Playa de las Canteras – noch 1880 nur eine lange, sandige Landenge.
Der Stadtstrand von Las Palmas Gran Canaria, der Playa de las Canteras, wird oft mit der berühmten Copacabana verglichen. Und tatsächlich kann sich der Playa in Sachen Schönheit, dem lebendigen Flair und der Grösse mit ihm messen. Beide sind rund 3 Km lang, nur die Copacabana ist deutlich breiter. Aber hier könnte der Playa de las Canteras, wenn er wollte, aufholen, wie noch zu lesen sein wird. Und auch ansonsten ist man sich recht ähnlich. Der Karneval in Rio de Janeiro, Las Palmas, St. Cruz und Venedig wurden zu den besten weltweit gekürt. Die engen historischen Verbindungen zwischen „Neuspanien“ und den Kanaren sind kulturell, kulinarisch und in der Sprache allgegenwärtig.
Hinter dem Playa de las Canteras liegt auch keine 6,5 mio. Metropole wie Rio an der Copacabana, doch das macht seinen besonderen Reiz aus. Alles ist gemütlicher, entspannter und vor allem sicherer als in Rio de Janeiro. Viele werden es nicht wissen, Las Palmas ist keine kleine Touristenstadt wie manch einer meint, sondern siebt grösste Stadt Spaniens mit 700 tsd. Einwohnern, die auch touristisch ist aber nicht nur. Bedenkt man, dass auf de gesamten kanarischen Archipel nur 1,7 mio. Menschen leben, ist das schon eine ziemliche Stadt auch verglichen mit Deutschland. Las Palmas ist in etwa so gross wie Frankfurt am Main und das ist die fünft grösste Stadt Deutschlands.
Einige der reichsten Spanier leben in Las Palmas. Traditionell sind die Kanaren eng mit dem Lateinamerika Handel verwoben und hier wurden und werden Vermögen gemacht. Kein Hafen zwischen Lateinamerika und Kairo kann mit grösseren Schiffen angelaufen werden als der Hafen Puerto de la Luz. Seit rund 500 Jahren legen hier Schiffe an und ab, kümmerten sich nie um die Handelsmonopole von Cadiz und Sevilla mit Neuspanien, denn Madrid war weit. Heute ist das Archipel und der Hafen EU Freihandelszone und man macht weiter wie eh und je. Hier gehen die Uhren anders. Die Kanarios waren schon immer eigenwillig.
Der Puerto de la Luz ist der Kontrapunkt zum Playa de las Canteras. Auf der Westseite des Istmo, der Landenge, die Las Palmas mit der Islote, der Felseninsel, verbindet, liegt der herrliche Sandstrand von las Canteras, die Ostseite wird vom Hafen gebildet. Heute erinnert nichts mehr daran: Noch 1850 war diese Landenge ein reines Sanddünen Feld, nur durch eine holprige Piste erschlossen, um die Waren von und zu den Schiffen zu bringen. Das Vulkangestein am südlichen Ende der Bucht wurde als Steinbruch genutzt, um das Baumaterial für die Kathedrale Santa Ana in der Vegueta von Las Palmas zu gewinnen. Las Canteras – die Steinbrüche, daher der doch recht eigenartige Name für einen herrlichen Sandstrand.
Für das 3 Km lange Dünenfeld interessierte sich niemand. Es war mehr hinderlich als von Nutzen. Monat für Monat werden durch die Westdünung, die ihren Ursprung in England oder Nordamerika hat, tonnenweise Sand heran gespült, der dann durch Winddrift teilweise über die Landzunge verfrachtet wurde. Dort bildeten sich Dünnen, der verbliebene Sand lagerte sich schlussendlich in Sotavento ab, der windabgewandten Seite und formte auch dort schöne Sandstrände. Wie dies einmal ausgesehen haben muss, kann heute noch am Istmo de la Pared auf Fuerteventura nachvollzogen werden, an dem die einzigartigen Strände von Costa Calma, Jandia liegen.
Mit der Sanddrift ist es aber in Las Palmas vorbei. Die Häuserfronten halten die Sandbewegung und Wind zurück. Der Stadtstrand an der Ostseite des Istmo, am Parque Santa Catalina, wird künstlich erhalten. Nur, die Häuserfronten können die Tonnen anlandenden Sandes nicht abhalten. Sie kommen nach wie vor Monat für Monat und so greift der Mensch ein und korrigiert die Natur. Immer wieder werden tonnenweise Sand abgetragen. Würde das nicht gemacht, wäre innerhalb weniger Jahre das Naturschwimmbecken zwischen Strand und vorgelagerten Klippen zum grossen Sandstrand geworden und wäre dann ähnlich breit wie die Copacabana. Da aber das ökologisch interessante Riff erhalten bleiben soll, greift der Mensch ein, was immer wieder zu grossen und kleinen Diskussionen führt. An einem mangelt es einem der schönsten Stadtstrände der Welt sicher nicht: An feinem, goldgelbem Sand. Davon kommt laufend mehr als den Anwohnern lieb ist.
Anfang des 20. Jahrhunderts änderte sich am Playa de las Canteras alles schlagartig. Waren Badefreuden am Meer, Segelyachten und ähnliches Thema der Aristokratie und einiger super reicher Familien, die sich zum Beispiel auf Madeira ganz unter sich vergnügten, wurde selbiges plötzlich auch dem aufstrebenden Bürgertum möglich. Recht zeitgleich begannen sich die Badestrände an der Copacabana und Playa de las Canteras rasant zu entwickeln.
1910 – der Tourismus am Playa de las Canteras startet seine Erfolgsgeschichte.
Briten hatten immer schon ein Auge auf die Kanaren geworfen. Als im 16. Jahrhundert der Handel mit Neuspanien, der neuen Welt, zu florieren begann, sah sich Großbritannien in seiner Vormachtstellung gefährdet und tat alles, um den Handel zu stören. Auch die Kanaren litten darunter. Britische Freibeuter im Dienste ihrer Majestät griffen die Kanaren an, blockierten den Hafen von St. Cruz, störten den Handel wo es nur ging. Sir Francis Drake malträtierte mit Husarenstücken die spanische Silberflotte, die Bukanier machten die Karibik unsicher, aber nichts half. Aus Lateinamerika, der Karibik und von den Kanaren waren die Spanier nicht wegzubekommen. Ein traumhaft schönes Relikt der spanischen Verteidigungskunst liegt unweit des Playa de las Canteras, das Castillo de la Luz, das den Hafen immer wieder erfolgreich verteidigte.
Doch die Zeit der Briten kam im 19. Jahrhundert. Sie traten als Händler auf und schafften von den Kanaren alles nur erdenkliche ins industriell boomende Grossbritannien, was das Archipel herzugeben hatte. Wein aus Lanzarote, den schon Shakespeare in den Lustigen Weibern von Windsor lobte, gebrannten Kalk für die Stahl-, Glas- und Bauindustrie, Natron für die Waschmittelerzeugung, Orchilla Flechten zum Färben von Textilien, Zucker, Zitrusfrüchte und mehr. Den Briten gefiel es gut auf den Kanaren. Das Klima war mild, mit überschaubarer Arbeit war viel Geld zu verdienen, vor allem, in dem man andere für sich arbeiten liess und so begannen sie die Kanaren nicht als Zwischenstation sondern als ihren Lebensmittelpunkt zu sehen. Stattliche Anwesen wurden in Las Palmas errichtet. Und parallel zum aufkommenden Boom seine Freizeit in Seebädern zu verbringen, wie es bei den Reichen und Schönen angesagt war, entdeckte man den heutigen Playa de las Canteras für sich. Schon 1910 wurden Plakate gedruckt und Zeitungsinserate geschaltet und so kamen in organisierten Gruppen die ersten Briten zum Badespass.
Gerade, als der neue Tourismus zum richtigen Erfolg ansetzen wollte, kam der Dämpfer: Weltkrieg I, Schluss mit Badespass für Touristen. Kanarios und Neu-Kanarios badeten trotzdem, denn die Kanaren sind nicht nur klimatisch die Insel der Glückseeligen: Ob Spanischer Bürgerkrieg, Weltkrieg I oder II, hier kam das nie so richtig an.
Doch kaum war der erste Weltkrieg vorbei, begann es umso ungestümer. Für die Roaring Twenties, die Goldenen Zwanziger, waren die feinsandigen Strände an denen man auch im europäischen Winter baden konnte wie gemacht. High-life, Badespass, Luxus und dass mit dem Dampfer von Europa oder Großbritannien in rund zwei Tagen zu erreichen. Ein Bauboom am Playa de las Canteras folgte, fast ausschliesslich britisch und eh man sich versah, war aus dem einsamen Dünenfeld der 1880iger 1925 ein bebauter und belebter Freizeitstrand geworden, an dem sich vornehmlich Briten tummelten. Darunter auch viel Prominenz. Agatha Christie liess sich dort 1927 für ihre Werke Der rätselhafte Mr. Quinn und Mrs. Marpel und die 13 Probleme inspirieren. Der Arzt und Bestseller Autor Archibald Joseph Cronin, verfasste dort 1933 gleich die Novelle Gran Canaria, die schon im Folgejahr von Hollywood verfilmt wurde. Alles gute Werbung. Heute würde man sagen Christie, Cronin et.al. waren Markenbotschafter.
Doch diesem gediegenen und feinem Stadt- und Strandleben versetzten die Schweden einen Schock, als sie in den 1960igern die pulsierende Stadt Las Palmas und den herrlichen Stadtstrand entdeckten, der mit neuen Flugverbindungen in einem Tag zu erreichen war. Ohne die geringsten Hemmungen stürmten sie halbnackt und trinkfreudig den Strand, in knapper Badebekleidung, die Damen auch schon „oben ohne“. Am spanischen Festland undenkbar auf dem stark lateinamerikanisch geprägten Archipel, obwohl streng katholisch, sah man dem Treiben interessiert zu und viele machten einfach mit.
Doch dann verliess den Playa de las Canteras das Glück. Andere Ecken der Kanaren wurden erschlossen. Die beiden Stuttgarter Architekten Gustav Schütte und Manfred Heneken entdeckten im wahrsten Sinne des Wortes zusammen mit dem Südflug Unternehmer Rul Bückle die bis dahin völlig unbekannten kilometerlangen weissen Sandstrände von Fuerteventura. Zügig begannen Sie den Fischerort Morro Jable in den frühen 1970igern zum Urlaubsparadies zu erschliessen. Aus der Not heraus entstand zusammen mit TUI der erste all-inklusive Club der Welt, noch vor Club Med, denn ausser kilometerlangen weissen Sandstränden und türkisfarbenem Wasser, gab es nichts. Der Club existiert heute noch als Club Aldiana. Das Grundstück für das erste Hotel, die Casa Atlantico, schenkte den Stuttgartern kurioser Weise der deutsche Ingenieur Gustav Winter, dem damals die Halbinsel Jandía auf Fuerteventura gehörte. Jener Gustav Winter, der 1928 das Kraftwerk CICER am Playa de las Canteras errichtet hatte (s.u.).
Aus Las Palmas wanderten Badegäste zum Playa Ingles ab, um in den traumhaften kilometerweiten Dünen von Maspalomas der aufkommenden FKK Welle zu frönen, „Hippies“ machten sich auf La Gomera breit, andere machten Aktivurlaub auf Teneriffa.
Mit dem Playa de las Canteras ging es bergab. Die wunderschöne 3 Km lange Strandpromenade Paseo marítimo siechte in einem morbiden Zustand dahin, bis sich 1991 die Stadtverwaltung an die mondänen Zeiten erinnerte, als am La Puntilla Gregory Peck als Kapitän Ahab unter der Regie von John Husten Mitte der 50iger den Hollywood Film Moby Dick drehte und sich die Weltprominenz am Playa de las Canteras ein Stelldichein gab. Man beschloss das Geld aufzubringen, dem unwürdigen Schauspiel ein Ende zu setzen.
Das Comeback des Playa de las Canteras.
Nun steht der Playa de las Canteras nach intensiver und gelungener Arbeit wieder als einer der schönsten Stadtstrände der Welt leuchtend dar. Vor allem die kilometerlange Fussgänger Zone, der Paseo marítimo, auf der nach den allmorgendlichen Reinigungseinsätzen absolutes Fahrverbot für jeden herrscht, macht den besonderen Reiz aus. Selbst die Polizei, die mit scharfen Augen wacht, dass der Paseo nicht nur sicher sondern auch schön bleibt, ist am Mountainbike mit Blaulicht am Lenker unterwegs.
Das weltweit einzigartige Flair des Playa de las Canteras entsteht durch die Vielfalt, die in dieser atemberaubenden Strandkulisse geboten wird. Stylisch gekleidete Geschäftsleute sitzen in Cafés, davor Sonnenanbeter unter Palmen, Schwimmer, Surfer, Strandvolleyballspieler, am La Puntilla Kulturveranstaltungen, der Real Victoria Club trainiert die Segel-Jugend, Sportclubs joggen – alles zur selben Zeit. Um dem Ganzen noch eines aufzusetzen, liegen malerisch verteilt, wie vor Jahrzehnten, klassische kleine Fischerboote am Strand, die auch noch täglich vor dem Riff fischen.
Damit das harmonisch funktionieren und die Herausforderung ist gar nicht klein, gibt es strikte Regeln, die von den allgegenwärtigen Gesetzeshütern in kurzer Hose am Fahrrad erbarmungslos durchgesetzt werden. Der Strand ist lang genug und so bekommt jeder seine Zone, Musik ist generell verboten. So herrscht an diesem riesigen Strand ein absolut ruhiges und entspanntes Flair. Dort toben sich die Surfer aus, etwas weiter die Strandvolleyball Spieler und die Sonnenanbeter werden nicht durch Musik oder Ballattacken in ihrer Ruhe gestört. Vor fliegenden Händler oder asiatischen Massagekünstlern, die einem z.B. am Stadtstrand von Barcelona den letzten Nerv und Ruhe rauben, wird der Strandbesucher ebenfalls geschützt. Was für eine Wohltat.
Wer das erste mal den Playa de las Canteras barfuss betritt, wird von seiner unglaublichen Sauberkeit begeistert sein. Wer früh aufsteht weiss warum. Jeden morgen rücken Traktoren bei Sonnenaufgang aus, die den gesamten Sandstrand durchsieben. Ist das erledigt, werden jeden Tag aufs neue die Liegestühle und Sonnenschirme aufgebaut. Glas ist am Strand verboten und wer denn unbedingt rauchen muss, wird angehalten sich einen bereitgestellten Aschenbecher mitzunehmen und nachher zu entsorgen.
Das der Playa de las Canteras, dem so schön neues Leben eingehaucht wurde, von Touristen nicht gestürmt wird, ist ein wahres Rätsel und er kann derzeit als Geheimtipp für einen besonderen Strandurlaub empfohlen werden. Direkt am Strand, am Paseo marítimo, sind recht günstig nette Hotels und Appartements in allen Kategorien zu buchen und auch an der Strandpromenade keine Spur von Abzocke. Der Café leche kostet wie auf den Kanaren üblich 1,50 Euro, klassische Restaurants bieten den Plato del día samt Caña für 6,50 Euro an. Das mag wohl daran liegen, dass sich der gesamte Strand eher als Strand der Einheimischen sieht. Die Bewohner von Las Palmas lieben ihren Strand und verbringen dort möglichst viel ihrer Freizeit, am liebsten mit der gesamten Familie. Daher herrscht immer ein reges aber angenehmes Treiben am Paseo nur morgens um 8 Uhr ist es sehr ruhig. Frühaufsteher sind die Einheimischen nicht. Die ersten Cafés sperren auf und man kann die herrliche Szenerie bei einem Frühstück ganz in Ruhe geniessen.
Sandstrand und Riff – eine natürliche Perle.
Die Bucht von las Canteras spannt sich von der Nordspitze genannt La Puntilla bis zur Südspitze Le Lloret, der ehemaligen Fischfabrik. An der Südspitze liegt das monumentale Konzerthaus Alfredo Kraus und zwei Schiffsmolen, die Los Muellitos, an denen sich vor allem junge Leute am Abend gerne zum Sonnenuntergang treffen. Gegenüber liegt das frequentierteste Einkaufszentrums Spaniens Las Arenas.
Richtung Norden erstreckt sich von Le Lloret der Playa Cicer, der ein drittel des Strandes ausmacht. Er war lange Zeit nicht zugänglich, da hier 1928 das zentrale Kraftwerk Gran Canarias errichtet wurde, unter der Leitung des auf Fuerteventura Legenden umwobenen deutschen Ingenieurs Gustav Winter, der ehrfurchtsvoll Don Gustavo genannt wurde. Das Kraftwerk ist nicht mehr im Betrieb, steht als Teilruine. Der Strandabschnitt wird derzeit als letzter saniert, die Reste des Kraftwerks sollen zu einem Sportzentrum umgebaut werden. Die Arbeiten sind gerade in vollem Gange. Geblieben ist vom Kraftwerk der heutige Name Playa Cicer (Colonial Electricity and Irrigation Company kurz CICER) und ein Rest der Kühlrohre des historischen Kraftwerks, die bei Ebbe zum Vorschein kommen.
Der Playa Cicer ist die Wiege des Surfsports in Gran Canaria der hier 1970 startete. An diesem Strandabschnitt fehlt das vorgelagerte Riff und so kann die Westbrandung ungehindert auf den Strand laufen. Sie baut eine lang laufende Weltklasse Welle auf, die nicht selten schön geformte 4, 5 m Wellen hervorbringt. Am späteren Nachmittag füllt sich das Line-up mit Locals, denen man von der Mole aus im schönen nachmittags Licht beim Abreiten der Wellen zusehen kann. Wer dabei Lust aufs Surfen bekommt, kann sich gleich gegenüber der Mole bei der Surfschule zu einem Kurs anmelden.
Der Badebetrieb findet in den durch das Riff geschützten Strandteile statt: Der Peña de la Vieja, der Playa Chica und der Playa Grande der bei La Puntilla endet. Der Name Peña de la Vieja, Felsen des Seepapagei (z.B. Goldbrasse), deutet schon auf den grossen Fischreichtum des Riffs hin, das von den vielen kleinen und bunten pittoresk am Strand liegenden Fischerbooten befischt wird.
Ein in 150 m Entfernung vom Strand gelegenes Vulkanriff, lässt den Playa de las Canteras zu einem 2 Km langen Naturschwimmbecken werden, in dem man, trotz teils massiver Brandung, in ruhigem Wasser schwimmen kann. Ganz ohne gefährliche Riff Strömungen. Bei Ebbe kann bei entsprechender Körpergrösse hin gewatet werden, bei Flut wird der Bereich bis zu 5 m tief. Beliebt ist hinüber zu schwimmen und sich in die leichte Brandung auf das Riff zu setzen. Ein erfrischendes „Wellness Erlebnis“ mit herrlichem Strandblick. Vor allem bei Sonnenuntergang sehr empfehlenswert. Wegen der reichen Unterwasserwelt ist es auch ein traumhaftes Gebiet zum Schnorcheln.
Spaziergang von La Puntilla zum Auditorio Alfredo Kraus.
Einen rund 3 Km langer Spaziergang über den Paseo marítimo vom einen zum anderen Ende des Playa de las Canteras ist absolut Pflicht. Nur so erschließt man sich das Flair dieses traumhaften Stadtstrandes. Ein guter Zeitpunkt dafür ist der späte Nachmittag, nachdem der Tag z.B. am Strand verbracht wurde. Dann steht die Sonne tief und zaubert ein herrliches Licht auf las Canteras. Die Mittagshitze ist gewichen, ein kühlender Nachmittagspassat macht den Spaziergang noch angenehmer.
Zuerst noch zum Mercado de Puerto und ins Castillo.
Bevor der eigentlichen Spaziergang unternommen wird, sollte nicht verabsäumen werden, zwei Highlights am nördlichsten Rand des Playa de las Canteras zu besuchen – den Mercado de Puerto und das Castillo de la Luz.
Der Mercado de Puerto liegt direkt an der Nordspitze des Playa de las Canteras und wird von vielen Touristen übersehen. Keine 200 Meter vom Strand entfernt, wurde er 1891 nach den Plänen des katalanischen Architekten Laureano Arroyo in einer angesagten Stahlkonstruktion errichtet. Die Elemente des Bauwerks wurden aus Europa vom Unternehmen Eiffel & Cie gefertigt und geliefert und sind im wunderschönen Jugendstil ornamental verziert. Das Bauwerk ist eine Schönheit und ermöglicht durch die seinerzeit revolutionäre Bautechnik, eine grosse Halle ohne tragende Wände lediglich mit einigen gusseisernen Säulen.
Die Mercado de Puerto verkauft wie vor hundert Jahren vormittags frisch gefangenes aus dem Meer, Früchte aus dem Valsequillo, Blumen, Käse, Fleisch – alles was die Insel frisch hergibt. Die Betriebe schliessen dann klassisch zur Siesta um 14 Uhr. Am späten Nachmittag bis in die Morgenstunden öffnen angesagte Lokale an der Aussenfront, die zu erstaunlich günstigen Preisen exquisite kulinarische Erlebnisse bieten. Neben frischen Produkten von der Insel wird vom iranischen Kaviar, japanisches Sushi oder Zigarren aus Kuba alles geboten. Der Mercado de Puerto ist der angesagte Hotspot des jungen und erfolgreichen Las Palmas. Vor allem spät abends am Wochenende ein guter Tipp um auszugehen.
Das Castillo de la Luz liegt gleich um die Ecke. Eine Burg wie aus dem Bilderbuch. Sie wurde 1541 auf den Resten einer Befestigung errichtet, die zur Eroberung der Insel diente und beschützt seitdem den Hafen von Las Palmas. Auch der gerissene Sir Francis Drake biss sich 1595 die Zähne an ihr aus und musste unverrichteter Dinge abziehen. Heute ist sie wunderschön renoviert, umgeben von einem lauschigen Park samt Kiosk und beherbergt Ausstellungen und Konzerte. Im Park kann geschützt vor der Sommerhitze vortrefflich unter einem herrlichen alten Baumbestand schattig im Kiosk eingekehrt werden. Eine Oase.
Die Burg erreicht man am besten mit dem Bus oder zu Fuss. An der vor dem Mercado de Puerto gelegenen Bushaltestelle stoppen alle Busse, die zum Busbahnhof beim Castillo fahren. Fast minütlich kommt hier tagsunter ein Bus vorbei, jeder beliebige kann genommen werden und wer sich die städtische Buskarte besorgt hat, steht schon nach knapp einer Minute für 90 Cent am Castillo.
Aufbruch vom Windspiel am La Puntilla zum El Lloret.
Den Spaziergang beginnt man am besten am La Puntilla an der Skulptur Juguete del Viento, dem Windspiel des Künstlers César Manrique von 1991. Es ist seine letzte grosse Skulptur, denn im Folgejahr verstarb er auf seiner Heimatinsel Lanzarote bei einem Verkehrsunfall mit 73 Jahren. César Manrique war international angesehener Künstler, auch Bauingenieur und prägte das Erscheinungsbild seiner Heimatinsel entscheidend. Durch sein Engagement wurden Hotelburgen auf Lanzarote verhindert. Auf den Kanaren ist er hochverehrte Persönlichkeit auch im Alltagsleben. So gibt sich z.B. das kanarische Mietwagenunternehmen Cicar von Kopf bis Fuss in und von César Manrique designed.
Vom La Puntilla kann ein herrlicher Blick auf die gesamte Wasserfront des Playa de las Canteras und die Häuserfront des Istmo geworfen werden, rechter Hand erhebt sich die Islote und im Nord-Westen steigen die Bergkämme auf, in denen die Orte Teror und Firgas liegen. Dort kommt das hervorragende Mineralwasser der Insel her. Richtet man den Blick über die Bucht nach Westen, ist der 400 m hohe Montaña de Arucas, ein Vulkankrater, in rund 10 Km Entfernung zu sehen. Der Krater wurde zugeschüttet und auf ihm ein Restaurant und Aussichtspunkt errichtet, der einen herrlichen Ausblick auf den Playa de las Canteras bietet. Sehr schön auch bei Sonnenuntergängen zu geniessen. Und natürlich ist das Ziel des Spazierganges zu sehen, das monumentale Auditorio Alfredo Kraus, ein mächtiger Quader am Ende der Bucht.
Gleich auf den ersten hundert Metern Richtung Norden trifft man auf wichtige Institutionen von Las Palmas. Die eine ist das Restaurant La Marinera direkt am Wasser, der Treffpunkt für frischen Fisch und Meeresfrüchte in Las Palmas, bei Einheimischen sehr beliebt und immer gut besucht. Entsprechend quirlig und laut ist es aber auch. Gleich dahinter die zweite Institution, der Real Club Victoria, gegründet 1910 mit seiner Segelschule und dem grossen Clubhaus aus den 1930igern. Der Club spielte damals wie heute eine bedeutende Rolle im sportlichen, sozialen und kulturellen Leben und wer auf sich hält ist hier, im königlichen Yachtclub oder im Golfclub von Las Palmas, der älteste Spaniens, Mitglied. Oder am besten in allen dreien. Am Strand direkt vor dem imposanten Clubhaus, richtet der Real Club Victoria wechselnd schöne und stimmungsvolle Musik und Sportevents aus. Es ist empfehlenswert, sich über das Programm zu informieren.
Von nun an geht es auf breiter, sonniger Strandpromenade vorbei an Bars, Cafés, Restaurants zur linken und dem Playa Grande, Chica und Peña de la Vieja durch buntes Treiben: Pärchen flanieren, Sportler trainieren, Geschäftsleute unterwegs zu einem Termin. Da der Paseo marítimo auch Skulpturenpark ist, trifft man immer wieder auf Büsten und Statuen aus Bronze, die geschichtswürdigen Persönlichkeiten der Insel gewidmet sind: Volkssängerin, Dichter oder eine, dem unbekannten Fischer gewidmete Skulptur. Es lohnt stehen zu bleiben und die interessanten Bildtafeln zu lesen, die leider nur in Spanisch verfasst sind. Am Strand hingegen trifft man kurz vor den Palmen des Playa Grande immer auf kunstvolle Sandskulpturen. Hier erschaffen die weltweit besten Sandkünstler wechselnd beeindruckende Werke. 2006 vereinten sich sieben der weltweit angesehensten Künstler dieser Form und errichteten mit 250 Tonnen Sand eine einzigartige Weihnachtskrippe am Playa de las Canteras.
Am Ende das Strandabschnittes Playa Grande wird von den meisten unbeachtet das 1910 errichtete Gebäude der Clínica de San José passiert. Man ruft sich in Erinnerung, dass hier 1910 noch vornehmlich Sandstrand war. Zusammen mit dem Krankenhaus St. Pau, das etwas später in Barcelona errichtet wurde, war es für damalige Zeiten revolutionär. In der Medizin kam langsam die Erkenntnis auf, dass Kranke zum gesund werden auch ein positives und sonniges Umfeld benötigen würden.
Am Ende des Playa Grande macht der Paseo marítimo eine grosse Kurve. Hier beginnen die weniger belebten Strandabschnitte Playa Cicha und Peña de Vieja. Wer Zeit hat, kann einen Abstecher nach Osten machen und trifft nach einigen hundert Metern auf den Parque Santa Catalina. Dort herrscht reges Treiben u.a. treffen sich hier ab vormittags die schachbegeisterten Kanarios zum Schachspiel unter Palmen. Das Treiben ist so rege, 100 Besucher oder mehr sind normal, dass man zweimal hinsehen muss, was da eigentlich los ist.
Im Parque Santa Catalina findet sich auch das besonders für Kindern spannende Wissenschaftsmuseum Elder, der unterirdische Busbahnhof und die Aussichtsterrasse zur Kreuzfahrtmole, die man nicht auslassen sollte. Die grössten Kreuzfahrtschiffe der See lassen sich hier regelmässig bestaunen.
Der Paseo marítimo entlang des Playa Cicha und Peña de Vieja ist der ruhigere Abschnitt der Bucht. Hier werden keine Liegestühle oder Sonnenschirme vermietet, die Cafés und Bars sind weniger fein, preiswerte Restaurants für Einheimische reihen sich auf, wer günstig essen will findet hier die Plato del día. Das Publikum ist jugendlich.
Der Übergang zum Playa Cicer ist gut zu erkennen. Der feine, goldgelbe Sandstrand endet, von nun an dominiert Lavagestein. Hier waren die Canteras, die Steinbrüche, für den Bau der Santa Ana Kathedrale. Am Ende des Playa Cicer beginnt sich langsam ein Sandstrand zu bilden. Es mündet ein natürlicher Barranco aus den Bergen kommend ein, der vom alten Elektrizitätswerk Cicer aufs Meer hinaus als Kanal ausgebaut wurde. Es wurde Kühlwasser entnommen und rückgeführt. Durch den Kanal wird heute Sand eingeschwemmt und irgendwann wird wohl auch der Playa Cicer ein reiner Sandstrand sein.
Auf dem Sand baut sich allmorgendlich eine Surfschule auf, Unterricht und Prüfung zum spanischen Surflehrer finden hier statt und die Könner treiben im Line-up und warten, bis eine perfekte Welle anrollt. Wer glaubt, er könne sich auch mal im Line-up auf eigene Faust breit machen, um ein wenig zu üben und zu probieren, der wird bald eines Besseren belehrt. Bei Surfern herrscht, man glaubt es kaum, eine strenge Hackordnung. Locals rule! Ein Platz im Line-up muss verdient werden.
Hinter dem Strand herrscht derzeit Chaos. Der letzte Schandfleck der Bucht wird momentan beseitigt. Die nutzbaren Ruinen des alten Kraftwerkes werden zu einem Sportzentrum umgebaut, eine Tiefgarage wird angelegt, der Paseo marítimo wird neu gebaut. Grosse Plakate zeigen, dass dieser Strandbereich in den nächsten Jahren die schicke, moderne und sportliche Ecke des Playa de las Canteras werden wird. Da alles andere bisher so gut gelungen ist, darf man sich bereits freuen.
Der Spaziergang endet nach gut 3 Km am Konzerthaus, dass dem Tenor Alfredo Kraus gewidmet ist. Geboren 1927 in Las Palmas als Sohn einer Spanierin und eines Österreichers wurde er zum Weltbesten Tenor seiner Zeit, Vertreter des Belcanto. Stimmexperten und Kritiker wie Jürgen Kesting und John Steane meinen sogar bester Tenor aller Zeiten. Alfredo Kraus war auch einer der wenigen Tenöre, der in Bellinis Oper I puritani in original Stimmlage das hohe D erreichen konnte. Alfredo Kraus starb 1999 im Alter von 72 Jahren. Er war wahrlich ein Stimmwunder. Bis ins hohe Alter konnte er seinen gesamten Stimmumfang und seine Bühnenpräsens bewahren. Las Palmas ist stolz auf diesen prominenten Bürger. Im Auditorio herrscht immer reges Treiben. Es lohnt einen Blick auf das Programm zu werfen. Hochkarätige Konzerte oder das sehr Interessante internationale Filmfestival finden hier statt.
Von der Mole und einigen Bars, lässt sich vor dem Konzerthaus herrlich der Sonnenuntergang geniessen. Die Los Muelittos, die kleinen Molen, sind Treffpunkt der jungen Leute, frisch Verliebter, weniger Touristen. Wem nach Shopping steht, der findet hier auch das Shopping Center Las Arenas, das Shopping Center mit der höchsten Besucherdichte Spaniens. Vom Media Markt bis Adidas Konzept Store ist hier alles vertreten, die Preise, da die Kanaren nur 7% Verbrauchssteuer haben, sehr günstig. Entspannend ist der Besuch von Las Arenas nicht. Dicht gedrängt frönen die Einheimischen dem Konsum. Sie sind bekannt dafür, dass die Geldtasche sehr locker sitzt und ihnen der Sinn nicht nach sparen steht. Schöner ist es jedenfalls den Sonnenuntergang zu geniessen. Wer das lieber am La Puntilla macht und nicht mehr zu Fuss zurück gehen möchte, kann z.B. mit der Buslinie 17 zurück fahren. Die Linie geht direkt zum Mercado de Puerto, der gegenüber dem Ausgangspunkt liegt. Das Ganze zum innerstädtischen Pauschaltarif von 90 Cent im Vorverkauf.
Playa de las Canteras – und jedes mal schmerzt der Abschied.
Der Playa de las Canteras ist ein ganz besonderer Ort. Der Strand lebt in allen Facetten: Essen, trinken, Sport, sonnen, surfen, Konzerte, spazieren und flanieren. Angenehm belebt ist es und trotz dieser Geschäftigkeit weht, getragen durch den Passat, eine unglaubliche Entspanntheit durch die Bucht. Geschickt bringt die Stadtverwaltung alle Aktivitäten zusammen. Jeder kann sich ausleben ohne den anderen zu stören. Das entspricht dem kanarischen Naturell. Stress fürchtet der Kanario wie der Teufel das Weihwasser. Er liebt es gemütlich.
Neben dem besonderen kulturellen Flair besticht natürlich die Kulisse. Der Strand nach Westen ausgerichtet präsentiert fast allabendlich atemberaubenden Sonnenuntergänge. Die tief stehende Sonne strahlt im warmen Licht die Häuserfront am Paseo marítimo an, der goldgelbe Sand beginnt besonders zu leuchten und auf den umliegenden Bergen Richtung Süden bildet das Streiflicht eine Bühnenbild gleiche Szenerie. Dieser eindringlichen und friedvollen Stimmung, wenn die Sonne in weiter Ferne im Meer versinkt, können sich auch die Einheimischen nicht entziehen, die das schon seit Jahrzehnten zu sehen bekommen. Jeder ist gebannt, sitzt, geniesst. Oft wird zu dieser Zeit am La Puntilla mit einem Konzert begonnen. Sessel gibt es keine, man sitzt im Sand.
Der Playa de las Canteras, er ist einfach besonders. Eigentlich ist er viel schöner als die Copacabana. Friedlich und sicher, bodenständig, der Genuss steht im Mittelpunkt nicht die Selbstinszenierung. Familiär ist es. Auch wer von weit her kommt, fühlt sich sofort zu Hause. Die gastfreundlichen, unaufgeregten und offenen Kanarios unterstreichen das Gefühl, willkommen zu sein. Und daher schmerzt jeder Abschied vom Playa de las Canteras, weil eine ausnehmend schöne Zeit zu Ende geht.
Playa de las Canteras in Bildern.
Nützliche Links.