El arrecife – das Riff.
Arrecife steht für Riff. Davon gibt es viele auf den vulkanischen Kanaren. Eigentlich sind sie überall. Jedenfalls wurde entschieden, die alte Ortsbezeichnung als Stadtnamen für die Hauptstadt von Lanzarote zu wählen. Auf Fuerteventura war man da wählerischer und änderte den Namen der Stadt „Puerto de Cabras“ in „Puerto del Rosario“, als sie zur Hauptstadt wurde. Es wurde als unangemessen empfunden, dass die neue Hauptstadt der Insel „Ziegenhafen“ heissen würde und so wurde etwas Feineres gesucht.
Puerto del Rosario und Arrecife haben etwas gemeinsam. Erst spät wurden beide zur Hauptstadt ihrer Insel: Puerto del Rosario 1860, Arrecife 1852. Beide Städte folgten einer Hauptstadt nach, die im Inselinneren lag. Auf Lanzarote war dies Teguise. Auf Grund der Piratenüberfälle war es zu gefährlich direkt an der Küste zu leben. Nur auf Gran Canaria und Teneriffa konnten sich die Menschen diesen Luxus leisten. Da von besonderer strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung, waren die Häfen mit Festungen und Kanonen geschützt und auch Schiffe der Spanischen Armada lagen dort. Besonders imposant ist die Geschützbatterie im Hafen Puerto de la Cruz auf Teneriffa, die mit einer vernichtenden Feuerkraft Eindringlinge empfangen konnte. Da suchte man sich lieber leichtere Ziel aus wie den Hafen Puerto de la Luz Las Palmas, den auch Sir Francis Drake angriff, allerdings vergebens.
Arrecife ist ein verschlafenes Städtchen. Touristen meiden es völlig zu unrecht. Für seine Grösse hat es einiges zu bieten, auch einen wunderschönen Sandstrand und ein erstklassiges Hotel, das es nicht all zu leicht hat. Lebten 1960 in Arrecife, als der Tourismus auf Lanzarote langsam begann zu keimen, noch 13 tsd. Menschen in der Hauptstadt, sind es heute rund 60 tsd. Das ist die halbe Inselbevölkerung. Grosse Shoppingcenter, belebte Einkaufsstrassen und ähnliches finden sich nicht, doch viel Kunst und das hat Arrecife César Manrique Cabrera (*24.04.1919, Arrecife – †25.11.1992 Tahíche) zu verdanken.
Der international renommierte Künstler und Architekt Manrique, der die Grössen der Kunstszene seiner Zeit wie Picasso oder Warhol zu seinen engen Freunden zählte, wuchs in den armseligen Häuschen im nahegelegenen Puetro de Naos auf, um eine Weltkarriere anzutreten. Das Multitalent mit einem herausragenden Schaffensdrang vergass aber am internationalen Parkett niemals seine Heimat. Bis zu letzt galt seine Ambition vornehmlich Lanzarote. Ihm hat die Insel zu verdenken, dass ihr die Hotelbunker erspart blieben, die unter General Franco die Costa Blanca zubetonierten und nicht nur dort. Manrique war ein Kämpfer für das, was heute „sanfter Tourismus“ genannt wird. Damals verstand das noch niemand und das nicht nur in Spanien. Und heute wird es vielerorts immer noch nicht verstanden, dass mit dem schnellen Geld die Zukunft verspielt wird. César Manrique erkannte dies schon in den 1960igern, denn er war Vordenker und anpackender Visionär. Er wird auf Lanzarote wie ein Heiliger verehrt, weltweit als grosse Persönlichkeit. Lohnend, sich mit diesem herausragenden Charakter zu befassen. Und auch gute Gelegenheit aktuell, denn Lanzarote steht 2019 ganz in seinem Zeichen: „100 años César Manrique“.
Excursión Arrecife – Streifzug Arrecife: Die folgende Beschreibung der „POI“ ist so angelegt, dass sie als „Rundwanderung“ beginnend am „Playa de Reducto“, wo das Auto abgestellt werden sollte, unternommen werden kann. Entlang des „Paseo“ geht es zum „Castillo de San Gabriel“, dann zur „Parroquia de San Ginés“ und weiter zum „El Charco de San Ginés“. Von dort wird das „Almacén“ erreicht und es geht sodann zurück zum „Playa de Reducto“. Dort kann sich der Tourist einwenig erholen, in die Sonne legen und baden. Erholt geht es mit dem Auto weiter hinüber bis zum Castillo de San José, das bis 20:00 Uhr geöffnet hat. Am Freitag und Samstag hält das Restaurant bis 23:00 Uhr geöffnet und bietet sich als Abschluss des Besuchs in Arrecife zum Abendessen an. Jene, die auch gerne zum Mittagessen gehen, finden auf halber Distanz Vorschläge dafür im Text.
Touristen, die komplett auf das Auto verzichten wollen, können dies auch. Sie legen beim „El Charco“ einfach eine Schleife über den Spazierweg am Meer hinüber zum „Castillo de San José“ ein. Das ist leicht zu schaffen, sind es doch nur 2 Km. Dabei wird auch die „Cofradía“ passiert, in der gut und preiswert Fisch gegessen werden kann.
Gute Schuhe, leichte Kleidung, Hut und Sonnenbrille, eine Flasche Wasser und Wissensdurst ist mitzubringen – Aufbruch!
Paseo von Arrecife.
Der Paseo von Arrecife erstreckt sich vom Playa del Reducto vorbei am Stadtzentrum hinüber zum El Charco de San Ginés. Gepflegt und ruhig ist er. Von den Bänken, die teils unter Schatten spendenden Bäumen stehen, lässt sich ein schöner Ausblick hinüber zum Castillo de San Gabriel geniessen. „Los“ ist am Paseo nichts. Die Einen wird das stören Andere wird es freuen. Eine gute Ecke, um zu lesen, zu entspannen, nachzudenken, zu schreiben dem Müßiggang nachzugehen. Ein Café findet sich und an der Einmündung der Calle León y Castillo noch das eine oder andere weitere. Die Zone ist „verkehrsberuhigt“. Nur der Bus passiert den Paseo, ansonsten ist er den Radfahrern und Fussgänger vorbehalten.
Castillo de San Gabriel.
Das Castillo de San Gabriel wurde im 16. Jhd. errichtet. Es wird über die „puente levadizo“ betreten, das Wahrzeichen von Arrecife. Zusammen mit der Zugbrücke, dem türkisfarbenem kristallklaren Wasser, das die Festung umgibt, sowie dem kleinen Sandstrand vor dem Castillo, wirkt es wie für Touristen angelegt. Es ist echt. Eine alte Mole führt weit aus der seichten Bucht hinaus, damit auch Schiffe mit grösserem Tiefgang anlegen konnten. Heute fahren sie an ihr in den gegenüber liegenden Puerto Los Marmóles vorbei.
Vor dem Castillo wurden zwei imposante Kanonen postiert, die jedoch so dort nie standen, sondern Teil der „Batería El Río“ waren. Die beiden Bronzekanonen hatten für die damalige Zeit eine enormer Feuerkraft. 88 Stück wurden von diesem Typ von der “Fundisión de Artillería de Sevilla“ gefertigt. Jene am Castillo stammen aus dem Jahr 1885 und 1891. Insgesamt vier wurden nach Lanzarote geliefert. Jede von ihnen wiegt 3 to., hat einen gezogenen Lauf Kaliber 21 cm und feuert 78,7 Kg Projektile treffsicher 6.850 m weit einem unliebsamen Gast entgegen. Keine gute Idee als Schiff in diese Reichweite zu kommen.
Die Kanonen waren notwendig, da die Kanaren über die Jahrhunderte immer wieder von Piraten heimgesucht wurden. Anfangs waren es die Barbaresken, maurische Piraten aus Nordafrika, die Jagd auf weisse Sklaven machten. Sie waren nicht nur in Nordafrika, wo sie auch alles einfingen was sich verkaufen liess, gefürchtet, sondern bis hinauf in die Niederlande und Großbritannien und natürlich auch direkt vor ihrer Haustüre, den Kanaren. Sie fielen mit ungezügelter Brutalität ein, nahmen alles mit, was sich versklaven liess, Proviant und Dinge von Wert wurden geraubt, was übrig blieb wurde umgebracht und niedergebrannt. Bis heute hielt sich der Spruch im Spanischen „¡no hay moros en la costa!“, was bedeutet „Die Luft ist rein!“, wörtlich aber „Keine Mauren an der Küste!“. Die Raubzüge der Barbaresken nahmen so exzessive Ausmasse an und schädigten derart den Handel zwischen Amerika und Europa, dass sich die junge US Navy gezwungen sah 1815 in die Barbaresken Kriege einzutreten, nach Algerien auslief und im Amerikanisch-Algerischer Krieg den Korsaren zeigte, was es schon damals bedeutete, den amerikanischen Handel zu stören. Auch die Briten drangsalierten Spanien und die Kanaren wo es nur ging, da sie eifersüchtig ihre Stellung als die Kolonial und Handelsmacht der Welt gefährdet sahen. Das führte zu kuriosen Kriegen wie den “War of Jenkins’ Ear” (1739–1742), um zu rächen, dass dem britischen Handelskapitän angeblich von einem übereifrigen Spanier in Übersee ein Ohr abgeschnitten wurde. Robert Jenkins präsentierte sein fehlendes Ohr persönlich im Parlament in London und legte den abgeschnittenen Rest auch als Beweismittel vor. War einmal offiziell Frieden zwischen Spanien und dem Empire, wurden bezahlte Freibeuter wie Sir Francis Drake entsandt, den spanischen Handel zu stören. Elisabeth I. selbst wusch ihre Hände in Unschuld, vergass jedoch nicht ihren treuen Untertan Drake in den Adelsstand zu heben.
Im Inneren des Castillo de San Gabriel findet sich ein interessantes Museum, das einiges über die militärische Geschichte des Castells zeigt, sowie detaillierte Einblicke in die Barbareskenkriege und die Piratenüberfälle auf das kanarische Archipel gibt. Hoch interessant jedoch nur für jene, die sehr gut Spanisch sprechen, denn alles ist in anspruchsvollem Spanisch gehalten. Enttäuschte können sich mit einer herrlichen Aussicht besänftigen lassen. Das Castillo kann auch bestiegen werden. Oben bietet sich ein windiger Ausblick über Arrecife, hinüber zum Charco de San Ginés und zum Hafen Puerto de Naos und Los Marmóles.
Fussgängerzone Calle León y Castillo.
Touristen, die Arrecife erkunden, kommen irgendwann zwangsläufig in die Fussgängerzone und Einkaufsstrasse von Arrecife, die Calle León y Castillo. Meist bemerken sie das gar nicht, denn es sieht mehr wie in einer ausgestorbenen Seitenstrasse dort aus. Reiseführer loben sie als Shopping Meile aus. Eine nähere Prüfung des Strassennamens an mehreren Gebäuden und des Google Maps Eintrages ergeben eine verblüffende hundertprozentige Übereinstimmung mit dem Führer – jedenfalls in Bezug auf die Ortsangabe. Der Tourist scheint richtig zu sein und steht erst einmal recht hilflos in der Gegend herum. Der Führer lässt den Leser ratlos zurück, ohne ihm Anweisungen zu erteilen, was denn hier nun zu kaufen oder zu besichtigen sei, um die Stadtbesichtigung Arrecife erfolgreich und lückenlos abzuarbeiten. Auch zu besichtigen gibt es nichts. Weder ist das alte Cabildo Gebäude noch die Handvoll Holzbalkone weiter erwähnenswert.
So macht man sich besser zu den Seitengassen von León y Castillo auf, die zur Parroquia de San Ginés führen. Dort finden sich einige kleine nette Bars und Cafés, in denen recht preiswert und ordentlich etwas gegessen werden kann. Touristisch können die Lokale nicht genannt werden. Es sind eher Gastronomiebetriebe, die auch von Touristen besucht werden, die aber deutlich in der Minderheit sind. Angenehm für das allgemeine Ambiente. Spontan kommt dem belesenen Reisenden der brillante Kurt Tucholsky in den Sinn, der mit spitzer Feder schrieb: „Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich benehmen muss oder ob schon deutsche Touristen da gewesen sind.“ Ja, das ist nicht so ganz von der Hand zu weisen.
Parroquia de San Ginés.
Die Parroquia de San Ginés („parroquia“ für „Pfarre“), basiert auf einer alten Ermita, die dort 1574 errichtet wurde. Und wie alle Ermitas der Kanaren, wurde auch sie an einem Ort einer bedeutenden Heiligenerscheinung aufgestellt, die sich im angrenzenden Charco de San Ginés zugetragen haben soll. San Ginés ist keineswegs das älteste christliche Heiligtum auf Lanzarote. Die erste Kapelle Lanzarotes, ja des gesamten kanarischen Archipels, liessen 1402 die Eroberer Jean de Béthencourt und Gadifer de La Salle im Fort Rubicón, das oberhalb der Papagayo Strände angelegt wurde, errichten. Der Papst damals so begeistert über die vielen potentiellen neuen Christenmenschen, dass er Rubicón sofort zum Bistum erhobt, das erste der Kanaren also. Und laut Definition war dann die kleine Steinkapelle auch eine Kathedrale, die auch Bischofsitz war. Der Papst wies Fort Rubicón der Oberhoheit und dem militärischen Schutz des Bischof von Sevilla zu. Einen eigenen Bischof sah sie nie.
Die kleine Ermita San Ginés wurde bei harter See von der nahegelegenen Gezeitenlagune Charco de San Ginés überflutet, beschädigt und 1798 aus schwarzem Vulkanstein neu errichtet. In ihr werden San Ginés de Clermont und San Pedro Apóstol verehrt. Zwei grosse Gemälde thematisieren die Heiligen. Sie sind eine Stiftung von Lanzarote Auswanderern, die es nach Kuba verschlug. Kuba, Venezuela und Uruguay waren die Länder, in die es Menschen der Kanaren verschlug, die verzweifelt mit kleinen besegelten Fischerboten den Atlantik querten, um den vielen Hungersnöten zu entgehen. Bis heute bestehen enge kulturelle und familiäre Bande zwischen den kanarischen Inseln und diesen Ländern. Die Auswanderer, welche die Atlantik Passage überlebten und zu etwas Geld kamen, vergassen ihre Heimat nie und spendeten viele Kapellen, Bilder und Heiligen Statuetten für ihre Heimatdörfer. Das brachte auch skurrile Dinge hervor. So stiftete ein Auswanderer aus Kuba seinem Heimatdorf El Jablito auf Fuerteventura eine Madonnenstatue, die dort noch heute verehrt wird. Da man es auf Kuba nie so genau mit dem Christentum nahm und einfach alles vermischte was gefiel, handelt es sich aber keinesfalls um eine Marienstatue, wie man annahm, sondern um eine Fruchtbarkeitsgöttin der Yoruba Religion, die afrikanische Sklaven nach Kuba mitbrachten und dort zum Voodoo Kult weiter entwickelten. Die „Señora de la Caridad del Cobre“ geht aber in El Jablito als astreine Marienstatue durch – eine Frau, die ein Kind auf dem Arm hält und so hat alles seine Ordnung. Glauben heisst eben nichts wissen.
In der Kirche sollte ein Blick nach oben geworfen werden, denn der Dachstuhl ist in zweifacher Hinsicht beachtenswert. Bauholz war auf den Kanaren Mangelware und so wurde es von der portugiesischen „Holzinsel“ Madeira angeliefert. Holz stand für Reichtum und so baute sich auch jeder, der es zu etwas gebracht hatte, einen Holzbalkon an die Fassade, was reine Dekoration war. Sehr schön in der Calle de los Balcones in Orotava Teneriffa zu sehen. Das zweite Interessante ist der Mudéjar-Stil, in dem der Dachstuhl ausgeführt wurde. Mudéjares, maurische Handwerker, die grosse Handwerkskunst auf die iberische Halbinsel brachten. Noch heute stammt eine grosse Zahl handwerklicher Fachbegriffen aus dem Arabischen, wie überhaupt das Arabische in der Spanischen Sprache allgegenwärtig ist. Beispielsweise wird die Olive im Spanischen als „la aceituna“, vom arabischen „azzaytúna“ abgeleitet, bezeichnet und nicht als „la oliva“, was theoretisch auch richtig wäre, aber kaum verstanden wird.
El Charco de San Ginés.
Ein „el charco” ist im Spanischen eine „Pfütze“. So werden auf den Kanaren kleine Gezeiten abhängige Lagunen bezeichnet. Sie wurden und werden gerne von Fischern genutzt, da der starke Tidenhub des Atlantiks, teils über 3 m, gut zum Ein- und Auslaufen genutzt werden kann. Nach dem Fang müssen auch die Boote nicht jedesmal mühsam an Land gezogen werden. Bei Flut hängen die schweren Holzboote geschützt vor der starken Atlantik Brandung an einer Boje, bei Ebbe fallen sie einfach trocken.
Die ersten Häuser von Arrecife lagen am Charco de San Ginés und wurden nur temporär genutzt. Auch das ist typisch für das kanarische Archipel. Direkt an der Küste zu wohnen war durch die vielen Barbaresken Überfälle, maurische Sklavenjäger aus Nordafrika, viel zu gefährlich. Auch ging man verschiedenen Erwerbszweigen nach, je nachdem, was gerade einträglich war. Zogen gerade wieder die Sardinenschwärme durch, konzentrierte man sich ganz auf die Fischerei. Waren diese vorbeigezogen und der Fang getrocknet und gelagert, widmete man sich dem einträglichen Sammeln der Färberflechte, um Ziegen, Käse und anderes. Bis heute ist diese Tradition der breiten Erwerbstätigkeit auf dem Archipel verbreitet.
Touristen sitzen gerne am Meer in der Sonne und so ist El Charco auch der touristische Hotspot von Arrecife. An der Ostseite der Lagune reiht sich ein Restaurant an das andere. Wer essen gehen will, besucht besser die ruhige Westseite der Lagune und ein Restaurant, das von Einheimischen aufgesucht wird. Betriebe, die auf Stammkunden aus sind und nicht Kunden bedienen, die ohnedies nie wieder kommen. Zu finden ist das „La Puntilla“, in dem ruhig und ansprechend gegessen werden kann. Wer es richtig urig liebt, der geht in die „Cofradía“, die Bruderschaft der Fischer, die am Spazierweg zum Castillo de San José liegt.
Centro de Innovación Cultural “El Almacén“.
„El Almacén“, „das Lager“, war eine Idee des César Manrique und einiger Freunde. Das alte Lagerhaus wurde umgebaut und 1974 eröffnet. Es sollte Treffpunkt internationaler Künstler werden. Ein recht anspruchsvolles Ziel, setzten doch erst in den späten 1960igern die ersten internationalen Direktflüge der legendären Fluglinie „Südflug“ des Rul Bückle auf Lanzarote auf. Auf Fuerteventura dauerte es sogar bis 1973, als eine Condor Maschine aus Düsseldorf in El Matorral landete und eine neue Ära des Tourismus auf der Nachbarinsel einläutete. Auch hatte Arrecife 1974 gerade einmal 22 tsd. Einwohner. Das Ziel Manriques war wohl zu ambitioniert, zu früh und scheiterte finanziell. Es zog nicht die Künstler an, die sich Manrique erhofft hatte. So übernahm 1989 das Cabildo de Lanzarote das „El Almacén“ und rettete so den schönen Ort der Kunst und auch Kullinarik.
Wird im Castillo de San José zeitgenössische Kunst gezeigt, die sich etabliert hat, wird im „El Almacén“ jene ausgestellt, die sich etablieren möchte. Derzeit zeigt „El Almacén“ die ausgesprochen ansprechenden Werke des Künstlers Ildefonso Aguilar de la Rúa in der Ausstelling „Entre Islas“. Auch Menschen, die mit Kunst „nichts am Hut“ haben, sollten sie ansehen, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass sie auch ihnen gefällt. Auf den ersten Blick wirken die grossflächigen Werke wie rein abstrakte Kunst. Lässt man sie wirken und betrachtet sie näher, zeigen sich die gegenständlichen Dinge in den Bildern: Klippen, Horizonte, Umrisse von Inseln. Ein einzigartiger und gelungener Stil, der mit einer ebenso interessanten Technik umgesetzt wird. lldefonso Aguilar de la Rúa arbeitet mit Ölfarbe und Ölfarbe, in die er Sand einrührt, um den Bildern etwas Plastisches zu geben. Aguilar wurde 1945 in Sevilla geboren, studierte u.a. an der „Escuela Superior de Bellas Artes de Santa Cruz de Tenerife“ und „Escuela de Artes Aplicadas y Oficios Artísticos de Arrecife de Lanzarote“. In Lanzarote blieb er auch hängen, lebt und arbeitet dort.
Das Museum beheimatet Restaurant und Bar „El Almacen“, vormals „Restaurante Pablo Ruiz Picasso“, gewidmet dem engen Freund Manriques. „El Almacen“ ist nicht nur sehr angesagt, sondern auch sehr gut. Ein Ambiente in dem sich Künstler wohlfühlen. Tische, Bar, Sitzecken und mehr laden ein, dort den ganzen Abend zu verbringen. Eine sehr gute Idee, so in Arrecife übernachtet wird.
Playa del Reducto.
Der Playa del Reducto ist ein ausgesprochen schöner Stadtstrand, der sehr gepflegt in einer ruhigen Bucht auf 700 m Länge feinsten goldgelben Sand bietet. Mit Las Canteras in Las Palmas de Gran Canaria kann er natürlich nicht mithalten, da ihm das vorgelagerte Riff und der schöne Paseo fehlt, dafür ist es an ihm aber deutlich ruhiger. Überraschend leer ist er. Kaum ein Tourist ist zu sehen und etwas voller wird er nur an heissen Hochsommer Wochenenden, wenn es viele Bewohner der Kleinstadt Arrecife zur Abkühlung an den Strand zieht. Touristen stürmen die Papagayo Strände, kennen den Playa de Reducto meist gar nicht. Sonnenhungrige, die eine Alternative zu den Papagayo Stränden suchen, könnten den Stadtstrand von Arrecife einmal ausprobieren. Auch eine gute Idee ist es, nachdem Arrecife erkundet wurde, am Strand ein kühles Bad zu nehmen und in der Sonne zu entspannen.
Am Playa de Reducto liegt das Gran Hotel Arrecife. Ursprünglich wurde es 1960 errichtet, musste aber 1991 geschlossen werden. Es konnte nicht profitabel betrieben werden. Touristen freundeten sich nicht, obwohl es schön am Strand liegt und über das Meer blickt, mit ihm an. 1994 brannte das leerstehende Haus warum auch immer aus und wurde erst 2004 wieder aufgebaut. Nun lockt ein modernes Hotel & Spa, das über einen grossen, schönen „Hausstrand“ verfügt. Besucher von Lanzarote, die fern des Touristentrubels aber in einer netten Stadt wohnen wollen, auch Komfort suchen, sollten sich das Gran Hotel einmal ansehen. Der Name vielleicht etwas abschreckend, aber die Preise sind in einem sehr angemessenen Bereich angesiedelt.
Tagesbesucher, die mit dem Auto nach Arrecife kommen, nutzen am besten die Tiefgarage des Gran Hotels, von der aus alles zu Fuss zu erreichen ist. Es lohnt nicht sich dem Autotross anzuschliessen, der endlos durch die engen Gassen auf der Jagd nach einem der wenigen Parkplätze ist.
Puerto de Naos und Los Mármoles.
Zu Füssen des Castillo de San José liegt der alte Fischerhafen Puerto de Naos und der Handelshafen Los Mármoles. Es wundert etwas, dass im 18. Jhd. diese mächtige Wehranlagen zum Schutz eines verschlafen liegenden Hafens errichtet wurde. Doch beide Häfen haben schon sehr geschäftige Zeiten erlebt. Einst war Arrecife der grösste europäische Fischereihafen für Sardinen und Thunfisch. Wer genau hinsieht, wird Richtung der Meerwasser Aufbereitungsanlage die Reste einer grossen Saline entdecken. Sardinen und Thunfisch wurden am Hafen, bevor die ersten Eismaschinen aufkamen, fast ausschliesslich zu Konserven verarbeitet und dazu benötigt es viel Salz. Nun ist der Fischreichtum vorbei. Die im Kanarenstrom vorbeiziehenden Thunfischschwärme ausgedünnt, dürfen nur noch klassisch mit Leine und Haken gefangen werden und das streng begrenzt. Viele Wissenschaftler meinen, dass der Fang komplett eingestellt werden müsste, um vor allem den Blauflossen-Thunfisch zu retten. Der auch als „Roter Thun“, wegen seines exzellenten roten Fleisches, bezeichnete Fisch, bringt viel Geld. Spanien ist der grösste Fischer auf den Thun weltweit und Japan der grösste Verbraucher. Bei der Neujahrsauktion 2018 am Fischmarkt Tsukiji in Japan brachte es ein Roter Thun von 405 Kg auf stattliche 270.000,- Euro Verkaufserlös. Und auch die Sardinenschwärme, die am Archipel vorbeiziehen, werden immer kleiner und seltener. Das Meer ist leer gefischt ist die Realität. Die armseligen und nun ausgestorbenen Fischerhütten am Puerto de Naos sind Wiege eines grossen Multitalentes: César Manrique Cabrera wurde dort geboren und wuchs in einer solchen Hütte auf. César Manrique der den Tourismus der Kanaren wie kein anderer prägte, wie ein Held nicht nur auf Lanzarote hoch verehrt wird. Wer hätte gedacht, dass der kleine César irgendwann mit Grössen wie Andy Warhol, Robert Rauschenberg oder Pablo Ruiz Picasso nicht nur zusammen arbeiten würde sondern eng befreundet sein würde.
Wer den Fang des Puerto de Naos fangfrisch kaufen will, der hat dazu wochentags jeden Vormittag in der „Pescaderia Municipal“ die Gelegenheit dazu. In ihrer Nähe liegt auch die „Cofradía“, die „Bruderschaft“. So heissen die einfachen Restaurants der Fischerei Gemeinschaft auf den Kanaren. Ob auf Lanzarote, Fuerteventura oder Gran Canaria: Jeder Fischerhafen hat seine „Cofradía“. Einheimische lieben sie, denn dort lässt sich günstig frischer Fisch essen. Touristen sind meist vom sehr einfachen Ambiente abgeschreckt, was ein Fehler ist. Wer plant sie auszuprobieren fragt am besten, was gerade fangfrisch am Morgen in die Küche kam und bestellt das. Besucher von Arrecife, die vom „El Charcho“ zum Castillo de San José hinüber spazieren, ein kleiner Spaziergang von 2 Km, passieren die Cofradía automatisch und könnten dort ein Mittagessen einplanen. Fischliebhaber werden nicht enttäuscht.
Gegenüber des Puerto de Naos legen an der langen Mole des Handelshafens Los Mármoles vor allem Versorgungsschiffe für Lanzarote an. Z.B. Schiffe, die Diesel für die Meerwasser Entsalzungsanlage anliefern. Die Anlage wurde 1964 errichtet und war die erste kommerzielle Anlage dieser Art in Spanien. Die Technik wurde mittlerweile auf Osmose umgestellt, ein Teil der Bauwerke stammen jedoch aus der alten Zeit. Als der Tourismus Anfang der 1960iger auf Lanzarote und Fuerteventura begann einen rasanten Aufstieg zu nehmen, mussten Militärtankschiffe im Pendeldienst zwischen Las Palmas de Gran Canaria und den beiden Inseln die Wasserversorgung sicherstellen. Auf beiden Inseln wurden nach und nach weitere Anlagen errichtet. Reisende, die mit der Fähre aus Cadíz auf die Kanaren übersetzen, landen je nach Wetterbedingungen gegen Mitternacht im Puerto Los Mármoles an, wenn ganz Arrecife tief und fest schläft. Um 7 Uhr morgens verlässt die Fähre schon wieder Arrecife Richtung iberischer Halbinsel.
Castillo de San José – Museo Internacional de Arte Contemporáneo (MIAC).
Das Castillo de San José wurde von 1774 bis 1779 unter dem Insel Gouverneur San José errichtet. Die Pläne stammen vom Militäringenieur Alejandro de los Ángeles, der auch die Bauleitung inne hatte. Errichtet wurde das Castillo von Bewohnern Lanzarotes im Frondienst. Heute kaum noch bekannt, war Fuerteventura, Lanzarote, La Graciosa und El Hierro bis zur Ausrufung der ersten Republik am 11.2.1873 ein Lehen. Mit der Republik fielen die ersten drei Inseln zur Provinz Las Palmas de Gran Canaria, El Hierro zur Provinz Santa Cruz de Tenerife. Die Inseln riss sich der normannische Conquistador Jean de Béthencourt 1402 als königliches Lehen unter den Nagel. Die Freude wehrte nicht lange, denn schon 1430 musste Béthencourt das Lehen an Guillén de Las Casas abtreten. Die Linie Las Casas verlor das Lehen nie. Der Normanne Béthencourt hatte sich mit dem in der Normandie Unruhe stiftenden Heinrich VIII. arrangiert, also den Treueid an König Felipe II. und Königen Isabel la Católica, den reyes catolicos, gebrochen. Das Leben auf den Inseln der Las Casas war kein Vergnügen. De facto Leibeigene, Residenzpflicht und mehr bestimmten das Leben. Gerade erst hatte Lanzarote die schweren Vulkanausbrüche verdaut, die von 1730 bis 1736 die Insel heimsuchten und sie mit einer meterhohen Asche Schicht überzog, da hiess es schon für die Bewohner das Castillo de San José zu errichten. Nahrung war in dieser Zeit knapp und so heisst das Castillo im Volksmund „Castillo del hambre“, also „Hungerburg“.
Die Idee das Castillo zu einem Ort der Kunst umzugestalten stammte, wie könnte es anders sein, von César Manrique. Der Künstler und Architekt entwarf die Pläne und als Mann von geradezu manischem Schaffensdrang, übernahm er auch persönlich die Bauleitung. Architektonisch interessierte sollten sich nicht nur der ausgestellten Kunst, sondern auch mit dem Bau im Detail auseinander setzen. Es spiegelt die Arbeitsweise Manriques wieder, die einen umfassenden Ansatz in Bezug auf Natur und Mensch suchte. Die vielen Bauwerke, die Manrique als Museum und Restaurant an prominenten Aussichtspunkten der Kanaren errichten durfte, stehen nicht als egomanische Klötze in der Landschaft, mit denen sich der Architekt ein Denkmal setzen wollte. Manriques Bauten ducken sich in die Landschaft, fallen gar nicht auf, wirken klein. Werden sie betreten, ist der Gast immer von der inneren räumlichen Grösse überrascht, nichts ist eng oder kleinkariert, grandiose Panoramabereiche präsentieren die Landschaft gezielt wie ein Gemälde. Und immer viel Licht, das in diese von Aussen unscheinbaren Gebäude strömt. Detailverliebt widmet sich Manrique selbst den WC Anlagen, die in Spanien gerne in eine dunkle Ecke verbannt werden. Im Castillo de San José sind sie licht mit Aussenfenstern, über den Waschtischen Oberlichter, die gezielt Licht spenden. Im Barbereich beachte man den versenkten Boden der Barkeeper, damit sie mit dem Gast auf Augenhöhe kommunizieren. Viele andere Details lassen sich entdecken. Wer die Schönheit von Manriques Bauwerken fotografieren will, muss dies von innen tun. Die Fassaden sind unscheinbar und geben wenig her, denn sie sollen die Landschaft nicht zerstören. Das Innere ist dem Menschen gewidmet und immer ein Ort, in dem sich der Besucher wohl fühlt.
Die Sammlung San José umfasst mittlerweile Werke 180 zeitgenössischer Künstler. Darunter „Klassiker“ wie Picasso, enger Freund Manriques, oder Miró. Weiters finden sich Werke von Tàpies, Amadeo Gabino, Sempere, Mompó, Canogar, Guerrero, Yturralde, Brinckmann, Mapaso, Enrique Barón, Zóbel, Torner, Alechinsky, Le Parc, Óscar Domínguez, Millares, Manrique, Christon de Vera oder Pancho Lasso, um nur die Prominentesten zu nennen. Nicht jeder wird mit darstellender Kunst warm, die ins Abstrakte geht. Vielleicht ist gerade San José ein guter Raum dieser Kunst eine Chance zu geben, weil sie in den alten Hallen aus schwarzem Lavastein so markant und eindringlich wirkt. Moderne Kunst oft sehr anspruchsvoll, die sich auch gerne mit Themen wie Harmonie, den Gestaltungsgesetzen u.ä. befasst. In der Tat muss sie verstanden werden, um ihre Schönheit in vollem Umfang zu begreifen. Nein, weder kann das jeder noch ist sie gewöhnlich. Sie ist weder besser noch schlechter als ein gutes Landschaftsbild mit röhrendem Hirschen, sie ist einfach anders schön.
Im Castillo de San José befindet sich auch ein Restaurant mit schönem Ausblick auf den Puerto de Naos und Los Mármoles. Die Bereiche Cafeteria, Restaurant und Bar haben ganz unterschiedliche Öffnungszeiten (s.u.). Sie können auch ohne ein Museumsticket zu lösen besucht werden.
Praktisches.
Parken.
Parkgarage Arrecife Gran Hotel | halber Tag zwischen 5,- und 8,- Euro
Essen.
- La Puntilla – Colon Restaurantes | im Charco de San Ginés
- Cofradía de Pescadores San Ginés | am Weg zum Castillo de San José
- Bar „El Almacén“ | im Kulturzentrum „El Almacén“
- Cafeteria, Restaurant, Bar Castillo de San José | in jenem Castillo
Wohnen.
Arrecife Gran Hotel & Spa
Arbeiten.
Magma Innovation Hub
Stilechte spanische Bart- und Haarpflege für Männer.
The Barbershop Lanzarote
Erwähnenswerte Festivals von Lanzarote.
- Arrecife en Vivo – Musikfestival
- Sonidos Líquidos – Weinfestival
- Woche der Vulkanweine – Weinfestival
- Fiesta Virgen de la Caridad – Weinfestival
- Festival Enogastronómico Saborea Lanzarote – Weinfestival
- Fiesta de San Ginés – eine Woche um den “el día principal” immer am 25. August
Öffnungszeiten + Eintritt.
Castillo de San Gabriel
Mo–Fr 10:00–18:00
Sa 10:00–14:00
So+Mo geschlossen
Normaltarif 3,00 Euro
Kinder, Senioren, grosse Familien, Gruppen, Residente mit Ermässigung
“El Almacén”
Mo–Fr 10:00–21:00
Sa 10–14:00
So geschlossen
Gratis
Castillo de San José Museum
Mo–So 10:00–20:00
Normaltarif 4,00 Euro
Kinder, Senioren, grosse Familien, Gruppen, Residente mit Ermässigung
Castillo de San José Gastronomie
Cafeteria
Täglich 10:00–20:00
Restaurant
Di–Do 12:00–16:00
Fr+Sa 12:00–16:00 + 19:00–23:00
Bar
Fr+Sa 21:30–01:00
La Puntilla – Colon Restaurantes
Av. César Manrique, 51
Mo–Sa 12:00–16:00 + 20:00–23:00
So geschlossen
Bar Restaurant „El Almacén“
Di–Sa 12:30–00:00
So+Mo geschlossen
Cofradía de Pescadores San Ginés
Avenida de Naos, 21
Pescaderia Municipal
Calle Vargas, 2
Mo-Sa 10:00-10:30
Magma Innovation Hub
Calle Manolo Millares, 30
Mo–Fr 8:00–20:00
Sa 10:00–14:00
So geschlossen
The Barbershop Lanzarote
Calle Portugal, 5
Mo–Fr 9:00–13:30 + 16:00–20:30
Sa+So geschlossen
Nur nach Terminvereinbarung, telefonisch oder via Website (s.u.)
Anmerkung: Alle Angaben zu Öffnungszeiten und Preisen laut Aushang vor Ort Juli 2019. Und wie immer: Keine Promotion!
Nützliche Links.
- Offizielle Tourismusseite Lanzarote
- La web corporativa – Centros de Arte, Cultura y Turismo
- Parroquia de San Ginés
- La Puntilla – Colon Restaurantes
- Arrecife Gran Hotel & Spa
- Fundación César Manrique
- Magma Innovation Hub
- Weinfestivals auf Lanzarote
- Arrecife en Vivo
- Ildefonso Aguilar de la Rúa
- The Barbershop Lanzarote