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Reise Schöne Töchter

Sommerfrische in Lissabon – über den Tejo zum Cova do Vapôr.

Maria Himmelfahrt in Lissabon – ein heisser Tag kündigt sich an.

Maria Himmelfahrt in Lissabon, ein Feiertag in ganz Portugal. Die letzen Tage waren angenehm in der Stadt am Tejo Delta. 24 Grad, die frische Atlantikbriese des Nortada vertrieb die Augusthitze aus der Stadt. Ein Nord, Nordost Wind, der nicht nur frische, kühle Luft bringt. Er streift dicht über den Atlantik. Die Reibung transportiert kühles Tiefenwasser an die Oberfläche. Das bricht zusätzlich die Augusthitze an der Küste. Der Nortada eine komplexe Klimaanlage, von den Lisboetas sehnsüchtig erwartet, wenn die Augusthitze zu drückend wird.

Das Tejo Delta Lisboa bei Sonnenuntergang.

Das Tejo Delta Lisboa bei Sonnenuntergang.

Aber heute, Maria Himmelfahrt, ist es vorbei mit dem Nortada. Er hat seine Kraft verloren, ist eingeschlafen. Das Thermometer soll schlagartig auf mindestens 37 Grad steigen. Es konnte schon gerochen werden, als frühmorgens vor das Haus am Praça Marquês de Pombal getreten wurde. Der Geruch nach Meer, der die letzten Tage über das Tejo Delta und weiter durch das Tal, indem die mondäne Avenida da Liberdade zum Denkmal des Marquês de Pombal hinauf führt, zog, blieb aus. Pombal jener Mann, der nach dem grossen Erdbeben 1755, das noch auf Schweizer Seen heftige Wellen und Risse in Gebäuden verursachte, Lisboa mit eiserner Hand in Windeseile wieder aufbauen liess. Eine Meisterleistung. Dass er keine Anstanden machte das Convento do Carmo, das bis heute als Ruine steht, wieder zu errichten, sagt einiges über den Marquês und seine Einstellung zur Kirche aus.

Ruine des Convento do Carmo Lisboa.

Ruine des Convento do Carmo Lisboa.

Vorerst, die Gunst der Stunde intrigenreich nutzend, liess Pombal aber noch einen Grossteil des alten portugiesischen Adels samt Frauen hinrichten, sehr grausam und öffentlich. Zimperlich war Pombal nicht. Dem Allen lag ein eiskaltes Machtkalkül samt einer Vision eines aufgeklärten Portugals zu Grunde. Eine riskante Agenda. Der Reformator König José de Bragança war nicht unerfreut, dass Pombal, auf eigene Faust und ohne dem König seinen Plan zu unterbreiten, das undenkbare veranlasste, denn der alte Adel trachtete ihm nach dem Leben. Er sah seine Privilegien berechtigt in Gefahr, denn auch José de Bragança hatte eine andere Idee von Portugal. An das gemeine Volk in Lissabon war es eine Warnung, dass man mit ihnen ggf. noch härter verfahren würde, so es nicht spurte. Die Stadt nach dem Beben zu verlassen war jedem verboten. Alle mussten beim Wiederaufbau mit anpacken. Wer plünderte, wurde umgehend aufgehängt und dass ohne jede Ausnahme. Pombal war ein Mann, der heute widersprüchlich erscheint und nur im zeitlichen Kontext zu begreifen ist. Ein aufgeklärter Denker der Wissenschaft, dem aber auch die Brutalität des Mittelalters nicht fremd war, die in jener Zeit immer noch zur Normalität gehörte. Er schaffte aber auch die Sklaverei in Portugal, nicht jedoch in Brasilien, ab, gründete naturwissenschaftliche Fakultäten, der Kirche entzog er die Rechte der Zensur und Inquisition. Pombal war ein kluger Pragmatiker mit klaren Zielen. Als die Erde Lissabons aufgehört hatte zu beben, sagte er angeblich: „Und nun? Beerdigt die Toten und ernährt die Lebenden.“ Pombal kann als Vater der Erdbebenforschung gesehen werden, denn er begann das Phänomen institutionell und systematisch beobachten und studieren zu lassen. Die Zahlenwerke, die auf seine Initiative von nun an entstanden, sind noch heute interessante Forschungsquellen.

Praça Marquês de Pombal Lisboa.

Praça Marquês de Pombal Lisboa.

Der Marquês de Pombal steht schon früh morgens im gleissenden Sonnenlicht. Eine weisse Säule hebt sein Standbild heroisch weit in den Himmel hinauf. Der Praça Marquês de Pombal, Lisboa, das Tejo Delta, selbst das jenseits gelegene Almada (s.u.) liegen ihm zu Füssen. So hätte sich das der ehrgeizige Marquês sicher vorgestellt. Nur der Hügel, an dessen Flanke sich der Parque Eduardo VII, entworfen 1945 von Architekten Keil do Amaral, nach Nordwesten hinauf zieht, ist noch höher. Auf diesem der wunderschöne Palácio Mendonça, Henrique José Monteiro de Mendonça, der ein Vermögen mit Café aus den Kolonien gemacht hatte, diverse universitäre Fakultätsgebäude, darüber ganz oben der Palácio da Justiça. Gewollt oder unbeabsichtigt, das alles hat Symbolcharakter und wäre wohl im Sinne Pombals gewesen. In den Strassen dominieren noch Schatten und Ruhe – Feiertag. Zeit für einen guten Café und ein leichtes Frühstück. In das schicke Café um die Ecke. João grüsst mit breitem Lachen. Die Zähne des Brasilianers blitzen beneidenswert weiss. Eigentlich sieht er mehr wie ein Kitesurfer aus, der hier mal kurz vorbei schaut. Er versprüht die Lebenslust, die in den Genen der Brasileiros wie selbstverständlich verankert scheint. Bei João geht alles locker, leicht und gleichzeitig von der Hand. Er liebt das Leben und meint, heute kratzen wir die 40 Grad und an solchen Tagen sollte man sich am besten locker durchs Leben treiben lassen. Eine gute Idee.

Der Palácio Mendonça des Henrique José Monteiro de Mendonça hoch über dem Praça Marquês de Pombal.

Der Palácio Mendonça des Henrique José Monteiro de Mendonça hoch über dem Praça Marquês de Pombal.

Museum, Park oder Strand – Lissabon hat von Allem und zwar viel.

Bevor sich die Hitze drückend über Lisboa legt: Wo soll es hingehen – Museum, Park oder Strand? Hängt von den persönlichen Präferenzen ab. Museen sind an heissen Tagen in Lissabon eine gute Idee, weniger Besucher und schön kühl ist es auch. Tagelang könnte durch die Museen der Stadt gepilgert werden. In der Lisboa Card sind übrigens > 100 inkludiert. Flirrend heisse Tage sind eine wunderbare Gelegenheit für Kultur- und Geschichtsbegeisterte, üblicherweise stark frequentierte Museen in Ruhe zu erkunden. Das Museu do Oriente wäre unter anderem eine gute Idee. Immerhin waren portugiesische Seefahrer die ersten Europäer, die Japan erreichten und mit ihnen Handel trieben. Das portugiesische Danke, obrigado, ist vom japanischen arigatō abgeleitet. Kulturgeschichte ist spannend und die Voraussetzung, die Gegenwart zu verstehen.

Besuchenswert – im Museu do Oriente Lisboa.

Besuchenswert – im Museu do Oriente Lisboa.

Lissabon Besucher, die es an heissen Tagen eher in einen kühlen Park zieht, werden von der Stadt verwöhnt. Lisboa wird von unzähligen wunderbaren Parkanlagen durchzogen. Touristen kennen meist nur das übliche wie den Jardim da Torre de Belém, der Treff zu Sonnenuntergang. Der Artikel „Lissabon – entspannen im Grünen.“ (s.u.) gibt einen Überblick über die schönsten, die im Kern der Stadt am Tejo zu finden sind und von denen nicht wenige kaum Touristen zu sehen bekommen. In jedem dieser Parks findet sich mindestens ein Kiosk, in dem ganz hervorragend und für Lissabon preiswert gegessen werden kann. Grünflächen und schattige Bäume an Teichen laden zum Ausruhen ein. „Bitte nicht betreten!“ Schilder sind nicht zu finden, denn sie sind zum Nutzen gedacht. Heisse Tage lassen sich in ihnen wunderbar verbummeln. Wer lesen will, findet Kioske mit Zeitschriften und Büchern. Im Park Jardim da Estrela, wird in den Sommermonaten sogar ein Buchclub betrieben umgeben von Sesseln, auf denen gelesen und diskutiert wird. Parkanlagen am Stadtrand, wie jene am Montes Claros, kennen nur noch Liebhaber Lissabons.

Der Jardim da Torre de Belém Lisboa im Abendlicht.

Der Jardim da Torre de Belém Lisboa im Abendlicht.

Einfach aber köstlich und preiswert – leichtes Mittagessen am Kiosk im Jardim da Estrela.

Einfach aber köstlich und preiswert – leichtes Mittagessen am Kiosk im Jardim da Estrela.

Wer gerade am Praça Marquês de Pombal steht, an dem dies hier alles seinen Anfang nahm, der hat zwei fabelhafte Optionen, die mit einem kurzen, flachen, selten in Lisboa, Spaziergang über einen Kilometer zu erreichen sind. Die erste ist der sehr schattige Park, samt kühlendem Brunnen, Jardim Braamcamp Freire. Er liegt in einem stattlichen Viertel und ist von historischen palácios umgeben. Auch die deutsche Botschaft und das Goethe Institut residieren direkt am Park. Es geht gediegen zu im Jardim Braamcamp Freire: Die eher wohlhabenden Lisboetas geniessen dort ihren freien Tag, lesen Zeitung, führen angeregte Gespräche. Wer mit dem Auto kommt, findet sogar eine Tiefgarage unter dem Park. Touristen verirren sich interessanterweise keine hier her. Das ist eigen. Wenn der Hunger anklopft, bietet das La Villa seine Dienste an, sehr formell. Der Service in schwarz weiss, man weiss, das hier anspruchsvolleres Publikum einkehrt. Das Essen fern des Standards sehr gut. Anders lässt sich in Lissabon an so einem historischen Platz auch nicht überleben. Parkbesucher, die es einfacher und etwas preiswerter lieben, finden sehr ordentliche Cafés und Bars gegenüber des Parks.

Jardim Braamcamp Freire, Lissabon, Portugal.

Lisboa Besucher, denen das dann doch alles etwas zu gediegen ist, oder sich noch einwenig zu jung für dieses beschauliche Ambiente im Jardim Braamcamp Freire fühlen, finden den Kontrapunkt 200 Meter um die Ecke: Den Jardim do Torel. Ein kleiner Park, der direkt über dem Tal, durch das die Avenida da Liberdade zum Praça Marquês de Pombal hinauf führt, liegt. Der Ausblick ist traumhaft, auf die Stadt und den Tejo. Brasilianische Livemusik, zwei Food Trucks, Sonnenstühle und eine Wiese, auf der junges Publikum wenig formell und auch in knappen Bikinis in der Sonne liegt. Es riecht nach Gras. Hier ist tranquilidad angesagt. Touristen – Fehlanzeige.

Jardim do Torel, Lissabon, Portugal.

Jardim do Torel, Lissabon, Portugal.

Jardim do Torel, Lissabon, Portugal.

Jardim do Torel, Lissabon, Portugal.

Ein Gusto Stück bieten der Jardim Braamcamp und do Torel in unmittelbarer Nähe überdies: Den Ascensor do Lavra. Ein historischer Umlaufseil Schrägaufzug, dessen „Bergstation“ gegenüber des Jardim do Torel zu finden ist. Steil führt er vom Tal der Avenida da Liberdade auf kurzer Strecke zu den Parks hinauf. Zahnstange braucht er keine, da die beiden Waggons eben an einem Umlaufseil befestigt sind und mit der Schwerkraft gearbeitet wird. Er wird immer noch manuell von zwei Wagenführern bedient. Ihn zu nutzen ist ein kleines Erlebnis. Pauschaltouristen schreckt er ab, da für die kurze Strecke die üblichen € 3,40 fällig werden. Ganz schön teuer, aber jede Einzelfahrt, egal wohin in Zone 1 der CARRIS, kostet soviel, durch die ganze Stadt, oder eben die 60 Meter des Ascensor do Lavra. Wer aber sinnvoller Weise eine Zeitkarte der CARRIS oder die Lisboa Card gelöst hat, nutzt den Aufzug im Pauschalpreis mit. Der Ascensor do Lavra ist für die Besucher des Parks eine gute Option, um erlebnisreich hinunter zur Liberdade zu kommen und mit kurzem Spaziergang die Tejo Fähren am Cais do Sodré oder den Touristenmagnet Praça do Comércio zu erreichen

Ascensor do Lavra, Lisboa.

Ascensor do Lavra, Lisboa.

Ascensor do Lavra, Lisboa.

Ascensor do Lavra, Lisboa.

Ascensor do Lavra, Lisboa.

Ascensor do Lavra, Lisboa.

¡Viva España! entscheidet sich für Exkursion und Strände und zwar besondere. Es soll vom Praça Marquês de Pombal mit dem Bus über den Montes Claros zur TTSL Estação Fluvial de Belém gehen, um von dort mit der Fähre nach Trafaria überzusetzen. Mit einem kleinen Bus, alternativ mit dem Fahrrad oder zu Fuss (siehe dazu später), weiter in den Ort und das Südkap des Tejo Deltas Cova do Vapôr, an dem die Costa Caparica mit traumhaften Stränden und Surfspots beginnt. Hier nehmen auch die portugiesischen Klippen ihren Anfang, die mit Fossilien durchsetzt sind. An der Costa Caparica kann über einen Wanderweg, auch mit dem Rad, die Klippe Arriba Fóssil da Costa de Caparica 10 Km lang erkundet werden. Weiter südlich, zwischen Comporta (Troia) und Melides, wird auf die pittoreske Arriba Fóssil da Galé gestossen, vor deren Kulisse sich endlose und einsame Sandstrände ausbreiten (s.u.). Direkt am Praia da Cova do Vapor wartet ein Strandrestaurant, Bar, Café mit portugiesischem Essen, auf Liegen oder solide zu Tisch. Und auch der wilde Ort Cova do Vapor hat uriges in Sachen Kulinarik. Vorneweg, das wird sehr erlebnisreich werden und wer nicht vor hat, in Lokalen üppig zu tafeln, kommt mit rund 10 Euro für dieses tagesfüllende Erlebnis davon und das im mittlerweile ausgesprochen teuren Lissabon.

Vom Praça Marquês de Pombal zur TTSL Estação Fluvial de Belém.

CARRIS Transporte Público de Lisboa – Haltestelle 723 am Parque Eduardo VII Richtung Desterro.

CARRIS Transporte Público de Lisboa – Haltestelle 723 am Parque Eduardo VII Richtung Desterro.

Das öffentliche Verkehrssystem in Lisboa ist fantastisch: Pünktlich, sauber, klimatisiert und sicher. Wer falsch ein- oder aussteigt, vorne rein und hinten raus, oder nur daran denkt, im Bus zu essen, wird vom Fahrer bestimmt zurecht gewiesen. Der öffentliche Nahverkehr ist so verwoben, dass es meist nicht die Strecke zum Ziel gibt, sondern ein ganzes Portfolio. ¡Viva España! wählt eine schnelle und interessante Route zur Fährstation in Belém. Dazu muss einmal umgestiegen werden, es ginge auch ohne, aber das ist ein Thema von ein paar Minuten und lohnt.

CARRIS Transporte Público de Lisboa – unterwegs in der Linie 723.

CARRIS Transporte Público de Lisboa – unterwegs in der Linie 723.

Es wird am Parque Eduardo VII die Linie 723 Richtung Algés bestiegen, die im kurzen Takt verkehrt. Aber Augen auf, die 723 in die Gegenrichtung Desterro hält genau gegenüber direkt am Park. Mit dem 723 aufwärts Richtung Complexo das Amoreiras. Architekturliebhaber könnten dort aussteigen, um die monumentale Architektur zu studieren. Alle anderen bleiben sitzen und fahren bis zum Beginn des Parque Florestal de Monsanto weiter, wo an der Station Cruz Oliveiras ausgestiegen wird, um kurz danach an selbiger die Linie 729, ebenfalls Richtung Algés, zu besteigen. Sie wird im Gegensatz zur 723 die Route durch das Naturschutzgebiet Parque Florestal de Monsanto nehmen, um Fakultätsgebäude zu bedienen. Das Fahrgastalter wird schlagartig jünger.

Torres Amoreiras, Lisboa.

Torres Amoreiras, Lisboa.

Der Höhenzug des Parque Florestal de Monsanto war einst rein der Landwirtschaft gewidmet und versorgte Lissabon mit Garten- und Feldprodukten. Die Zeiten änderten sich, Logistik und Kühlung und so verlagerte sich die Produktion in geeignetere Regionen. Es wurde beschlossen, die Hügelkette wieder aufzuforsten. Nun ist sie dicht bewaldet und ein herrliches und schattiges Wandergebiet direkt über Lissabon. Ausprobieren! Der Bus nimmt den Scheitel der Strecke. Wer hier aussteigt (Haltestelle Montes Claros), kann zum oben erwähnten Jardim dos Montes Claros spazieren und dort Ruhe und Schatten geniessen. Der Park liegt wie der Name beschreibt am Montes Claros. Es ist aber nicht jener Montes Claros, auf dem am 17. Juni 1665 eine der bedeutendsten Schlachten der portugiesischen Geschichte stattfand. Ein portugiesisch-englisches Heer Schlug die Spanier, die mal wieder vor hatten, sich das kleine Land einzuverleiben. Die Schlacht fand auf jenem Montes Claros statt, der 180 Km östlich von Lissabon nahe Borba liegt.

Jardim dos Montes Claros, Lissabon, Portugal.

Jardim dos Montes Claros, Lissabon, Portugal.

Noch ein Schlenker zu einem Universitätsviertel am Monsanto, Veterinäruniversität und mehr, ein Villenviertel durchquert und an der Station B. Padre Cruz (Jardim Afonso de Albuquerque) aussteigen.

Eine der unzähligen Übergänge über die Gleise der Regionalbahn nach Cascais.

Eine der unzähligen Übergänge über die Gleise der Regionalbahn nach Cascais.

Zu Fuss werden nun, das ist ab Cais do Sodré immer der Fall, wenn das Ziel das Tejo Ufer ist, die Gleise der Cascais überquert, alte Stahlbrücken. Selten, z.B. in Algés, gibt es eine Fussgänger Unterführung. Cascais, so wird die Vororte Linie genannt, die von Cais do Sodré nach Cascais und die wunderbaren Strände dort führt. Eine sehr lohnende und aussichtsreiche Fahrt, die in der Lisboa Card inkludiert ist! Entdecker, die länger oder immer wieder in Lisboa sind, sollten die Cascais mindestens einmal genommen haben.

TTSL Belém - Porto Brandão - Trafaria, Lissabon, Portugal.TTSL – Estação Fluvial de Belém, Lissabon, TTSL – Estação Fluvial de Belém, Lissabon, Portugal.v.

TTSL – Estação Fluvial de Belém, Lissabon, Portugal.

Nach maximal 40 Minuten, inkl. umsteigen und den 300 Metern zu Fuss zum Tejo, ist die schöne alte Fährstation samt Leuchtturm TTSL Estação Fluvial de Belém erreicht.

Die kleine Tejo Kreuzfahrt nach Trafaria – aussichtsreich und preiswert.

TTSL Belém - Porto Brandão - Trafaria, Lissabon, Portugal.

TTSL Belém – Porto Brandão – Trafaria, Lissabon, Portugal.

Fähren sind sehr oft die bessere und preiswertere Variante, eine Stadt vom Wasser aus zu erkunden, als die üblichen touristischen Bootsfahrten. Auf letzteren wird der Tourist penetrant beschallt, belustig und motiviert, noch möglichst viel von der Bordbar in sich hinein zu kübeln, damit der Tag gänzlich ruiniert ist. Nichts für Menschen mit Stil. Reisende mit Klasse machen es anders. Besucher der Metropole New York City, welche die Statue of Liberty vom Hudson River aus sehen und fotografieren wollen, nehmen nicht das überteuerte Touristenboot, sondern die Staten Island Ferry. Die bietet gleiches, ist aber für jeden kostenlos. In Lisboa nutzt der Reisende ebenfalls nicht die Touristenboote, sondern die preiswerten Fähren der TTSL. Interessanter Weise sind auf ihnen kaum Touristen unterwegs. Wenn sind es Radfahrer oder Wanderer, die entlang des Arco Atlantico unterwegs sind und übersetzen müssen.

TTSL Belém - Porto Brandão - Trafaria, Lissabon, Portugal.

TTSL Belém – Porto Brandão – Trafaria, Lissabon, Portugal.

TTSL steht für Transtejo Sofluva. Die Fähren verkehren von frühmorgens bis spät abends und durchkreuzen das gesamte Tejo Delta, weit ins Landesinnere hinauf und bis an die Atlantikmündung des Flusses hinunter. Die Fährverbindung Belém – Trafaria – Porto Brandão, die nun genommen wird, bietet Aussichten auf die Ponte 25 de Abril und das Santuário de Cristo Rei, den Torre de Belém, das Monumento aos Combatentes do Ultramar und vieles mehr. Es sollte im Oberdeck Platz genommen werden und ein Sitz ganz im Heck gesucht werden, wo Schiebefenster den Ausblick noch einmal verbessern. Am besten wird Steuerbord Platz genommen, so ist die Sicht auf Belém frei und das Anlagemanöver schön zu verfolgen, da die Fähren immer Bug gegen den Strom anlegen.

Anlegemanöver Estação Fluvial da Trafaria, Tejo Delta.

Anlegemanöver Estação Fluvial da Trafaria, Tejo Delta.

Das Ticket nach Trafaria kostet erstaunlich wenig, einfach € 1,45. Wer mit Kreditkarte zahlen will, geht zum Schalter, Automaten nehmen nur Bargeld. Das sollte man wissen, da z.B. in Porto Brandão der Schalter meist unbesetzt ist. Es wird eine Magnetkarte, kostenlos, ausgegeben. Nicht wegwerfen, die kann immer wieder geladen werden. Es werden keine Routen sondern ein Wert aufgebucht, der auf jeder Linie abgefahren werden kann. Wer am Ende des Tages noch die monumentale Christusstatue Santuário de Cristo Rei besuchen will, nimmt vom Fährhafen Trafaria die Linie 3009, steigt am Monument aus und fährt später mit der 3009 weiter nach Cacilhas, um dort die Fähre zurück nach Lisboa Ziel Cais do Sodré zu nehmen. Das kann beim Schalter auf Wunsch gleich so aufgebucht werden und spart Zeit in Cacilhas. Die Mitarbeiter am Schalter von Belém und Cais do Sodré sprechen übrigens gut Englisch. Weder die CARRIS noch die Lisboa Card sind auf den TTSL Routen gültig. Bei den Preisen lässt sich das verkraften.

Santuário de Cristo Rei Lisboa Portugal.

Santuário de Cristo Rei Lisboa Portugal.

Wichtig ist noch zu wissen, dass die Fähre erst ganz hinunter zum Tejo Delta fährt, also erst Trafaria ansteuert, dann zurück hinauf nach Porto Brandão und wieder nach Belém. Touristen übersehen das nicht selten und verpassen den ersten Ausstieg. Retour geht es via Porto Brandão. In Stosszeiten werden aber auch Direktverbindungen der schnellen Katamaranfähren von Trafaria nach Belém eingesetzt.

TTSL - Terminal Fluvial do Cais do Sodré - Terminal Fluvial de Cacilhas.

TTSL – Terminal Fluvial do Cais do Sodré – Terminal Fluvial de Cacilhas.

Exkursionisten, die bereits in Belém Hunger haben, sollten den winzigen Kiosk im Fährgebäude nicht verschmähen. Er bietet sündig gute Croissants und Pastéis de Nata sowie Café und das sehr günstig. Anlegen, einsteigen und ablegen geht in Windeseile. Legt die Fähre keine Pause ein, werden noch nicht einmal Leinen geworfen. Der Kapitän hält mit Maschine und Ruder das Schiff in Position.

TTSL - Estação Fluvial de Belém, Lissabon, Portugal.

TTSL – Estação Fluvial de Belém, Lissabon, Portugal.

TTSL Belém - Porto Brandão - Trafaria, Lissabon, Portugal.

TTSL Belém – Porto Brandão – Trafaria, Lissabon, Portugal.

Die Überfahrt nach Trafaria ist, so kein Sturm herrscht, sehr ruhig. Fährgäste, die einen sensiblen Magen haben, müssen keine Angst haben, dass ihnen auf der Passage schlecht werden könnte. Hinsetzen, die Aussicht geniessen. Wer das Wasser liebt, könnte einige Tage den Tejo in allen Varianten durchkreuzen. Auch eine Idee. Bevor es zur letzten Etappe von Trafaria zum Cova do Vapô geht, sollte aber noch unbedingt das Städtchen Trafaria erkundet werden.

TTSL Belém - Porto Brandão - Trafaria, Lissabon, Portugal.

TTSL Belém – Porto Brandão – Trafaria, Lissabon, Portugal.

Trafaria – exzellente Seafood Restaurants verführen die Besucher.

Wird die Estação Fluvial da Trafaria verlassen, fallen dem aufmerksamen !Viva España! Exkursions Teilnehmer zwei Dinge auf: Eine Wehranlage und ein Wegweiser. Erstere ist die Forte de Nossa Senhora da Saúde da Trafaria, eine Festung, welche die Tejo Mündung zu verteidigen hatte. Das war sehr lange notwendig, denn der Fluss ist eine wichtige Verkehrsroute in das Landesinnere Portugals, das einiges zu bieten hat. Heute ist das spektakuläre Tejo Tal Weltkulturerbe. Und dann wäre da noch der Wegweiser, der die Route entlang des E 9, in Spanien und Portugal GR-11 (Grande Ruta) ausweist. Es ist der Arco Atlantico und soll einmal der längste europäische Fernwanderweg werden. Er könnte dann mit dem Pacific Crest Trail mithalten. In Spanien ist seit 2024 der Teil Tarifa – Cádiz markiert, dann ist Schluss. In Portugal ist er bereits durchgehend. Das war einfach, denn er folgt alten Wanderwegen wie dem Fischerweg an der Costa Vicentina, der herrlich ist. Ab Nordspanien ist wieder Schluss. Das ist schade, denn die Küstenwege von Galicien über Asturien, Kantabrien bis ins Baskenland sind absolut einzigartig, besonders die in Cantabria.

Forte de Nossa Senhora da Saúde da Trafaria, Lissabon, Portugal.

Forte de Nossa Senhora da Saúde da Trafaria, Lissabon, Portugal.

Trafaria – der europäische Fernwanderweg Arco Atlantico E 9, in Spanien und Portugal GR 11.

Trafaria – der europäische Fernwanderweg Arco Atlantico E 9, in Spanien und Portugal GR 11.

Die Lisboetas interessiert obiges aber wenig. Unter der Woche ist Trafaria verschlafen. Die Fähre transportiert dann vorwiegend Pendler, die an der Costa Caparica arbeiten und LKW, die Waren für die touristischen Betriebe anliefern. Am Wochenende ist das anders. Bewohner Lissabons machen sich mit der Fähre zu einem Ausflug nach Trafaria auf. Jene, die mit dem Auto kommen, wollen an die Costa Caparica, nur 5 Km von der Fähre entfernt. Ab 11 Uhr ein durchgehender Stau vom Fährhafen an die Strände der Costa Caparica oder besser den überdimensionierten teuren Parkplatz. Alles steht. Dort lärmende Musik, Party, Strandbars, ein Orbitur Campingplatz und mehr. Das wird !Viva España! meiden, denn einen Steinwurf entfernt, am Praia da Cova do Vapor, ist es ganz ruhig mit überschaubaren Strandbesuchern selbst zu Maria Himmelfahrt. Der Strand ist nicht minder schön. Nur manchmal, wenn der Wind ungünstig steht, wummern die Bässe von den Partystränden herüber. Lisboetas, die mit der Tejo Fähre ohne Auto übersetzen, haben nur eins im Sinn: Die Restaurants in Trafaria, denn die bieten vor allem exquisites Seafood, auch wenn sie gar nicht so chice aussehen. Ein ausgedehntes, auch über Stunden dauerndes Essen im Kreis von Familie und Freunden, steht an.

Strand und Paseo von Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Strand und Paseo von Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Wie überall auf der Welt, ist die erste Reihe mit Meerblick immer die teuerste. Es wird Panorama Zuschlag eingehoben. Man strengt sich dort auch weniger an, denn die Gäste kommen sowieso und das nur einmal. In Trafaria ist das anders, denn es wird auch auf Stammgäste aus der Stadt gesetzt. Trotzdem, es lohnt durch die engen Gassen zu schlendern, die kleinen Restaurants zu entdecken und deren Karten zu studieren. Und nicht vom einfachen Ambiente irritieren lassen. Essen ist für Portugiesen nicht minder wichtig wie für Franzosen und auch wenn die Grande Nation es nicht glauben mag, portugiesische Köche schlagen in der Regel die französischen. Wirklich grande war diese Nation noch nie, nur im Selbstbewusstsein ihrer Bewohner und ihrer masslosen Selbstüberschätzung. Die Casa Ideal ist übrigens ein heisser Tipp!

Gut essen in den Seitengassen von Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Gut essen in den Seitengassen von Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Gut essen in den Seitengassen von Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Gut essen in den Seitengassen von Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Auch durch die engen Gassen des Ortes sollte einwenig geschlendert werden und wer die richtige erwischt, wird auf eine schöne Bäckerei – Konditorei stossen. Deren Sahnetörtchen sind nicht minder genussvoll wie jene aus der weltweit renommierten in Belém, kosten aber nur einen Bruchteil und anstehen muss bei ihr auch niemand eine halbe Stunde lang. Ein Sahnetörtchen anzufertigen kann zwar nicht jeder zufriedenstellend, aber gar so schwer ist das nun auch wieder nicht. So kunstvoll verpackt wie in Belém, werden Törtchen nicht ausgehändigt. Entweder auf einem kleinen Teller für die schattigen Tische vor dem Lokal oder in einer einfach Papier Verpackung. Keine Dekadenz bitte, das gefällt.

Die bunten Häuser der Altstadt von Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Die bunten Häuser der Altstadt von Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Eine versteckt gelegene Konditorei in Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Eine versteckt gelegene Konditorei in Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Trafaria – Cova do Vapôr – das wird zu Fuss erledigt.

TTSL - Estação Fluvial da Trafaria, Lissabon, Portugal.

TTSL – Estação Fluvial da Trafaria, Lissabon, Portugal.

In Trafaria steht die letzte Etappe nach Cova do Vapôr an. Sie sollte zu Fuss genommen werden, denn 3 Km sind keine Entfernung. Nichts taugt besser, eine Stadt oder Landschaft zu erkunden, als sie zu erwandern: „Die Welt offenbart sich dem, der zu Fuß unterwegs ist.“ meint auch der cinematographische Extremist Werner Herzog. Es geht um mehr, als nur das Gehen. Welche Optionen gibt es aber für Fussfaule? Da wäre mal das einzige, schon recht ramponierte, Diesel Tuk Tuk, welches eine Dame pilotiert. Es verlädt und liefert den Fährgast gerne nach Cova do Vapôr oder an die Costa Caparica. Wartet es bereits länger auf Gäste, dauert es, bis der Diesel willens ist, seinen Betrieb aufzunehmen. Aber, will man das, als touristisches Ausstellungsobjekt durch die Gegend kutschiert zu werden?

Bus 3009 an der Haltestelle der Estação Fluvial da Trafaria nach Cacilhas via Santuário de Cristo Rei.

Bus 3009 an der Haltestelle der Estação Fluvial da Trafaria nach Cacilhas via Santuário de Cristo Rei.

Dann gebe es noch einen Bus. An der Busstation direkt an der Fluvial da Trafaria starten drei Linien. Eine ist die 3009, die bereits jenen empfohlen wurde, die nach dem Strand noch das Santuário de Cristo Rei besuchen wollen, um dann mit der Tejo Fähre von Cacilhas nach Lisboa Cais do Sodré zurück zu kehren. Eine weitere ist die Linie 3015, ein kleiner City Bus, der in ausgedehnten Intervallen Cova do Vapôr ansteuert. Sehr bequem, klimatisiert, die Lisboa Card und die Standard Zeitkarte der CARRIS gelten bei ihm nicht, denn man ist hier bereits in Zone 2 des Nahverkehrs. Also ggf. eine Einzelfahrt lösen. Faulheit kostet. Lohnt sich der Bus? Ja und nein, ist er gerade oder demnächst an der Station, ja, warum nicht, wenn es heiss ist. Warten lohnt nicht, da ist man zu Fuss schneller. Und auch an Tagen wie Maria Himmelfahrt, sollte er nicht genutzt werden, denn dann steht er im Stau und auch Fusslahme schaffen es mit Muskelkraft schneller, so sie nicht mit dem tacataca (esp. für Rollator) ausgerückt sind..

Exkursionsten die auch noch die Arriba Fóssil da Costa de Caparica erkunden wollen, sollten unbedingt ein Rad bereits auf der Fähre mitnehmen. Es gibt unzählige Möglichkeiten Drahtesel in Lisboa zu mieten. Im südlichen Tejo Delta kann nur an der dröhnenden Costa de Caparica gemietet werden. Das wäre ein Umweg und wer will dort schon hin.

Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Trafaria, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

!Viva España! geht wie so oft zu Fuss. Vorneweg, nicht den von Google Maps vorgeschlagenen Pfad aus Trafaria heraus entlang des Ufers nehmen. Offen für Vieles, hat !Viva España! ihn auch getestet: Es geht vorbei an illegalen Müllkippen, durch tiefen Sand, der die Schuhe füllt und das ist es nicht wert. Dem Paseo entlang durch Trafaria und dann einfach der Strasse ans Kap folgen. Das ist die schnellste und beste Variante und es kann ein Blick in die Lebensumstände der Eingeborenen geworfen werden, wichtig, um Land und Menschen zu verstehen. Da es in Trafaria keinen Supermercado gibt, wie auch am Weg nach und in Cova do Vapôr, empfiehlt !Viva España! an der Fluvial da Trafaria noch Wasser zu kaufen. Im Café in der Fährstation wird eine gut gekühlte 1,5 Liter Flasche für mehr als faire € 1,40 verkauft. Wer es sich leisten kann, macht für die sehr freundlichen Mitarbeiter zwei Euro daraus, denn die Gehälter in Portugal sind inferior und das Leben teuer. Aber bitte bar! Der Spaziergang nach Cova do Vapôr ist kurzweilig und eröffnet dem Reisenden einen nicht voyeurístischen Blick auf die Armut in Portugal abseits der touristischen Highlights. Das kann oder sollte nachdenklich machen. Final wird am Ortsrand von Cova do Vapôr die Endstation der Linie 3015 erreicht. Auch viel Gereiste werden befinden: Das ist wohl eine der abgefahrensten, die einem bisher unter kam. Es wird eben versucht, aus dem Wenigen, das man hat, noch etwas Ansprechendes zu gestalten. So gesehen, kann der bunte Sperrmüllplatz Sympathien bewirken.

Bushaltestelle Linie 3015 – Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Bushaltestelle Linie 3015 – Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Bushaltestelle Linie 3015 – Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Bushaltestelle Linie 3015 – Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Bushaltestelle Linie 3015 – Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Bushaltestelle Linie 3015 – Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Cova do Vapôr – zwischen Subkultur und Fischern.

Cova do Vapôr ist ein spezieller Ort, wie er gelegentlich in Portugal und auf den Kanaren gefunden werden kann. Erst waren dort Fischer, dann entdeckten ihn jene, die keine Lust hatten, an einem Leben teilzunehmen, das von Anfang bis Ende vorbestimmt war. Danach kamen Touristen, als die schönen Strände bekannter wurden und daran Gefallen fanden, mal ein, zwei Wochen verrufen zu leben. Irgendwann vereinnahmten Touristiker die Orte, bauten Hotels und mehr und alles war vorbei. Flair und Zauber waren dahin, es wurde wie überall, austauschbar. Orte werden nicht nur von schönen Stränden gemacht, wesentlicher von den Menschen, die dort leben und ihrer Kultur. El Cotillo auf Fuerteventura ist ein mahnendes Beispiel. Cova do Vapôr stiess dieses Schicksal noch nicht zu. Noch.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Wird Cova do Vapôr erreicht ist sofort klar, hier ist alles anders. Die abgefahrene Bushaltestelle, Autos mit Graffiti, wild zusammen gewürfelte kleine Häuschen, sicher jedes ohne Baugenehmigung und einen Nachweis, dass der Grund, auf dem es gebaut wurde, dem Hauseigentümer gehört, kann garantiert auch nicht erbracht werden. Es könnte als friedliche Anarchie ohne Chaos beschrieben werden, denn es ging um Grund und Boden, der ausreichend vorhanden war und den ohnedies niemand wollte. Im Leben geht es auch um Verteilung. Werden Güter knapp, kommen die Konflikte. Auch das wird den Ort noch treffen. Sozialromantik ist am Cova do Vapôr nicht angesagt.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Bevor Cova do Vapôr beginnt, der erste schöne Strand. An Arbeitstagen ist er ganz leer, aber heute ist Maria Himmelfahrt. Ihn nutzen Bewohner aus Almada und Lisboa, welche die horrenden Parkplatzpreise gegenüber an den Stränden der Costa Caparica nicht stemmen können oder wollen. Es gebe noch andere Strände, aber der ist optimal. Es lässt sich direkt davor parken, kostenlos, kreuz und quer. Ein Polizist, der Strafzettel verteilt, kommt hier nicht vorbei und Sonnenschirm, Liegestuhl und Kühlbox, müssen nur wenige Meter getragen werden. Nur die Durchfahrt für den Bus frei halten, das reicht. Es geht sehr entspannt am Strand zu, ohne Trubel.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Hinein in den Ort, das Zentrum, das sich über 50 Meter erstreckt. Etwas improvisierte Gastronomie und zwei Betriebe, die irgendwie zwischen Bar, Café und alternativ Shop angesiedelt sind. Bevölkert wird das Ganze von Locals des Tejo Deltas. Auf dem Spaziergang von Trafaria nach Cova do Vapôr, stiess !Viva España! auf keinen einzigen Touristen und auch hier kann es keinen entdecken. Also unauffällig verhalten und die Kamera nur kurz rausholen. Vielleicht sollte gar kein Beitrag über Cova do Vapôr verfasst werden. Es wird noch früh genug seinem touristischen Schicksal zugeführt werden.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor – sehr ruhig selbst zu Maria Himmelfahrt.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Der kleine Ort ist wegmässig schnell durchquert. Dann Sanddünnen, feinster, tiefer Sand, weite Blicke auf den Atlantik. Würde dem Breitengrad weiter nach Westen gefolgt, nur Wasser, bis der Badeort Rehoboth Beach im Bundesstaat Delaware erreicht wäre. Die nächste bedeutende Stadt westlich dieses Badeortes, den wohl ein Europäer höchsten zufällig kennt, wäre Washington, D.C. Die mutigen portugiesischen Entdecker, die in diese Wasserwüste aufbrachen, um die Welt zu entdecken, wussten von all dem nichts. Die Bewohner von Cova do Vapor wissen um die Bedeutung ihrer Dünen und bringen überall gemalte Schilder an, doch nicht in ihnen herumzulaufen.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Es geht in den Nachmittag hinein, Maria Himmelfahrt, der Praia da Cova do Vapor liegt verlockend einsam in der Sonne. Die Massen drängen sich dort drüben an der Costa Caparica. Der Mensch ist ein eigenartiges Wesen. Auch das Strandrestaurant ist kaum besucht. Das Publikum hier kommt mit der Kühlbox. Das Albatroz ist für die meisten Strandbesucher doch zu teuer. Ein idealer Ort für jene, welche den Luxus geniessen wollen, direkt am Strand zu essen, auf das Meer zu blicken, ganz in Ruhe und ohne touristischen Trubel, bei angemessenen Preisen, nicht preiswert.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Das Albatroz – Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Das Albatroz – Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Ein langer und breiter Damm führt am Praia da Cova do Vapor weit hinaus aufs Meer. Er wurde angelegt, um die Verlandung des Tejo Deltas zu bremsen und die Fahrrinne zu den Trafaria Terminals für Schiffe mit grösserem Tiefgang sicher zu stellen, ohne all zu oft ausbaggern zu müssen. Die Schiffe steuern den Terminal Depósito POL NATO de Lisboa an, um Treibstoff zu bunkern bzw., um am gewerblichen Silopor Terminal ihre Ladung zu löschen. Es lohnt über den Damm zu spazieren. Ein schöner Ausblick über das Tejo Delta und die Strände präsentiert sich. Von ihm ist auch der wenig frequentierte Beach Break am Praia da Cova do Vapor gut zu beobachten, den Wellenreiter wie Bodyboarder scheinbar ohne Feindseligkeit nutzen. Das ist selten. Surfschulen sind weiter unten an der Costa Caparica angesiedelt. Also keine schlechte Idee, sein Brett mitzubringen, zu mieten gibt es nichts. Keinesfalls sollte aber verabsäumt werden, in den kühlen Atlantik zu springen. Das gehört dazu, zum Sommer.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Ansonsten ist es am Damm ruhig. Eine Handvoll Spaziergänger, ganz am Ende Angler. Hier scheint jeder jeden zu kennen. Angeln ist ein eigenartiger Sport, besser Hobby, wenn es nicht darum geht, Essen auf den Teller zu bringen, um satt zu werden. Auswerfen, den Köder im Wasser halten, warten, lange warten. Nichts tun. Das Fliegenfischen könnte man noch irgendwie verstehen, trotzdem im Kern öde. Vielleicht ist Meditation das Thema, um das es tatsächlich geht. Wer weiss, vielleicht sollte es einmal probiert werden. Irgendwann, später einmal, wenn das gehen beschwerlich geworden ist, mit dem tacataca.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Praia da Cova do Vapor, Lissabon, Portugal.

Eines ist jedenfalls ganz wunderbar in der Umgebung der Angler: Die Stille. Jeder muss ruhig sein, um die Fische nicht zu vertreiben. Zu reisen, um zu entdecken und erfahren, verlangt auch sich Zeit zu nehmen, das erlebte im Kopf zu sortieren, reflektieren, kombinieren, damit ein abstraktes Bild entstehen kann, das fortan im Kopf dynamisch weiter leben wird. Das ist Arbeit, die Synapsen zu vernetzen. Der Damm am Praia da Cova do Vapor ist ein fabelhafter Ort dafür. Hinsetzen, die Beine ausstrecken, sich in den Rhythmus der Brandung betten. Reisen, das ist wunderbar, es entfaltet nach und nach die Persönlichkeit in der ganzen Breite und Tiefe, so eine vorhanden ist. Das befand auch Max Frisch: Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

Cova do Vapôr, Tejo Delta, Lissabon, Portugal.

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