Miguel de Unamuno – baskische Seele.
Miguel de Unamuno (* 29. September 1864 in Bilbao – † 31. Dezember 1936 in Salamanca) war ein spanischer Philosoph und Schriftsteller, unbiegsamer Geist und geborener Baske im reinsten Sinne des Wortes. Basken sind wohl die unbeugsamste Volksgruppe Europas, mit einer Sprache, deren Herkunft bis heute ungeklärt ist, die keinerlei Verwandtschaft zu irgendeiner Sprache aufweist, die heute noch gesprochen wird. Basken, eine eigene Ethnie ungeklärten Ursprungs, die sich nie unterwerfen liessen, weder von Römern noch Mauren, schon gar nicht von Spaniern.
Miguel de Unamuno war ein sogenannter „Baskophiler“, schrieb seine Dissertation über „Kritik des Problems über Ursprung und Vorgeschichte der baskischen Rasse“ und vertrat glühend die baskische Kultur, distanzierte sich jedoch von deren Nationalismus und dem spanischen Nationalismus und Faschismus.
Miguel de Unamuno trat für das kulturelle Erbe der Basken ein. Sohn eines „Indiano“, eines spanischen Lateinamerika Rückkehrers aus Mexiko, spanischer Kolonie, entdeckte er seine Liebe zur Literatur und Philosophie in der lateinamerikanischen Bibliothek, die sein Vater pflegte. Dadurch inspiriert studierte Miguel de Unamuno in Madrid Philosophie und erlernte auch die deutsche Sprache, um die grossen deutschen Philosophen wie Schopenhauer im Originaltext lesen zu können. Dies prägte seinen unbeugsamen Charakter, der sich ab nun im Zwiespalt zwischen streng katholischer Erziehung und moderner Philosophie befand. 1891 erhielt er seinen ersten Lehrstuhl an der Universität Salamanca für Altgriechisch und schloss sich der sozialistischen Bewegung, der PSOE, an. Es begann seine massive Kritik an der spanischen Monarchie, die er ohne jegliche Furcht und Zurückhaltung ausübte.
Gefürchtet: Miguel de Unamuno. Scharfe Zunge, spitze Feder.
Immer wieder musste Unamuno wegen Beleidigung der spanischen Krone vor Gericht, wurde 1920 zu 16 Jahren Kerker verurteilt, aber auf Grund seines hohen Ansehens wieder begnadigt. 1924 gingen seine Divergenzen mit der spanischen Führung nicht mehr ganz so glimpflich aus. Er trat entschlossen, trotz Militärzensur, gegen den Militärdiktator Primo de Rivera auf und sympathisierte weiter mit der sozialistischen Bewegung. Ein Brief von Unamuno, der die spanische Führungsriege als „Verschwender mit weniger Gehirn als einer Grille“ bezeichnete und der sehr öffentlichkeitswirksam in den Magazinen „Nosotros“, „El Mercantil Valenciano“ und „Nación“ (Buenos Aires) veröffentlicht wurde, führten zum absoluten Eklat. Militärdiktator Miguel Primo de Rivera, der zu dieser Zeit unter Absprache mit König Alfons XIII. eine Militärdiktatur errichtet hatte, verbannte Miguel de Unamuno daraufhin nach Fuerteventura und enthob ihn seines Amtes als Vize-Rektor und Dekan der Universität Salamanca.
Miguel de Unamuno – Deportation nach Fuerteventura.
Am 21. Februar 1924 wurde Unamuno in seinem Haus verhaftet und ihm das Angebot unterbreitet, nach Argentinien zu fliehen und sodann begnadigt zu werden. Es wäre nicht Miguel de Unamuno, wenn er dieses Angebot nicht abgelehnt hätte, denn er bestand auf Gerechtigkeit und nicht auf Gnade. Daraufhin verschiffte man ihn nach Fuerteventura. Die Kanaren kannte Miguel de Unamuno bereits von einer Studienreise, die er 1908 dorthin unternahm. Von dem fantastischen, klaren Sternenhimmel über den Kanaren inspiriert, schrieb er Essays über die Milchstrasse und das Planetensystem.
Was heute, auch in Spanien, kaum noch bekannt ist, Gedanken und Schriften eines Miguel de Unamuno hatten internationales Gewicht. Nicht nur wurde sein scharfer Verstand sondern auch sein unerschrockenes Eintreten für die Freiheit der Menschen bewundert. Man bezeichnete in gemeinhin als “Das Gewissen Spaniens“. Und so ging die Deportation des Miguel de Unamuno auch durch die Zeitungen der Welt, ob in Argentinien oder Europa.
„Unamuno „Das Gewissen Spaniens“, ein 65jähriger Greis wird auf Befehl des Diktatorgenerals Rivera verurteilt, verurteilt zur Deportation nach Fuerteventura, einer höllischen Strafkolonie jenseits der kanarischen Inseln, verurteilt in der sicheren Erwartung, ja Gewißheit, dass das mörderische Klima rasch und ebenso gründlich besorgen werde, wozu selbst einem so aufgeblasenen Generaldiktator wie Rivera der Mut fehlt bei einem Manne, der neben Menendez Pelayo (anm.: Marcelino Menéndez Pelayo) und Ramon y Gajall (anm: Santiago Ramón y Cajal) der Stolz des geistigen Spaniens ist.“
Prager Tagblatt Nr. 100, Sonntag, den 17. April 1924, Rubrik „Uniform und Persönlichkeiten“ von Klas Urbach.
Unamuno setzte sich in der Verbannung sehr selbstkritisch mit sich und seinem Tuen auseinander, warum er die mögliche Begnadigung ausschlug und sich so verhielt, wie er es tat. Zweifel kamen ihm, ob es reine Selbstinszenierung war, Eitelkeit, denn eigentlich wollte er Beispiel geben und motivieren sich dem Regime zu widersetzen. „Volveré no con mi libertad, que nada vale, sino con la vuestra.“ – Ich komme nicht mit meiner Freiheit zurück, die ist unbedeutend, sondern mit Eurer. Das war sein Ziel, das wollte er verkörpern und hatte Angst, diesen edlen Vorsatz mit Eitelkeit zu entwürdigen. Er war auch Philosoph.
Fuerteventura zu Zeiten des Miguel de Unamuno.
Fuerteventura war in den 1920igern noch ein einsames Eiland mit gerade einmal 7.000 Einwohnern obwohl zweitgrösste Insel der Kanaren. Der heute pulsierende Touristenort Corralejo hatte gerade einmal zehn Fischerhäuschen, die alle noch erhalten sind und ein weitgehend unbeachtetes, verstecktes Idyll am Strand darstellen. An eine zentrale Strom- oder Wasserversorgung auf Fuerteventura war nicht zu denken und selbst in der Hauptstadt Puerto del Rosario, die damals noch Puerto de Cabras, Ziegenhafen hiess, wurde den Häusern das Wasser von Wasserträgern angeliefert. Nur einige hundert Menschen lebten hier.
Autos gab es so gut wie keine, wenige LKW, die Landwirtschaft funktionierte mit Muskelkraft, Eseln, Maultieren, Ochsen und Kamelen. Letztere wurden auch als Transportmittel eingesetzt, für Mensch und Güter. Wahrlich kein Luxusort, dieses Fuerteventura. Das Leben war auf das absolut Notwendigste beschränkt. Hart und erbarmungslos war es und so verhungerten und verdursteten in der Dürre von 1905 und 1907, von der Welt weitgehend unbeachtet und hilflos, hunderte Menschen auf Fuerteventura.
Das Eiland vor der afrikanischen Küste war überdies schwer zu erreichen. Lediglich ein Postdampfer lief die Insel bei Bedarf an und selbst ein Telegrafenkabel besass die Insel nicht. Das Leben auf dem kanarischen Archipel spielte sich hauptsächlich in Las Palmas de Gran Canaria und Santa Cruz de Tenerife ab.
Fuerteventura war also ein optimaler Ort, um Jemanden in der Versenkung verschwinden zu lassen und ihn jeder Kommunikationsmöglichkeiten zu berauben. Damit fanden auch schlagartig die gefürchteten Zeitungsartikel Unamunos ein Ende. Heute beliebte Urlaubsinsel, war Fuerteventura zur damaligen Zeit gefürchtet und so verbannte man dort gerne Zeitgenossen hin, die man in Spanien nicht, ohne sein Ansehen zu beschädigen und Märtyrer zu schaffe, in den Kerker werfen konnte.
Dort verschwanden sie in der Versenkung wie z.B. Finanzminister Marticertia, dessen lebenslängliche Immunität als Senator vom König in Madrid einfach am 9. Jänner 1924 aufgehoben wurde. Auch er wurde ziemlich zur gleichen Zeit wie Miguel de Unamuno nach Fuerteventura auf Lebzeit verbannt und dorthin verschifft. Die beiden müssen sich also auf der Insel getroffen haben, aber in den Aufzeichnungen Unamunos ist er nicht erwähnt, wohl, weil er einst Teil des Establishments war, das Miguel de Unamuno so sehr bekämpfte. Auch verlaufen sich die Spuren des ehemaligen Finanzminister Marticertia im Sand Fuerteventuras und es könnte ihn das getroffen haben, was Unamuno fürchtete. Ein Anschlag auf sein Leben. Nach Spanien kehrte Marticertia jedenfalls nie zurück.
Seine Bleibe fand Unamuno in Puerto del Rosario, damals noch Puerto de Cabras, Ziegenhafen, im einzigen Hotel der Insel, das heute, obwohl kostenlos, das wenig frequentierte Miguel de Unamuno Museum beherbergt. Alles ist originalgetreu mit viel Liebe wieder hergerichtet. Das Museum wie das einstige Hotel ist jedenfalls einen Besuch wert. Der Besucher tauch in eine andere Zeit ein und kennt man die Geschichte Miguel de Unamunos, beginnen die Räume zu leben.
In seinem Arbeitszimmer entstanden Sätze wie:
„Eine Wüste ist dieser erhabene und geliebte, weltabgeschiedene Erdenfleck Fuerteventura – eine der Inseln, die man einst die Glückseligen nannte … ein nacktes, skeletthaftes, karges Land aus nichts als Knochen, ein Land, das eine ermüdete Seele zu stählen vermag.“
Die Insel der Majoreros, der Ureinwohner, die keinen besonders hohen Stellenwert am spanischen Kontinent genossen, selbst am kanarischen Archipel von oben herab betrachtet, wurden so literarisch von einem bedeutenden Denker dieser Zeit in den Adelsstand erhoben. Dies und die Begeisterung der Majoreros, die seit der Conquista von der kastilischen Krone unterdrückt wurden, für diesen unbeugsamen Geist, der gegen die spanische Krone und Diktatur auftrat und sich nicht einschüchtern lies, machten ihn zum Nationalhelden auf Fuerteventura.
Man errichtete ihm am Fusse des Montaña Quemada, gleich in Nachbarschaft zum heiligen Berg Tindaya, ein monumentales Denkmal. Der Ort wurde nicht von ungefähr gewählt. Schrieb doch einst Unamuno in einem Brief an seinen engen Freund Ramón Castañyera, dass der Montaña Quemada ein guter Ort wäre, um beerdigt zu werden. Daher beschloss die Inselregierung 1980 ihm an dieser Stelle ein Denkmal von Künstler Juan Borges zu widmen. Die meisten Touristen fahren jedoch achtlos daran vorbei.
Im Luxus als Verbannter?
Bei weniger geschichtskundigen kursiert oft die Meinung, dass Miguel de Unamuno ein wahres Luxusleben auf Fuerteventura führte, andere hingegen zur selben Zeit ein knallhartes Leben in einem der Straflager verbringen und körperlich härteste Arbeit leisten mussten. Das stimmt so nicht, denn diese Straflager gab es erst ab 1956, also 32 Jahre nach Unamuno auf die Insel deportiert wurde.
Und wie schon oben erwähnt, war Fuerteventura in den 1920igern alles andere als eine Ferieninsel. Menschen verhungerten und verdursteten bei Dürre, und das im 20. Jahrhundert in einem Land der spanischen Krone. Es gab keine Telegraphenstation und auch die Lebensmittel waren äusserst karg: Ziege, Fisch, Muscheln, Gofio, also geröstetes Gerstenmehl, Ziegenmilch, wenige Schafe und das, was das Postschiff aus Spanien und die Segler aus Gran Canaria anlandeten. Von dem musste man sich ernähren. Selbst eine Brauerei gab es auf den gesamten Kanaren nicht. Erst 1924, als Miguel de Unamuno auf die Insel deportiert wurde, begann der Unternehmer Cástor Gómez Navarro mit der Errichtung der erste Brauerei in Las Palmas und gab ihr den klingenden Namen La Tropical. Eine noch heute bestehende Marke. Das Leben auf Fuerteventura war in der Tat karg. Nicht nur die Landschaft. Von Luxus keine Spur.
Kulturelles Leben gab es nicht. Ohne Dieselgenerator kein Strom und das recht zweifelhafte Wasser, wurde aus „aljibes“, in denen das Wasser aus unterirdischen Wasserläufen gesammelt und in Setzbecken geklärt wurde, herangeschafft. Stark mineralisches Wasser, dass noch nicht einmal allen Pflanzen guttut, dem Menschen schon gar nicht. Wahrlich kein luxuriöser Ort und zu Recht gefürchtet. Keine Buchhandlung, kein Krankenhaus aber viel karge Weite.
Die Bilder, die Unamuno zeigen, wie er Ausflüge auf Kamelen oder in einem der wenigen Automobile der Insel unternahm, gekleidet in Gehrock und Krawatte, verzerren demjenigen das Bild, der die wahren Umstände nicht kennt. Es zeichnet kein Bild des Luxus, sonder einer Persönlichkeit, die sich nicht brechen liess, Haltung bewahrte, sich aber auch nackt am Dach des Hotels sonnte, Ausflüge unternahm und sich täglich so kleidete, als wäre er in Salamanca und müsste eine Vorlesung halten. Das Bild einer starken, unbeugsamen Persönlichkeit, die das Beste aus der Situation machte. Ein Mann, der bei den Einheimischen überaus bewundert und geschätzt wurde und daher alles bekam, was die Insel zu bieten hatte.
Das harte Leid, mit dem die Verbannung Unamunos verglichen wird, begann 1956 am Archipel, als General Franco, nachdem er den Bürgerkrieg gewonnen hatte, mehr als 7.000 Menschen auf die Kanaren deportieren liess. Politische Gegner aber auch Homosexuelle, Landstreicher und andere, die nicht zu Gesichte standen. Wieviel es genau waren, weiss man nicht und besonders gefürchtet war, in der landwirtschaftlichen Strafkolonie in Tefía auf Fuerteventura zu laden. 2.000 waren es, schätzt man heute. Da hiess es Staudämme bauen, Strassen und mehr und das unter brennender Sonne und Hitze. Wieviele bei dieser teils sinnlosen Arbeiten starben, weiss man nicht.
Dokumente, die Aufschluss geben könnten, sind wohl aus gutem Grund nie aufgetaucht. Die abstrusen Bauprojekte, mit denen Franco Fuerteventura landwirtschaftlich erschliessen wollten, stehen heute noch als Mahnmal in der Landschaft: Verlandete Staudamm Projekte, die unter grossem Leid errichtet wurden. Unglaublich, aber das Straflager in Tefía wurde erst 1966 aufgelöst. Heute ist es eine Jugendherberge und kleines Observatorium mit regem Vereinsleben, vielen jungen Menschen und Lebensfreude. So fand es am Ende doch noch eine sinnvolle Verwendung. Zwei grosse Lavafelsen mit Gedenktafeln halten das Leid in Erinnerung!
Miguel de Unamuno im Pariser Exil.
Nach nur vier Monaten auf Fuerteventura floh Unamuno mit Hilfe des Zeitungsherausgebers Henry Dumay von Le Quotidien nach Paris, da sich Gerüchte hielten, man wolle den unliebsamen und nie ruhigen Zeitgeist beiseite schaffen. Diese Befürchtung war wohl sehr begründet. Gut geplant und vorbereitet gelang es ihm nachts im Juli 1924 eine Brigg in Caleta de Fuste zu besteigen und zu flüchten. Auch die 15 Karabinieri, die man mit dem Postschiff aus Spanien entsandte, weil man wohl Wind von einer geplanten Flucht Unamunos bekommen hatte, konnten das nicht mehr verhindern. Die Insel sah ihn nie wieder. Seine Zeit auf Fuerteventura und die Flucht hielt er in „De Fuerteventura a París“ in seinem Exil in Paris 1925 fest.
Seine Flucht wurde in der internationalen Presse gefeiert und um noch halbwegs mit Wahrung des Gesichtes aus der Sache zu kommen, begnadigte ihn General Rivera sofort, als er von seiner Flucht hörte.
„Miguel de Unamuno wurde von Primo di Rivera, einem Ableger Mussolinis, einem von der Spenglerschen Diktaturpest befallenen General, nach der öden Insel Fuerteventura verbannt. Louis Roubaud erzählt im „Ouotidien” die Vorgeschichte. Unamuno hat das schöne Verbrechen der intellektuellen Unabhängikgeit begangen.“
Prager Tagblatt Nr. 184, Mittwoch, 6. August 1924. „Die Befreigung Unamunos“ von Arnold Hahn.
Die Zeit in seinem Pariser Exil verlief nicht so, wie es sich Unamuno erwünscht hatte. Er fand in der Pariser Intellektuellen Szene keine Akzeptanz, wohl, wegen seinem widerstreitenden Charakter. Daher schloss er sich 1925 mit anderen Exilspaniern in Paris zusammen und gründete mit ihnen die Zeitung España con Honra. Nachdem er auch aus Paris nicht aufgab, mit allen Mittel gegen die spanische Monarchie und Militärdiktatur zu wettern, bestand des öfteren Sorge, er könne einem Anschlag zum Opfer fallen. Im selben Jahr zog er noch nach Hendaye, einen französisch-baskischen Küstenort an der Atlkantikküste, um von dort aus noch effektiver gegen das herrschende System in Spaniern agieren zu können und in einem sicheren baskischen Umfeld zu leben. In Hendaye schrieb er in der Monatszeitschrift Hojas Libres, die illegal über die spanische Grenze transportiert wurde, was die Militärdiktatur vergeblich zu verhindern suchte. In der Tat war er für seine Gegner ein höchst unbequemer und unbeugsamer Zeitgenosse, den man weg haben wollte.
Miguel de Unamuno – Glorreiche Rückkehr nach Spanien und tragisches Ende.
Zu dieser Zeit begann der Stern des Diktators Miguel Primo de Rivera zu erlöschen, der ihn 1924 verbannt hatte. Rivera verlor den Rückhalt in Wirtschaft und Monarchie und musste abdanken. Unamuno hatte den längeren Atmen bewiesen und zelebrierte dies. Am 9. Februar 1930 kehrte Unamuno nach Spanien zurück. Symbolträchtig überquerte er an diesem Tag den baskischen Grenzfluss Bidasoa im Ort Irúns, um nach seinem Exil und Verbannung zu Fuss wieder als erstes baskischen Boden in Spanien zu betreten. Er wurde ob seines hartnäckigen, unerschrockenen intellektuellen Widerstandes frenetisch gefeiert und zum Ehrenbürger Spaniens ernannt. Am 14. April 1931 proklamierte Unamuno die zweite spanische Republik auf der Plaza Major in Salamanca. Wohl der Höhepunkt und grösste Tag seines Lebens und Würdigung seiner Unbeugsamkeit. Danach nahm er mit der neuen spanischen Führungsriege an dem Maiaufmarsch in Madrid teil. Er wurde wieder als Rektor auf Lebenszeit eingesetzt und begannt sich intensiv für eine Agrar- und Bildungsreform einzusetzen.
Als am 8. Juli 1936 der spanische Bürgerkrieg ausbrach, sympathisierte Unamuno mit General Franco, denn er hielt das Vorhaben für eine Revolution der Bürger. Ironischer Weise organisierte General Franco den Bürgerkrieg vom kanarischen Archipel aus, einstiger Ort der Verbannung Unamunos und liess seine Getreuen im Pinienwald von La Esperanza auf Teneriffa einen Treueeid schwören, bevor sie los schlugen. Miguel de Unamuno erkannte jedoch bald, dass seine gehegten Sympathien ein schwerer Irrtum waren und schrieb: „Esta es una guerra incivil.“ Bei einem Festakt der Universität Salamanca überwarf sich Unamuno unerschrocken mit General Franco öffentlich vor versammelten Publikum und formulierte den legendären Satz: „Vencer es no convencer.“ – Siegen ist nicht überzeugen. Daraufhin wurde er all seiner Ämter enthoben und starb bald darauf 72ig-jährig im selbst gewählten Hausarrest am 31. Dezember 1936, denn bis zuletzt blieb er eisern seinen Prinzipien treu:
„Porque en tales condiciones nunca podría estar con el vencedor.“
(Weil ich unter solchen Umständen nie mit dem Sieger sein könnte.)Ein unbeugsames Leben in ständiger Suche nach Gerechtigkeit und Freiheit zwischen allen Lagern ging zu Ende. Offen für alles, das Menschen ein freies, selbstbestimmtes und gerechtes Leben bringen würde. Eine grosse Persönlichkeit mit noch mehr Idealismus starb am Silvesterabend 1936. Dies anerkennend verlieh die Universität Oxford, in dem Jahr, als General Franco Miguel de Unamuno unter Hausarrest stellen liess, die Ehrendoktorwürde, als Zeichen ihrer Solidarität.
Dieser Artikel möchte an die grosse Persönlichkeit Miguel de Unamuno erinnern und Menschen inspirieren, für ihre Werte einzutreten.
„Vencer es no convencer.“