nun „solanum lycopersicum“ – Nachschatten Aprikosen Wolf. Zur „tomato“ wurde sie aber erst durch den amerikanischen Supreme Court ein Jahrhundert später.
Zur gleichen Zeit berichteten Segler, mittlerweile war der Handel mit Lateinamerika explodiert und ganze Flottenverbände waren nur damit befasst, die Reichtümer Lateinamerikas nach Europa zu transportieren, dass Ureinwohner der neuen Welt Schüssel weise Tomaten assen, diese wohlschmeckend seien und völlig ungiftig. Und so trat die Tomate ihren kulinarischen Siegeszug alsbald in Neapel an. Es wurden Soßen aus ihr hergestellt, bald und die original Pizza Napoletana gebacken oder zusammen mit Pasta serviert.
Die Iberische Halbinsel zog nach. Tomaten wurden auch dort hauptsächlich für die Herstellung schmackhafter Soßen eingesetzt. 1745 ist erstmals ein Rezept für Tomatensoße in einem spanischen Kochbuch zu finden und 1753 wird in in einem englischen Kochbuch die Tomate erstmalig in Form eines Rezeptes für Tomaten Suppe erwähnt.
Aufschwung der Tomate in den USA.
Auch in den USA tritt die Tomate als Suppe ihren Siegeszug an, jedoch erst 1869. Wie könnte es anders sein, als Convenience Food, im 1810 vom französischen Konditor Nicolas Appert erfundenen Konservierungsverfahren, der damit einen von Napoleon ausgeschriebenen sagenhaften Preis von 12.0000 Goldfranc gewann. Als Verpackung kam in USA nicht die französische Variante des Glasgebindes zum Zuge, sondern die im selben Jahr vom britischen Handelsunternehmer Peter Durant weiterentwickelten Blechdosen Version.
Der Obsthändler Joseph A. Campbell griff diese neue Technik auf, kombinierte sie mit dem wachsenden Interesse an der Tomaten Suppe und gründet zusammen mit dem Kühlgerätehersteller Abraham Anderson „Joseph A. Campbell Preserve Company“. Anderson schied bald aus dem Unternehmen aus. Es firmiert seitdem schlicht als „Campbell Soup Company“. Ein Unternehmen, das seit 150 Jahren unterschiedlichste Arten von Suppen und Fleisch konserviert. Ab 1869 gab es Tomaten Suppe nun auch als Konserve im amerikanischen Lebensmittelhandel.
Die Suppe ist auch heute noch fixer Bestandteil amerikanischer Fastfood Enthusiasten, die den Geschmack von mit Weizenmehl eingedickter, durch 10% Zucker, Geschmacksverstärker und Antioxidantien veredelten Tomatenpampe, lieben, die sich in einem 60 Sekunden Kochgang in der Mikrowelle anrichten lässt. Beim Genuss könnte man doch wieder zur Überzeugung kommen, die Tomate sei giftig und versteht, warum Campbell Soups in mediterranen Lebensmittelhandel vergeblich gesucht wird. Als Geschmacksverstärker wird übrigens E 508 eingesetzt, auf Deutsch Kaliumchlorid. Kaliumchlorid, gespritzt auch zum Einschläfern von Tieren oder als Bestandteil des Giftcocktails der Todesspritze amerikanischer Hinrichtungen in Verwendung, da es bei ordentlicher Dosierung zu Herzstillstand führt. Wohl bekomm’s.
Übrigens dürfte der Obständler Joseph A. Campbell auch eine weitaus bekömmlichere Variante der Tomaten Suppe entwickelt haben, die er vielleicht nur sich selber zubereitete. Die amerikanische Kochbuch Autorin Maria Parlo (* 1843 – † 1909) referenziert Campbell als jenen, der erstmalig ein Tomaten Suppen Rezept in den USA veröffentlicht hätte. Man kann davon ausgehen, dass er kein Kaliumchlorid zusetzte.
1883 gehen in den USA die Wogen noch einmal in Sachen „solanum lycopersicum“ hoch, denn der amerikanische Kongress beschloss, zum Schutz des heimischen Gemüseindustrie, einen protektionistischen Einfuhrzoll von 10%. Das schadete den Geschäften des Tomaten Importeurs John Nix massiv, worauf er sich entsann, dass ja eigentlich die Tomate kein Gemüse sondern eine Beere sei, somit vom Einfuhrzoll nicht betroffen wäre. Der amerikanische Zoll wollte sich auf solche spitzfindigen botanischen Diskussionen nicht einlassen und verzollte auch die Tomate mit 10% import tax. Amerikaner klagen gerne und so ging Nix durch alle Instanzen bis zum Supreme Court, dass schlussendlich gegen ihn entschied. Es benannte die „solanum lycopersicum“ in seinem Rechtsspruch erstmalig offiziell als „tomato“, die seitdem in den USA rechtlich zum Gemüse gehört.
Für John Nix ein schlechter Tag, nicht so für die amerikanische Landwirtschaft. So wurde es attraktiv, die immer grösser werdende Nachfrage nach Tomaten am Kontinent selber zu produzieren. Amerikaner machten das, was sie wirklich gut können. Sie machte das Business „big“! Riesige Plantagen entstanden und erst als China und Indien ansetzten auf der Weltbühne der Wirtschaft richtig mitzuspielen, wurde die USA auf Platz 3 der weltweit grössten Tomatenproduzenten verwiesen.
1984 – die Tomate wird ausserirdisch.
Im Jahr 1984 startete die NASA ihr Long Duration Exposure Facility (LDEF) Projekt, ein Labor, das in eine Umlaufbahn der Erde geschossen wurde, um dort die Langzeitwirkung kosmischer Strahlung zu erkunden. Einer der zentralen Forschungsschwerpunkte war heraus zu finden, wie lange Raketen Abwehrsysteme im All funktionsfähig bleiben. Da die NASA einige herbe Flops in dieser Zeit verbuchen musste und viele Amerikaner gar nicht begeistert waren, wie ihr Steuergeld im wahrsten Sinne des Wortes verpulvert wurde, Griff man zur amerikanischen Geheimwaffe, um das Image der NASA kräftig aufzupolieren: PR. Eine griffige und von jedem zu verstehende Kampagne musste her. NASA für alle!
Man schloss eine Kooperation mit einem grossen amerikanischen Saatguthersteller, belud das LDEF neben Raketen Abwehrsystemen mit Unmengen Tomaten Samen, die ganz nebenbei schön leicht sind und feuerte es medienwirksam 1984 ins Orbit. Der PR Gag sollte sein, dass nach der „long term exposure“ des Tomaten Samens dieser nach der Rückkehr zur Erde in 100.000 Päckchen verpackt werden sollte. Die Päckchen sollten alsdann USA weit an Schulen und Universitäten verschickt werden. Diese sollten aus dem nun ausserirdischen Samen Tomaten ziehen und beobachten, ob da irgendetwas eigenartiges zu wachsen beginnen würde. Tolle Idee. Passte auch irgendwie gut zum Hollywood Blockbuster E.T., der gerade 1982 die infantile Welt in Verzückung versetzt hatte. Besonders kreativ war die PR Agentur also nicht. Recht erfolgreich war die Aktion dann auch nicht, am besten, man sprach einfach nicht mehr über diese Peinlichkeit der NASA.
Nach 5 Jahren im Orbit wurde das LDEF von einem Spaceshuttle eingefangen und landete 1990 wieder sicher am Boden. Vom Verbleib der Tomatensamen ist nichts bekannt. Das Spaceshuttle „Discovery“, das die Mission durchgeführt hatte, hatte dieses mal keine Tomatensamen als PR Gag an Board, sondern etwas viel besseres: Sergej Konstantinowitsch Krikaljow. Das erste Mal flog ein Russe als Gast in einem Spaceshuttle mit. Wer erinnerte sich da noch an die Tomatensamen.
Hört sich alles wie ein schlechter Witz an, ist es aber nicht. Das ist Amerika. Nichts geht ohne einen grossen Schuss Pathos, Show und PR. Am Ende fliessen immer Tränen und das Gute gewinnt. Selbst für den Tomatensamen ging es gut aus. Heil kam er nach 5 Jahren unentwegtem Rotieren um den blauen Planeten auf die Erde zurück. Sein weiterer Verbleib ist mysteriös und unbekannt.