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Kultur + Lifestyle Reise

Teleférico del Puerto – hoch über Barcelona.

Teleférico del Puerto. Lohnt sich das?

Der 86 m hohe Turm Sant Sebastian der Teleférico del Puerto am Port Vell.

Der 86 m hohe Turm Sant Sebastian der Teleférico del Puerto am Port Vell.

Lohnt es sich, 11,- Euro einfach und 16,50 Euro ida y vuelta auf den Tisch zu blättern, um auf den Montjuïc zu gelangen? An belebten Tagen auch noch ewig an der Teleférico del Puerto anstehen zu müssen? Die Antwort ist überraschend einfach: Nein, es lohnt sich absolut nicht! Es gibt bessere, kostenlose oder 90 Cent Alternativen, um auf den Montjuïc zu kommen. Denn „Berg“ ist etwas übertrieben. Die „Berg“station Miramar der Teleférico del Puerto liegt auf exakt 57 m Seehöhe, was bei Häusern noch nicht einmal als Hochhaus durchgeht. Das schafft auch noch ein Rentner mit Gehstock zu Fuss. Um den Gipfel des Montjuïc komplett zu besteigen, sind noch weitere 116 Höhenmeter zu bewältigen. Dann steht der Barcelona Alpinist auf stattlichen 173 m Seehöhe. Das ist gerade mal 18 m mehr als die Taunusanlage in Frankfurt, die Türme der Deutschen Bank messen.

Und genau das war und ist eines der Probleme der an sich spektakulären Teleférico del Puerto, die nie Gewinne einfuhr. Die Seilbahn war als Bauwerk technisch ein bahnbrechendes und meisterliches Stück Ingenieurskunst, die Fahrt schwindelerregend und atemberaubend, der Blick ebenfalls, nur das Ziel enttäuscht. Denn obwohl einen die Mittelstation mit dem Jaum I effektvoll und das ist der einzige Sinn, auf luftige 119 m freischwebend über das Meer befördert, liegt die Bergstation auf mageren 57 m Seehöhe. Da hatte man sich für den Preis doch etwas anderes vorgestellt. Einen richtigen Gipfel oder ähnliches und nicht im unteren Drittel des Montjuïc ausgesetzt zu werden. In der Mittelstation, wie früher üblich, aussteigen ist auch nicht mehr und von oben am Berg keine Spur. Und nach zugegeben atemberaubender Fahrt, ist nach kurzen 2 Minuten und 30 Sekunden der Spass schon vorbei. Gut, wenn keine Rückfahrt gelöst wurde. Enttäuschung kommt auf besonders, wenn die Urlaubskasse knapp ist. Ein Mittagessen futsch.

Wer sollte also in die Teleférico del Puerto guten Gewissens einsteigen? Nur jene, die ein meisterliches Stück Ingenieurskunst der 1930iger Jahre hautnah erleben wollen. Einwenig Nervenkitzel verspüren und in einer 20ig-Personen Blechbüchse in 120 m Höhe über dem Meer schweben wollen. Für die Aussicht kann man es schon nicht mehr so empfehlen, denn die ist vom Castell de Montjuïc oder von den Bunkers del Carmel besser. Daher waren auch dort die Geschützbatterien, um Barcelona zu verteidigen.

Teleférico del Puerto. Anstehen will ich aber nicht!

Der 86 m hohe Turm Sant Sebastian der Teleférico del Puerto am Port Vell.

Der 86 m hohe Turm Sant Sebastian der Teleférico del Puerto am Port Vell.

Die Teleférico del Puerto hat eigenartige Betriebszeiten. Je nach Jahreszeit geht es erst um 10:30 oder 11:00 Uhr los und um 19:00 oder 20:00 Uhr ist Betriebsschluss. Wer eine halbe Stunde vor Betriebsbeginn zum Turm Sant Sebastian im Hafen kommt, muss in der Regel nicht anstehen. Er kann gemütlich die Karte lösen. Es ist aber absolut nicht ratsam, vormittags zu fahren, denn die Teleférico del Puerto nimmt man auch wegen dem Ausblick. Da Barcelona und alle sein herrlichen Bauwerke aber im Osten der Seilbahn liegen, startet der Fahrgast in ein diffuses Gegenlicht. Die Sicht auf die Stadt ist schlecht, Feuchte vom Meer liegt noch in der Luft und wer Barcelona fotografieren will, bekommt nur eine milchige Suppe präsentiert. Schade um das Geld. Wer schöne Aufnahmen des Hafens und der Stadt von der Seilbahn aus machen will und das wollen die Meisten, sollte erstens nachmittags fahren und zweitens beim Einsteigen allen höflich den Vortritt lassen. Dann steht der Fahrgast am Fenster und muss nicht um den besten Photoplatz kämpfen. Den hat er schon.

Gut 100 m über dem Hafenbecken in den 86 Jahre alten Kabinen der Teleférico del Puerto Barcelona.

Gut 100 m über dem Hafenbecken in den 86 Jahre alten Kabinen der Teleférico del Puerto Barcelona.

Wer im schönen Nachmittagslicht mit der Teleférico del Puerto fahren möchte und das sollte man unbedingt, sollte als Ausgangspunkt der Fahrt die Bergstation Miramar wählen, die aus der Stadt für 90 Cent mit der Buslinie 55 schnell und komfortabel erreicht werden kann. Aus nicht ersichtlichen Gründen wollen aber alle Touristen vom Hafen aus fahren. Menschenschlangen bilden sich am Turm Sant Sebastian am Port Vell, an der Bergstation Miramar steht keine Menschenseele. Und macht der Tourist die geplante Besichtigungstour am Montjuïc vormittags und mittags, kann er ohne Anstehen im schönen Nachmittagslicht in die Bahn einsteigen und in leerer Gondel Richtung Stadtviertel Barceloneta schweben.

Ganz schön alt: Blechbüchse mit Plexiglas – nichts für Ängstliche.

Gut 100 m über dem Hafenbecken in den 86 Jahre alten Kabinen der Teleférico del Puerto Barcelona.

Gut 100 m über dem Hafenbecken in den 86 Jahre alten Kabinen der Teleférico del Puerto Barcelona.

Anlässlich der Weltausstellung 1929 wollte sich Barcelona mit einem imposanten Bauwerk, das die Stadt auf der Technologischen-Höhe jener Zeit zeigen sollte, präsentieren. Paris hatte es 1889 mit dem Eifelturm vorgemacht. Eine technisch verwegene Konstruktion nahe des Machbaren, dass zum Touristenmagnet und zur Forschungsstätte wurde.

So kam die Idee eine Hafenseilbahn zum Ausstellungsgelände der Weltausstellung zu bauen. Gerade erst war die österreichische Zugspitzbahn eröffnet worden, was weltweit für Aufsehen sorgte. Die Konstruktion und Umsetzung durch das Unternehmen Adolf Bleichert & Co unter der Leitung des Ingenieurs Friedrich Gründel war so verwegen, dass das Unternehmen weltbekannt wurde. Und so wurde Adolf Bleichert & Co mit der Umsetzung des Projektes beauftragt, Friedrich Gründel entwarf und setzte um. Und in der Tat stellte sich heraus, dass das Projekt tatsächlich so anspruchsvoll war, dass es erst zwei Jahre nach der Weltausstellung am 12. September 1931 in Betrieb gehen konnte.

Die Bahn startete vom 86 m hohen Turm Sant Sebastian, der mittels Aufzug zu erreichen war und damals noch kein Restaurant besass, zur Mittelstation, dem 119 m hohen Turm Jaum I, der bis 1966, als in Österreich Kaprun III in Betrieb ging, die höchste Seilbahnstütze der Welt bliebt. In Jaum I musste umgestiegen werden. Es gab ein Restaurant, Aussichtsterrasse und einen Aufzug. Von da ging es dann weiter zur Bergstation Miramar auf bescheidene 57 m Seehöhe.

Ein wirtschaftlicher Erfolg wie der Eifelturm wurde die Bahn nie. Das hatte und hat viele Gründe. Zum einen bieten sich unzählige bessere und kostenlose Aussichtspunkte auf Barcelona an, der Eifelturm hat hier eben keine Konkurrenz zu fürchten und der spanische Bürgerkrieg, der fünf Jahre nach der Eröffnung begann. Die Bahn wurde eingestellt, Jaum I diente als MG Stützpunkt und Flieger schossen daher einiges der Seilbahn kaputt. So rostete die Bahn bis Ende der 1950iger vor sich hin und sollte als Schandfleck abgerissen werden.

Dem Projektleiter der Teleférico del Puerto Friedrich Gründel ist es zu verdanken, dass es die Bahn heute noch gibt. Er setzte sich massiv für die Erhaltung ein und sanierte sie zusammen mit der hierfür gegründeten Teleféricos de Barcelona, S.A. 1963 ging die Bahn wieder in Betrieb, der Turm Sant Sebastian nun mit Restaurant, in der Mittelstation wurde nicht mehr umgestiegen sondern durchgefahren und wieder fuhr die Bahn keine Gewinne ein. Für Instandhaltung war kein Geld vorhanden und so wurde sie 1995 wegen desolatem Zustand aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Es folgte eine Nachdenkphase, die Stadt beschloss, die historisch bedeutende Bahn zu erhalten. Neue Trag- und Zugseile wurden gezogen und im Jahr 2000 eröffnete die Bahn zum dritten Mal in ihrer Geschichte.

Der Besucher hat heute noch das Vergnügen, in den nun 86 Jahre alten original Gondeln die Fahrt anzutreten. Besonders Menschen, die moderne Gondeln gewohnt sind, die satt und sanft über ein Tragseil schweben, werden erschrecken. Der Gast steht in einer kleinen „Blechbüchse“ auf dünnem Blech und man ist sich irgendwie nicht ganz sicher, ob der Boden unter der Last der 20 Fahrgäste nicht jeden Moment wegbrechen könnte. Rund 120 m freischwebend über dem Wasser ein mulmiges Gefühl und auch die dünnen Seitenwände und die klapprigen Fenster und Türen ohne Sicherung wirken nicht vertrauensbildend. Dazu wackelt und schaukelt es ziemlich. Für ängstliche Menschen oder jene, die Höhenangst haben, wird die Fahrt zur nervlichen Zerreißprobe. Die Aussicht werden sie kaum geniessen können.

Richtig billig. Mit dem Funicular de Montjuïc auf den Berg.

Blick aus der Gondel der Teleférico del Puerto auf Barcelona, kurz nach der Aussfahrt aus der nur 57 m hoch gelegenen Bergstation Miramar am Montjuïc.

Blick aus der Gondel der Teleférico del Puerto auf Barcelona, kurz nach der Aussfahrt aus der nur 57 m hoch gelegenen Bergstation Miramar am Montjuïc.

Wer nur auf den Montjuïc möchte, um sich dem herrlichen Ausblick hinzugeben und die kulturellen Schätze am Berg zu erkunden, braucht wahrlich keine Seilbahn. Vier interessante Alternativen bieten sich an.

Da ist zum Einen das Funicular de Montjuïc, eine Standseilbahn, die zur Weltausstellung errichtet wurde, vorwiegend tunnelgeführt ist und in zwei Minuten Fahrzeit 76 Höhenmeter auf einer Strecke von 758 m überwindet. Die Tal-Station liegt an der Metro L2, L3 am Kloster St. Paul del Camp. Da sie Teil des erstklassigen städtischen Verkehrsnetzes ist, kann sie mit der normalen Fahrkarte benutzt werden. Löst man sich an den Automaten der Metro eine Punktekarte, kostet die Fahrt, je nach Karte die gewählt wurde, plus minus 90 Cent.

Wer möglichst nahe an die Seilbahnstation Miramar möchte, nimmt den Bus No. 55. Wer ganz auf den Montjuïc oder direkt vor der Fundació Joan Miró aussteigen will, nimmt die Linie 150. Alles wieder für rund 90 Cent aus der Stadt.

Geniesser hingegen gehen zu Fuss, denn auf gut angelegten Wegen muss man nicht besonders sportlich sein, um auch bei heissem Wetter die 173 Höhenmeter des Montjuïc zu erklimmen. Viele Wege führen hinauf und welcher der Schönste ist, das ist Geschmack Sache. Hier sei für jenen, der durch einen der schönsten Themenparks Europas führt, plädiert: Der Weg durch die Anlage Jardins de Mossèn Costa i Llobera. Nicht weit vom Kolumbus Denkmal findet sich der Eingang und über verschlungene Wege erreicht der Spaziergänger, immer mit herrlicher Aussicht auf den Hafen, die Bergstation Miramar. Viele Bänken laden ein, im wunderschönen Park zu verweilen. Wer braucht da einen Bus?

Das Leihfahrrad System von Barcelona – perfekt!

Das Leihfahrrad System von Barcelona – perfekt!

Eine vierte, reizvolle Alternative wäre das exzellente städtische Leihfahrrad System. Damit lassen sich alle Sehenswürdigkeiten am Berg schnell erreichen und als Abschluss kann über eine der Strassen direkt wieder ins Zentrum gebraust werden. Die Leihfahrräder sind überaus beliebt, weil sie die schnellste Möglichkeit darstellen, durch die Stadt zu kommen. Einen Haken hat die Geschichte: Die Chipkarte, mit der man Zugang zum System hat, wird nur an Personen mit Wohnsitz in Spanien und Steuernummer ausgegeben. Die vielen privaten Fahrrad-, Zagway- und Rollervermieter liefen dagegen Sturm, auch Touristen diesen Service zugänglich zu machen. EU konform ist diese Diskriminierung sicherlich gegen EU Touristen nicht. Wer Lust hat zu streiten, könnte wohl erfolgreich klagen. Vielleicht eine Idee für einen jungen Anwalt: Erstklassige Eigen-PR europaweit garantiert!

Jardins de Mossèn Costa i Llobera und Parque del Mirador del Poble-sec.

Die Gärten Jardins de Mossèn Costa i Llobera am Montjuïc Barcelona.

Die Gärten Jardins de Mossèn Costa i Llobera am Montjuïc Barcelona.

Wer es eilig hat, ist schnell durch die Jardins de Mossèn Costa i Llobera durch. Es sind ja nur knapp sechzig Höhenmeter und der Grossteil ist am Ende des Parks zu nehmen, wenn man die steilen Stufen zum Parque del Mirador del Poble-sec hinauf muss, um ihn durch eine Pforte zu betreten. Dort, wo die Bergstation Miramar der Teleférico del Puerto liegt.

Die Jardins de Mossèn Costa i Llobera sind nach dem gleichnamigen mallorquinischen Priester und Poeten benannt (1854 – 1922), der u.a. in Barcelona studierte und sein romantisches Werk Landschaft und Natur widmete, teils in Katalan verfasst und später zum Domherren der Kathedrale von Mallorca berufen wurde.

Die wunderschönen Gärten erstrecken sich über eine Fläche von drei Hektar am Fusse des Montjuïc. Sie werden von einem nicht sichtbaren komplexen Bewässerungssystem durchzogen, das die Pflanzenpracht gedeihen zu lässt. Unzählige exotische Pflanzenarten aus aller Welt werden hier kultiviert und gedeihen wundervoll, da am Fusse des Berges, durch die windgeschützte Hanglage, ein besonderes Mikroklima herrscht, das feuchter und drei Grad wärmer als im Umfeld ist. Viele Endemiten der kanarischen Inseln sind auch zu finden, Wolfsmilch-Gewächse wie der kanarische Cardon oder die kanarische Palme. Angelegt wurden die Gärten 1970 unter Anleitung von Joan Pañella Bonastre. Sie wurden 1987 von der New York Times zu einer der zehn schönsten Parkanlagen weltweit gewählt. Vielleicht etwas zu ambitioniert, aber es schmeichelt und ist Ansporn.

Der Mirador und Park Parque del Mirador del Poble-sec mit herrlicher Aussicht über Barcelona.

Der Mirador und Park Parque del Mirador del Poble-sec mit herrlicher Aussicht über Barcelona.

Am Ende der Gärten durchsteigt der Besucher eine steile Treppe, um in den Parque del Mirador del Poble-sec zu gelangen. Im Zuge der Weltausstellung 1929 kaufte die Stadt Grundstücke am Montjuïc an und liess sie von Jean-Claude Nicolas Forestier gestalten. So entstand der kleine Park, der schöne Ausblicke über Hafen und Stadt ermöglicht. Dem einen oder anderen werden die drei grossen historischen und denkmalgeschützten Backstein Schornsteine auffallen. Kaum jemanden kennt ihre Geschichte.

Die drei AEG Schornsteine.

Das Unternehmen Fuerzas Electricas de Cataluña mit den drei historischen AEG Schornsteinen in Barcelona.

Das Unternehmen Fuerzas Electricas de Cataluña mit den drei historischen AEG Schornsteinen in Barcelona.

1883 wurde AEG, die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft gegründet, die anfänglich noch als Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Electricität firmierte. Rasant stieg sie zu einem der größten Elektrounternehmen weltweit auf. Schon 1886 wurde die Elektrizitätswerke Compañía Barcelonesa de Electricidad mit Know-how und finanziert von AEG gegründet, Pionier in der Elektrifizierung spanischer Städte noch vor Madrid. Wieder waren die Katalanen den Kastiliern weit voraus. Bilbao, Sevilla, Madrid folgten auf Basis von AEG Investitionen in Spanien später.

Über die Jahrzehnte durchlief der Pionier in der spanischen Elektrifizierung, Compañía Barcelonesa de Electricidad, eine wechselhafte Geschichte, vor allem in Zeiten des spanischen Bürgerkrieges. Im Zuge der Liberalisierung des europäischen Energiemarktes, ging das Unternehmen in die Hände des kastilischen Unternehmens Endesa, S.A. das heute mehrheitlich vom italienischen Enel Konzern kontrolliert wird.

Das Unternehmen Fuerzas Electricas de Cataluña mit den drei historischen AEG Schornsteinen in Barcelona.

Das Unternehmen Fuerzas Electricas de Cataluña mit den drei historischen AEG Schornsteinen in Barcelona.

Viel tat sich, viel veränderte sich. Was geblieben ist, sind die drei AEG Schornsteine, als historisch viel zu wenig beachtetes Denkmal. Dass es sie noch gibt und dass sie so schön als Industriedenkmal in den Himmel ragen, ist den „Barceloneses“, wie sich die Bürger Barcelonas selber nenne, zu verdanken. Keine andere Stadt weltweit verstand und versteht es so gut, ihre Geschichte und Traditionen zu bewahren und sich im gleichen Atemzug modern in die Zukunft zu entwickeln. Und das kontinuierlich seit über zweitausend Jahren. Das macht wohl den Erfolg dieser Stadt aus, die seit Jahrhunderten Metropole war, ist und sein wird.

Montjuïc – der Sightseeing Iron Man von Barcelona.

Das Castell de Montjuïc in Barcelona.

Das Castell de Montjuïc in Barcelona.

Der Montjuïc ist ein erlebnisreicher Berg mit viel Geschichte. Wo der Name herkommt, ist umstritten, wahrscheinlich bedeutet er aber Berg der Juden. An der einsamen Ostseite befindet sich ein mittelalterlicher jüdischer Friedhof. So liegt diese Erklärung nahe.

Dominiert wird der Montjuïc durch das bei Katalanen verhasste Castell de Montjuïc aus dem Jahr 1751. Ursprünglich gebaut, um die Stadt zu schützen, wurde es bald Symbol der Unterdrückung der Katalanen. Kastilier besetzten es mit den Bourbonen, um die Katalanen in Schach zu halten und kaum war man die los, nahmen es die Franco Getreuen im spanischen Bürgerkrieg ein, machten daraus ein gefürchtetes Gefängnis und exekutierten in ihm Katalanen, die ihnen nicht zu Gesicht standen.

Angenehmere Erinnerungen bergen die nicht weit entfernten Sportstätten, wie das Stadion aus dem Jahre 1929, in dem 1992 die olympischen Sommerspiele stattfanden. Oder der leider nicht mehr genutzte Circuit de Montjuïc, auf dem in den 1950igern und 1960igern der grosse Preis von Spanien und Motorrad WM Läufe ausgetragen wurden.

Einheimische nutzen den Montjuïc seit Jahrhunderten als Naherholungsgebiet. In Zeiten, in denen die Gesellschaft noch nicht so mobil war, war der Montjuïc fixer Bestandteil der Sonntagsausflügler. Vor allem waren auch die vielen frischen Quellen, die an ihm entspringen, beliebt. Touristen treten jedoch hier meist zum Sightseeing Iron Man an, denn es gibt enorm viel zu sehen.

Der Telefonica Funkturm am Montjuïc neben dem Olympiastadion.

Der Telefonica Funkturm am Montjuïc neben dem Olympiastadion.

Ist das Castell de Montjuïc besucht und die herrliche Aussicht über Hafen und Stadt von dort genossen, ist wahrlich eine lange Liste „abzuarbeiten“, ein Pflichtprogramm, das der eifrige Tourist gesehen haben muss. Neben dem Telefonica Funkturm zum Beispiel der Hochstrahlbrunnen, die Font magica de Montjuïc, die Freitag und Samstag abends farbig angeleuchtet wird. Das Olympiamuseum samt Stadion, die Fundacio de Miro, das katalanische Archäologiemuseum, die Jardins de Mossèn Costa i Llobera, der Parque del Mirador del Poble-sec, das Funicular de Montjuïc und und und. Wahrlich touristischer Extremsport, im Grenzbereich der Aufnahmefähigkeit von Geist und Füssen.

Der Kunst-, Design- und Architekturliebhaber könnte sich beim Besuch des Montjuïc aber auch, neben einem Spaziergang in den Jardins de Mossèn Costa i Llobera, auf die Fundacio de Miro und natürlich den Mies van der Rohe Pavillon als Tagesprogramm puristisch beschränken.

Der deutsche Pavillon der Weltausstellung 1929 von Mies van der Rohe am Montjuïc Barcelona mit den berühmten Barcelona Sesseln.

Der deutsche Pavillon der Weltausstellung 1929 von Mies van der Rohe am Montjuïc Barcelona. Im Patio die Statue Der Morgen des Bildhauers Georg Kolbe.

Der Mies van der Rohe Pavillon samt der für ihn eigens entworfenen Möbel, wie der legendäre Barcelona Sessel, ist eine Designikone und begründete eine neue Ära der Architektur. Die statische Befreiung des Innenraums von tragenden Wänden, um so den Innenbereich fliessen frei, nur mit Trennwänden wo angebracht, gestalten zu können und die Einbeziehung des Aussenbereichs durch grosse Glasfronten, war ein revolutionärer Schritt in der Architektur. Verstehen kann das nur jener richtig, der dieses Meisterwerk mit den in den 1930igern üblichen Bauformen vergleicht.

Auf der Weltausstellung 1929 wollte sich die Weimarer Republik modern präsentieren und zeigen, zu welcher Präzision in der Ausführung deutsche Ingenieure und Handwerker in der Lage waren. Das gelangt. Schändlicher Weise wurde der Pavillon nach der Weltausstellung einfach abgerissen und da er aus derart hochwertigen Materialien gefertigt war, die Baustoffe verkauft.

Der deutsche Pavillon der Weltausstellung 1929 von Mies van der Rohe am Montjuïc Barcelona mit den berühmten Barcelona Sesseln.

Der deutsche Pavillon der Weltausstellung 1929 von Mies van der Rohe am Montjuïc Barcelona mit den berühmten Barcelona Sesseln.

1983 dämmerte es der Stadtverwaltung von Barcelona, welcher Frevel begangen wurde, dieses Kunstwerk einfach abzureissen. Es wurde originalgetreu samt Möbel rekonstruiert und am Originalplatz neu errichtet und ist seit 1986 zu besichtigen. Nur Banausen durchstreifen ihn im Eiltempo. Niemand drängt den Besucher, richtig viel los ist selten, wohl auch wegen dem nicht allzu knappen Eintritt. Das Bauwerk muss wirken, es braucht Zeit um zu spüren, wie es denn wohl wäre in diesem Objekt zu leben.

Essen und wohnen am Montjuïc – muss das sein?

Das Hotel Miramar am Parque del Mirador del Poble-sec am Montjuïc Barcelona.

Das Hotel Miramar am Parque del Mirador del Poble-sec am Montjuïc Barcelona.

Direkt am Parque del Mirador del Poble-sec gibt es zwei Adressen, um zu speisen und zu wohnen. Das fünf Sterne Haus Miramar bietet allen Komfort auf riesigem Gelände. Spa und das übliche Wohlfühlprogramm in Gettoatmosphäre. Die Zimmer haben teils phänomenale Ausblicke auf den Hafen und das Meer, unbestritten. Schon ab 200,- Euro kann dem 8 Stunden Schlaf nachgegangen werden. Natürlich ohne Blick aufs Meer. Schönheitsfehler: Barcelona ist eine enorm pulsierende, lebendige und junge Stadt. Das Leben spielt sich abends unten ab, am Stadtstrand zum Beispiel, nicht am Montjuïc. Wer sich luxuriös zurückziehen möchte, kann dies anderen Orts besser, schöner, preisgünstiger.

Das Restaurant Martinez am Parque del Mirador del Poble-sec am Montjuïc Barcelona.

Das Restaurant Martinez am Parque del Mirador del Poble-sec am Montjuïc Barcelona.

Zum Speisen lädt das Martinez mit herrlichem Ausblick auf den Hafen. Die ausgehängte Karte droht bereits dem Ortskundigen mit höchst anspruchsvollen Preisen. Sie dürften 40 % Aussichtsgebühr enthalten. Das Touristenpärchen, das den ganzen Tag mit Selfistick unterwegs war, um das passende facebook Bild vom Urlaub zu schiessen und dabei aus den Augen verloren hat, dass nicht das eigene Konterfei sondern die Sehenswürdigkeit im Hintergrund die Attraktion darstellt, ist hier gold richtig. Einheimische machen sich nicht extra aus der Stadt auf den Weg, im Martinez zu speisen. Viel zu viele erstklassige und gar nicht teure aber sehr coole Restaurants gibt es in der angesagten Metropole.

Das Restaurant Martinez am Parque del Mirador del Poble-sec am Montjuïc Barcelona.

Das Restaurant Martinez am Parque del Mirador del Poble-sec am Montjuïc Barcelona.

Flanieren bei den Reichen und Schönen – One Ocean Port Vell.

Port Vell der alte Hafen von Barcelona, heute Yachthafen für die größten Luxusyachten der Welt.

Port Vell der alte Hafen von Barcelona, heute Yachthafen für die größten Luxusyachten der Welt.

Wer sich einwenig vom üblichen touristischen Trubel fern hält, kann am Montjuïc einen ganz herrlichen Tag verbringen. So, wie es viele „Barceloneses“ am Wochenende dort tun oder gegenüber an den Bunkers del Carmel. Auch wenn die „Barceloneses“ mittlerweile zurecht entnervt sind, dass ihre Stadt derart von Touristen gestürmt wird, gibt es doch viele Ecken, die wunderschön und verschont geblieben sind.

Ob man nun am attraktionsreichen Montjuïc oder den Bunkers del Carmel den Tag verbracht hat, am Abend wird es Zeit in die Stadt hinabzusteigen. Wer am Montjuïc war, sollte nicht verabsäumen, durch den alten Hafen Barcelonas, den Port Vell, zu schlendern. Schon die Römer nutzten ihn aber nachdem er zunehmend verlandete, wurde 1438 ein neuer Hafen nördlich in Betrieb genommen. Heute ist er der Yachthafen der Superreichen. Yachten wie die „Dilbert“ legen hier an. Mit ihren 157m Länge besass der Oligarch Alisher Usmanov kurzfristig die größte Yacht der Welt, wurde aber bald darauf von der Eclipse mit 162,5 m Länge, Spielzeug des ebenfalls russischen Oligarchen Roman Abramovich, abgelöst. Steht man neben diesen mehrstöckigen imposanten Riesen, möchte man eher von Dampfer als von Yacht sprechen.

Port Vell der alte Hafen von Barcelona, heute Yachthafen für die größten Luxusyachten der Welt.

Port Vell der alte Hafen von Barcelona, heute Yachthafen für die größten Luxusyachten der Welt.

Abends über den Port Vell an der Strandpromenade zum Stadtstrand zu spazieren, ist etwas, das sich der Barcelona Besucher nicht entgehen lassen sollte, um in die Atmosphäre dieser wunderbaren Stadt einzutauchen. Am Stadtstrand angekommen, bieten sich viele Bars und Restaurants an, für vernünftiges Geld bei guter Leistung den Abend zu beginnen. Zu beginnen, wohlgemerkt, denn der zieht sich in Barcelona bis weit in den Morgen hinein. Die Katalanen sind Zerrissene: „Seny y rauxa“ – so sehen sie sich selber, was soviel bedeutet wie Fleiss, Disziplin und rauschhafte Erregung. Sie können wahrlich beides perfekt und daher sind die Nächte in Barcelona lang und erlebnisreich.

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