Reich trifft arm – Markthalle zwischen zwei Welten.
Der Mercado del Puerto liegt am Ende des Playa de las Canteras, am Strand der „Steinbrüche“. Hier wurde das Baumaterial für die Kathedrale Santa Ana in der Vegueta von Las Palmas gebrochen, an jener Stelle, an der unter der Leitung des legendenumwobenen deutschen Ingenieurs Gustav Winter 1928, auf solidem Vulkangestein, das erste städtische Elektrizitätswerk Gran Canarias errichtet wurde, das „CICER“. Reste der Gebäude stehen noch und werden derzeit, im Zuge der finalen Instandsetzung des Paseo las Canteras, in ein Sportzentrum umgewandelt.
Bis zur Wende des 19. Jahrhundert interessierte sich die mondäne Welt nicht für Canteras. Ein Dünenfeld, das die La Isleta, die kleine Insel, mit der Hauptstadt Las Palmas verband. Eine holprige, sandige Piste, teils auf einem Wall, damit sie bei Flut nicht überschwemmt wurde, führte von Puerto de la Luz in die Stadt. Auf ihr herrschte reges Treiben, denn der Hafen war und ist noch heute einer der wichtigsten Atlantikhäfen im Osten des Ozeans. Ein natürlicher Tiefwasserhafen, in dem die ganz grossen Containerschiffe anlanden können. Ein Hub, in dem Container von grossen auf kleinere Schiffe oder umgekehrt verteilt werden, die im Mittelmeer, dem Suez Kanal oder dem Schwarzen Meer unterwegs sind. Dort, wo die ganz dicken Schiffe nicht durchkommen.
Strategisch bedeutend als Hafen zwischen alter und neuer Welt, war Puerto de la Luz von Anfang an. Reger Handel wurde hier betrieben und die Kanarios interessierte herzlich wenig, dass eigentlich Sevilla und Cádiz das Handelsmonopol mit der neuen Welt durch die Krone verbrieft bekommen hatten. Die permanenten Proteste Sevillas in Madrid fruchteten keinen Millimeter. Madrid war weit und ist dies heute auch noch. Dieser Handelsreichtum weckte vor allem die Begehrlichkeiten englischer Freibeuter, die im Auftrag der Krone die spanische Handelsflotte drangsalierten und deren Häfen überfielen. So entstand 1541 auf den Resten einer Burg der Conquista Gran Canarias, das wunderschöne Castillo de la Luz, das den Hafen verteidigen sollte. Die Verteidigungsanlage war so massiv, dass sich Sir Francis Drake 1595 höchstpersönlich die Zähne an ihr ausbiss. Was Drake nicht schaffte holte 1599 der Niederländer Pieter van der Does nach, eroberte das Kastell und brannte es vorsichtshalber nieder. Das war damals so üblich. Teil des Achzigjährigen Krieges, in dem die Niederländer die Spanier, oder besser den Habsburger Phillip II., als katholischen Landesherren los werden wollten. Jener plünderte Antwerpen, die Niederländer Las Palmas und so ging es lange weiter, bis sich im Westfälischen Frieden die Spanier 1648 bereit erklärten, die nördlichen Niederlande in Zukunft in Ruhe zu lassen.
Dieses punktuelle Ereignis konnte aber den Erfolg des Hafens Puerto de la Luz nicht stoppen. Der Handel zwischen alter und neuer Welt boomte, der sogenannte atlantische Dreieckshandel entwickelte sich und Puerto de la Luz hatte seinen festen Platz in diesem. Es liegt auf der Hand, dass bald unweit des Hafens ein Marktplatz entstand, auf festem, trockenen Boden, dort, wo heute die Markthalle Mercado del Puerto ihren Platz einnimmt.
Nördlich dieses Marktplatzes, auf der La Isleta, herrschte Armut. Eine raue Gegend, für damalige Verhältnisse weit von Las Palmas entfernt mit eigenen Regeln und Gesetzen. Das zu Hause von Seeleuten, Hafenarbeitern, Tagelöhnern, Marinesoldaten, später in Zeiten der erfolgreichen Werften Wohnstätte der Werftarbeiter oder einfacher Hilfsarbeiter, die sich in Las Palmas verdingten. Zu Zeiten des Niedergangs der Werftbetriebe sozialer Brennpunkt und Ort gewalttätiger Arbeitskämpfe. Keine ruhige Gegend, nicht sicher und gemieden vom wohlhabenden Bürgertum.
Nur hundert Meter südlich des Mercado del Puerto begann und beginnt auch heute noch eine andere Welt. Als 1910 die Reichen und Schönen Europas den Playa de las Canteras entdeckten, zog Luxus auf der sandigen Landbrücke ein. Canteras war plötzlich angesagt! Ein Bauboom war die Folge und binnen weniger Jahre war der Istmo, vornehmlich von britischen Bauherren, zugebaut. Agatha Christie schrieb hier 1927 an weltberühmten Werken, Joseph Cronin verfasste 1933 Novellen am Canteras und am La Puntilla drehte in den 50-igern John Husten mit Gregory Peck Moby Dick. Die Kontraste zwischen dem Glanz und Luxus des Playa de las Canteras und der armen La Isleta konnten und könnten nicht grösser sein. Im Norden Armut im Süden Luxus und das alles auf 7 Kilometern Länge.
1891 – Mercado del Puerto, ein Dach muss her!
Das 19. Jahrhundert ist das Zeitalter der Markthallen. Europa formte sich radikal um. Die Industrielle Revolution setze an, die Gesellschaft grundlegend zu verändern. Städte wuchsen in Windeseile zu Metropolen an, die Bevölkerung explodierte. Lebten 1800 in Spanien noch 10,5 mio. Menschen, waren es 1900 schon 18,6 mio. Menschen begannen dicht gedrängt zu leben und Agrarstaaten wurden nach und nach zu Industriestaaten umgebaut.
Eine neue Form des Menschen entstand, genannt der “Arbeiter”, der gänzlich abhängige Mensch. Eine obskure Bezeichnung, denn der Mensch arbeitete auch schon lange davor. Das Individuum wurde im Manchester Liberalismus zur lebenden Maschine, dem im Gleichklang zur Maschine getakteten “Arbeiter”, der reproduktionsfähig gehalten werden musste, wie es Adam Smith nüchtern nannte. Er produzierte keine Lebensmittel, hatte noch nicht einmal einen Garten für den Eigenbedarf wie bisher üblich, ging nicht jagen, nicht in den Wald Pilze oder Brennholz zu sammeln. Alles, was dem gemeinen Volk als Recht verbrieft war, um sich ernähren zu können und bis heute in grossen Teilen noch gilt, konnte er nicht mehr nutzen. Der Arbeiter bekam Lohn und musste Lebensmittel kaufen. Die Gesellschaft wurde arbeitsteiliger, ein neues Logistik System musste aufgebaut werden, um die Menschen zu versorgen. Märkte mussten professionalisiert, neu organisiert werden, um Menschenmassen zu ernähren.
Bis in das 19. Jhd. hinein waren Märkte in Spanien kaum geregelt. Sie organisierten sich selber. Alles war organisch gewachsen bis hin zum Protektionismus. Händler aus anderen Provinzen wurden vom eigenen Markt fern gehalten, Marktstände an den besten Plätzen über Generationen weiter gegeben. Vieles folgte ungeschriebenen Gesetzen. Damit war spätestens Mitte des 19. Jhd. Schluss.
Es musste plötzlich ein Vielfaches an Ware bewegt und verteilt werden. Das forderte ganz neue Regeln in Bezug auf Hygiene, Geschwindigkeit, Organisation. Ochsenkarren waren zu langsam und klein, eine Eisenbahn oder ein Hafen musste in der Nähe sein, Abwasserkanäle, Eisfabriken, Polizei, Rechtsprechung und mehr. Einzelne Markttage waren zu wenig, es gab täglichen Bedarf. Aus den Wochenmärkten wurden Tagesmärkte die der Witterung trotzen mussten. Offene Marktstände reichten nicht mehr aus und so radikal, wie sich Gesellschaft und Leben änderte, so radikal änderten sich die Märkte.
Überall in Europa entstanden überdachte Märkte, um den neuen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Keineswegs aus sozialen Gründen. Arbeitskräfte mussten leistungsfähig erhalten werden. Es war eine harte Zeit. 1840 öffnete der berühmte Mercat de la Boquería in Barcelona, 1882 der Mercado da Ribei in Lissabon, 1891 die Moabiter Markthalle in Berlin, um nur einige prominente zu nennen und 1891 wurde in Las Palmas beschlossen, dem Mercado del Puerto ein Dach zu geben. Sie alle hatten eines gemeinsam, den Stahlbau, ein neue, revolutionäre Bautechnik.
Zu verdanken waren die neuen Möglichkeiten innovativen Ingenieuren wie Friedrich Krupp, der 1811 in Essen ein neues Gussstahl-Verfahren entwickelte, mit dem lange druck- und zugfeste Stahlträger erzeugt werden konnten und der genialen Konstruktionsleistung von Ingenieuren wie beispielsweise dem deutschstämmigen Gustave Eiffel, der den neuen Werkstoff in richtungsweisende Gebäude, Brücken und Türme verwandelte. Stahlträger erlaubten es schnell und günstig weite Hallen zu errichten, ohne zerteilende Stützmauern, ganz ohne Gewölbe. Lichtdurchflutet, großzügig, appetitlich, denn ein zentrales Thema war natürliches Licht in die Markthallen zu leiten, da die Elektrifizierung der Städte erst Jahrzehnte später erfolgen sollte und die künstliche Beleuchtung mit Gas und Petroleum bewerkstelligt werden musste und alles andere als zufriedenstellend war.
So folgte der Grundriss der Markthallen meist einem einheitlichen Schema. Ein zentraler, grosser Markplatz mit markantem, prägendem Lichtdach, das möglichst viel natürliches Licht ins Innere transportieren sollte. Wurden die Hallen besonders gross dimensioniert, fluchteten von diesem zentralen Platz sternförmig Seitenschiffe, die auch seitlichen Lichteinlass zur natürlichen Beleuchtung ermöglichten. Ein besonders schönes Beispiel hierfür ist der Mercat de Sant Antoni in Barcelona aus dem Jahre 1879.
Auch für Details hatte die damalige Zeit viel übrig. Betrachtet man die Bauelemente des Mercado del Puerto genau, springen vor allem die Gusseisen Stützen der Arkaden ins Auge, die kunstvoll und reich mit Jugendstil Ornamenten verziert wurden. Auch die ausgreifenden Träger wurden nicht, wie in der heutigen Statik üblich wäre, als minimalistisches Fachwerk ausgelegt, in dem jeder “Nullstab” als technisch überbestimmt entfernt würde, sondern als überbestimmte und verspielte geschwungene Konstruktion. Material Verschwendung, die das technische Konstrukt natürlich wirken lassen sollte. Ein muss für Märkte, wollte doch der Jugendstil ornamental die Natur zurück in die kalten, industriellen und technisierten Städte holen.
Die Bewohner von Las Palmas dürfen ganz besonders stolz auf ihren 1891 errichteten Mercado del Puerto sein, der 1.700 m² Fläche misst und 1994 mit viel Liebe zum Detail restauriert wurde. Der Markt stammt original aus dem Ingenieurbüro Eiffel in Belgien, wurde dort komplett gefertigt und erreichte in Einzelteilen 1881 per Schiff Las Palmas. Nur 4 Jahre, nachdem Eiffel seinen Turm in Paris errichtet hatte, krönte er Canteras mit diesem Kabinettstück. Schnell war er aufgebaut. Auch das für die damalige Zeit eine Errungenschaft, die traditionelle Baumeister verblüffte. Auch die grossen Märkte in Barcelona und Lissabon standen binnen eines Jahres.
Der Mercado del Puerto ist von seinen Ausmassen im Verhältnis zu seinen großen Brüdern zwar recht klein, dafür aber besonders schön und charmant. Es lohnt nach oben zu schauen, die reich mit Jugendstil Ornamenten vergossen Stahlträger zu bewundert, seine Konstruktionsweise zu verstehen, den grossen Lichthof, die überdachten Arkaden im Aussenbereich für Stände im freien. Er ist ein Kleinod, ein Meisterwerk seiner Zeit und wer Gran Canaria bereist und dieses Bauwerk links liegen lässt, begeht einen wahren Frevel.
So frisch wie es nur geht – Augenweide und fest für die Nase.
Auch heute noch ist der Markt ein integraler Bestandteil spanischer Einkaufskultur und ist im Gegensatz zum Mercat de la Boquería in Barcelona vom Touristenrummel verschont geblieben. Touristengruppen, die sich fotografierend durch die Gänge schieben, trifft man hier nicht. Im Mercado del Puerto freut sich der Fischhändler noch, wenn begeistert seine fangfrische Ware fotografiert wird. Noch sieht er es als Auszeichnung. Begegnen Sie dem Markt und seinen Menschen mit Respekt, denn Sie besuchen einen Schatz spanischer Kultur und kein Disneyland.
Wer den Markt betritt, taucht in eine bei den meisten mitteleuropäischen Grossstädtern vergessene Welt der Sinne ein. Es riecht nach Schinken, duftet nach Schokolade und Kaffee, nach Gewürzen, dann wieder nach Gemüse, frischem Fisch oder Zitrusfrüchten. Das Meiste kommt von den üppigen Feldern und Plantagen der Insel, aus dem Atlantik, der hier durch den Kanarenstrom mit Fischreichtum gesegnet ist, oder den Nachbarinseln wie Teneriffa. Auch Wein aus Lanzarote ist zu haben. Selbst Kaffee von Gran Canaria aus dem Agaeta Tal gibt es, allerdings zu sehr stolzem Preis, oder den klassischen Honigrum aus selbigem Tal. Dieser jedoch sehr preiswert. Leuchtende Farben beglücken das Auge, eine familiär entspannte Atmosphäre liegt in der Luft. Man fühlt sich rundum wohl. Und im Gegensatz zu italienischen Märkten, auf denen es Tradition ist seine Ware „marktschreierisch“ anzupreisen, würde das dem Spanier niemals einfallen. Nicht, dass der Spanier leiser wäre. Es widerspricht einfach seinem Stolz.
Spanier lieben es auf Märkten einzukaufen. Der Galizier, wie der Baske, Katalane, Kastilier oder jener aus Aragon. Sie alle haben einen starken Bezug zu ihren Lebensmitteln, ist doch bis heute Spanien unter dem Strich ein Agrarland geblieben. Grosse Bedeutung hat das Einkaufen auch als soziales Ereignis. Der Spanier pflegt teils über Generationen ein persönliches Verhältnis zu dem Händler seines Vertrauens. Auch die vielen kleinen Lokale, Bars und Cafés dürfen in keiner Markthalle fehlen. Man nimmt einen, meist mehrere Imbisse, einen Pata negra Schinken, ein Gläschen Cava, einen Kaffee, dazu etwas Turrón oder Crema Catalana, hält ein Schwätzchen. Der Spanier tendiert nicht zu grossen Portionen und Gläsern. Er isst und trink viel mehr permanent, den ganzen Tag, bei jeder Gelegenheit und ist er nicht Torero, ist sein Figur Bewusstsein spätestens ab der Verehelichung gänzlich dem Genuss untergeordnet.
Der galante Caballero vergisst nicht seiner Herzensdame am Westeingang der Markthalle, an dem sich ein herrlicher Blumenstand mit frischen Schnittblumen der Insel befindet, einen Blumenstrauss zu verehren. Etwas, auf das Spanierinnen jeden Alters, auch in der heutigen Zeit, noch grossen Wert legen. Neben Bodenständigem ist auch auch jede andere Art luxuriösen Genusses erhältlich, ob das Kaviar aus dem Iran ist oder eine erlesene Zigarre aus Kuba. Man darf nicht vergessen Las Palmas ist mit rund 700 tsd. Einwohnern die siebt größte Stadt Spaniens, in Deutschland wäre sie Nummer fünf. In Las Palmas leben einige der reichsten Spanier, alte Handelsdynastien. Auch sie kann man hier treffen.
Fantastische Gastronomie – sehr vernünftige Preise.
Seit seiner Renovierung ist der Mercado del Puerto wieder sehr angesagt. Bei der älteren Dame mit Stil, die niveauvoll nachmittags einkaufen möchte, um danach mit ihren Freundinnen den neusten Klatsch bei einem Glas Cava auszutauschen, oder bei der jungen, hippen Szene der Start-up Unternehmer, von denen es in Las Palmas mehr als erwartet gibt, die sich abends nach der Arbeit zum Essen und Netzwerken trifft.
Das Publikum ist bunt gemischt und der Markt hat es perfekt geschafft, eine wunderbare Mischung aus Lebensmittel Ständen, bodenständigen Bars, feinen kleinen Restaurants, Cafés und Bars zu einem harmonischen Ganzen zu komponieren. Man sitzt im Inneren der Markthalle, um sie herum unter Arkaden, eine lebendige Mischung aus Menschen jeder Altersklasse und Schicht.
Wer abends die Gastronomie am Mercado del Puerto besucht, sucht sich am besten im schönen Ambiente unter den Arkaden an der Nordseite in der Calle Rafael Benton Travieso ein Lokal seines Geschmacks. Die kleine Strasse ist Fussgängerzone und links und rechts reiht sich ein Lokal an das andere. Für jeden Geschmack findet sich etwas:
- Das Tasca Gallega Las Meigas am östlichen Eck bekannt für seine frischen Austern,
- gefolgt von der schönen Mäketto Sushi Bar,
- gegenüber gelegen das sehr ambitionierte Tasca Alboroto mit wechselnder Karte, meist spanische Traditionsgerichte modern interpretiert.
Wer zur früheren Stunde kommt, wenn die Bars und Restaurants in der Calle Rafael Benton Travieso noch geschlossen haben, sollte das
- Encurtidos Antequera,
- La Gilda del Mercado oder das
- Piscos & Buches
aufsuchen. Beide bieten exquisite Tapas, Montaditos oder Pinchos und eine grosse Auswahl an guten Weinen oder frischem Bier vom Fass in der Markthalle. Auch geeignet für Menschen, die gerne deftig frühstücken oder nach einer durchfeierten Nacht am Heimweg sind.
Wer in Las Palmas zu Gast ist und einen entspannten Abend mit kulinarischen Genüssen erleben möchte, abseits des Touristenrummels, der ist im und am Mercado del Puerto genau richtig. Ambitionierte Gastronomiebetriebe, die sich in modernem Design präsentieren und mit ausgezeichnetem Service ihren Gästen einen gelungenen Abend bieten, sind zu finden. Der Blick in die Speisekarte wird preislich überraschen. Anspruchsvolle Gastronomie zu moderaten, sehr fairen Preisen. Abende in Spanien werden lang und genussreich. Direkt am Mercado del Puerto halten unzählige Buslinien, die den Besucher, auch zur späten Stunde, sicher und preiswert ins Hotel zurück bringen.
Verdauungsspaziergang – von Canteras auf die Isleta.
Bei all den Genüssen im Mercado del Puerto lohnt sich auch noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, das einige hundert Meter nördlich von ihm die arme Ecke von Las Palmas beginnt. Kaum ein Tourist verirrt sich dort hin oder weiss, das am nördlichen Eck des Playa de las Canteras, am La Puntilla, Las Palmas keineswegs zu Ende ist. Eine eigene Welt beginnt hier, die lohnt erkundet zu werden. Steile, enge Strassen, Geschäfte wie aus Omas Zeiten, winzige Bars, die Zeit scheint an manchen Ecken stehen geblieben zu sein. Das Viertel ist arm aber sexy, wie man heute so schön sagt und es ist keineswegs eine lateinamerikanische Favela, in der man seines Lebens nicht sicher ist.
Von La Puntilla spaziert man die Uferpromenade weiter nach Norden. Schlagartig ist es mit den Touristenlokalen vorbei, es geht weiter, bis eine Klippe erreicht wird. An dieser wurde kürzlich ein netter Spazierweg angelegt, der einen geradewegs an den nur von Einheimischen frequentierten grossen Strand Playa el Confital führt. Wochentags ist er völlig ausgestorben. Am Wochenende treffen sich hier die Surfer mit „cojones“. Dort bricht zuverlässig und stetig die Welle, die nach dem Strand benannt ist und als die beste rechts laufende Europas gilt. Einziger Haken: Der Break läuft über ein messerscharfes Lava Riff. Wer hier ein Wipe-out hinlegt, hat gute Chancen, danach wie durch den Fleischwolf gedreht auszusehen. Übrigens sind unerfahrene Extranjeros bei den Locals im Line-up nicht gerne gesehen, um es freundlich zu beschreiben.
Über dem Playa el Confital liegt ein herrlicher Aussichtspunkt, der Mirador de las Coloradas, mit kleinem Restaurant, darüber noch ein Gipfelkreuz mit Schwindel erregendem Ausblick. Wer hier herauf steigt, erhält als Lohn ein atemberaubendes Panorama über die gesamte Bucht von Las Palmas. Am Nordende des Playa el Confital führt ein schweißtreibender Pfad zum Gipfel. Wer es bequemer will, nimmt die Piste hinauf zur Carretera de las Coloradas im Süden des Strandes. Über sie geht es zu Fuss über die Bundesstrasse. Wer zu bequem ist, wartet auf den Bus der Linie 41 und fährt mit diesem aufwärts. Mit Bonus Karte für 90 Cent, sonst sind 1,20 Euro fällig. Nicht vergessen, dem Bus ein deutliches Zeichen geben, sonst braust er, wie in Spanien üblich, an einem vorbei, auch an Haltestellen! Gleiches gilt fürs Aussteigen.
Vom Mirador de las Coloradas kann mit der Linie 41 direkt zur Estación de Guaguas, beim Castillo de la Luz, nahe des Mercado del Puerto, zurück gefahren werden. Vom Busterminal sind alle denkbaren Viertel von Las Palmas mit direkten Linien zu erreichen. Besser jedoch, man fährt nur hinunter zum Strand, steigt dort aus und geht zick zack durch die engen Gassen zum Castillo de la Luz. Ein Spaziergang, in dem man in das Viertel el Confital richtig eintaucht. Der regelmässige Besucher wird beobachten, dass sich das früher einmal etwas herunter gekommene Viertel, hier und da beginnt zu entwickeln. Die Lage ist interessant. Gut vorstellbar, dass el Confital einmal eine angesagte Ecke von Las Palmas werden könnte. Wer weiss, überraschen würde es nicht.
Am Fusse von el Confital wird der schattige Park des Castillo de la Luz erreicht. In der Cafetería Piscolabis Terraza kann bis 22 Uhr abends noch ein kühles Bier oder Snack nach dem mehr oder weniger weiten Spaziergang genommen werden. Die Kulisse der angestrahlten Märchenburg Castillo de la Luz im kleinen aber wunderschönen Park mit herrlichem Baumbestand, ist ein phänomenaler Ort, um den Tag ausklingen zu lassen und darauf anzustossen, auf den „Islas Afortunadas“, den Inseln der Glückseligen, sein zu dürfen.
Öffnungszeiten
- Montag 7:00 – 20:30
- Dienstag – Samstag 7:00 – 00:00
- Sonntag 8:00 – 20:30
Aber Achtung: In Spanien gelten die Öffnungszeiten einer Markthalle für das Öffnen der Tore. Jeder Standbetreiber hat seine eigenen Zeiten, an denen er seinen Stand betreibt. Bei Ständen mit Fisch und Meeresfrüchten beispielsweise hängt dies noch zusätzlich davon ab, ob Ware von den Schiffen gekauft werden konnte. Es ist eben kein Supermarkt sondern Frischware. Auch die Gastronomie hat eigene Zeiten. Bedenken Sie auch, dass es sich durchwegs um kleine Familienbetriebe handelt. Wegen einem Familienfest kann schon einmal geschlossen sein und öffnen um 8:00 bedeutet, dass der Betreiber gegen 8:00 Uhr kommt und beginnt, den Stand zu öffnen. Tranquilo – machen Sie mit. Spanier leben deutlich länger als Deutsche, obwohl sie auf keinerlei Genüsse verzichten.
Nützliche Links.
- Playa de las Canteras – Las Palmas.
- Mercat de la Boquería – Barcelona.
- Gran Canaria mit dem Bus erkunden.