Costa de Caparica – pittoreske Klippen, herrliche Strände, schöne Barrels.
Die baskische Flysch Küste ist ein Magnet für Geologen (s.u.). Aus der ganzen Welt reisen sie zu Exkursionen an. Die Klippen im Naturschutzgebiet Arriba Fóssil der Costa de Caparica interessieren sie weniger. 10 mio. Jahre alte Sedimentschichten, die von heftigen atlantischen Regengüssen und der Brandung zu einer pittoresken Szenerie geformt wurden. Den Touristen gefallen sie, schöne Fotomotive und vor ihnen liegen wunderbare Sandstrände. Die ziehen sich von der Halbinsel Tróia im Norden über rund 40 Km Küstenlinie bis nach Sines. Reizvolle Surf- und Touristenspots mit angesagten Strandbars und Restaurants, der Rest einsam. Hier findet jeder etwas für seinen Geschmack.
Auf Grund der Plattentektonik zog sich das Meer von der Steilküste immer weiter zurück. Mächtige Sanddünen bildeten sich. Auch das gefällt den Urlaubern. Das grosse Beben von Lisboa 1755 veränderte das Küstenbild noch einmal wesentlich. Es war so mächtig, dass sich Platten verschoben, bis hinunter an das Cabo de Trafalgar (s.u.). Selbst in der Schweiz verursachte es noch Schäden an Gebäuden und schaukelte die eidgenössischen Seen zu hohen Wellen auf.
Das Meer zog sich durch das Beben von 1755 weiter von der Costa de Caparica zurück. Es bestand die berechtigte Sorge, dass sich die Sanddünen weiter in Richtung des Landesinneren ausbreiten und Acker- und Weideland zerstören würden. Um das zu verhindern, liess König João V. nach dem Lisboa Beben einen Bannwald pflanzen, die Mata dos Medos. Sie erfüllten ihren Zweck. Die Ausbreitung der Dünen wurde effektiv gestoppt. Portugiesen erwiesen sich in dieser fatalen Krise generell als überaus pragmatisch. So tat sich der Premierminister von Portugal, Marquis von Pombal, als brillanter Krisenmanager der Katastrophe hervor. Nach dem Beben sagte er angeblich: „Und nun? Beerdigt die Toten und ernährt die Lebenden.“
Heute sind die Mata dos Medos ein wunderbares Naturschutzgebiet, streng geschützt, durch die Wanderwege führen. Jene Ecken, in denen sich Seen gebildet haben, sind ein Paradies für Stand- und Zugvögel und Anziehungspunkt für Ornithologen. Recht nahe des Praia do Galé lockt der Percurso do Salgueiral da Galiza, das Vogelschutzgebiet auf idyllischem Pfad zu erkunden.
„Georg Clooney“ links liegen lassen und hinunter über eine steile Treppe zum Praia do Galé.
Wer zum Praia do Galé möchte, dies bei Google Maps eingibt und sich auf die Wegbeschreibung verlässt, wird wenig Erfolg haben. Die herrlichen Strände bis hinauf an die Spitze der Halbinsel Tróia sind, das ist kaum zu glauben, legal nur noch über drei öffentliche Zugänge zu erreichen. Die Superreichen der Welt haben sie entdeckt, die Abgeschiedenheit und Schönheit der vielleicht (noch) wildesten Atlantikküste Europas. Wenig Personenschutz ist nötig, das Essen in Portugal eines der besten, in Tróia ein Casino gegen die Langeweile und eine schicke Marina für die Yacht. Der einzige historisch gewachsene Ort auf Tróia ist Comporta. Der wird gerade „entwickelt“ und auch Jeff Bezos urlaubte dort schon zwischen Reisfeldern und Traumstränden (s.u. Artikel „Von Tróia nach Setúbal – einmal Depression und zurück.“).
Der Zugang zum Praia do Galé wird dem Pöbel von der Discovery Land Company vermiest, ein US Unternehmen gegründet von Mike Meldman, einem Geschäftspartner von Hollywood Charmebolzen Georg Clooney. Das machte die geschützte Landschaft auf den Dünen platt und errichtete dort den Costa Terra Golf & Ocean Club. Dass solche Bauvorhaben eigentlich mindestens drei Kilometer von der Küstenlinie entfernt liegen müssten und schon gar nicht in einem Naturschutzgebiet errichtet werden dürften, das gilt, nicht aber, wenn genug Geld im Spiel ist. Georg gefällt es im Costa Terra Golf & Ocean Club auch. In seiner Freizeit ist er passionierter vielfliegender Privatjet Nutzer, ambitionierter Klimaretter und Naturschützer. Sein Weib rettet die Welt in anderer Mission über die UN. Bei soviel Philanthropie der Clooney Sippe muss es erlaubt sein, auch einmal aus der Spur zu treten. 2021 wurde bekannt, die Clooneys beabsichtigen ein Stück Land im Ressort, also im ehemals und noch Naturschutzgebiet, von ihrem Buddy Mike zu erwerben, um dort ein schickes Anwesen zu errichten. Wie weit das gediehen ist, das ist noch nicht zu erfahren. Es wird verständlich, warum Georg bei den Einheimischen am Comer See wenig beliebt ist, auch wenn er sich derart anstrengt, als Wohltäter aufzutreten. Wer mag schon doppelzüngige Menschen.
Für das gemeine Volk geht es an den Praia do Galé nur noch entlang des nördlichen Zaunes des Parque de Campismo Praia da Galé, noch legal. Security lauert überall. Den Campingplatz hat die Discovery Land Company gleich mit gekauft und umgehend geschlossen. Wer will schon solches Publikum am Luxusressort sehen and folgend am Strand. Nur die Dauercamper stehen noch, alteingesessene, die wurden die Amerikaner noch nicht los. Ein paar Schecks werden es regeln. Dort, wo der Zaun die Dünen erreicht, ist der Sand mit Holzelementen belegt. In der kühlen Morgenfeuchte, sind die aber tückisch glitschig. Die Klippen erreicht wird auch ein älteres Schild ausgemacht, welches darauf hinweist, dass dies hier das Paisagem Protegida da Arriba Fóssil da Costa de Caparica wäre, welches wiederum im Norden an das Reserva Natural do Estuário do Sado anschliesst. Das alles, von hier nach Norden und nach Süden, soweit das Auge reicht, ist also Naturschutzgebiet, am Papier wenigstens.
Eine Treppe führt sehr steil aber dafür besonders aussichtsreich zum Praia do Galé hinunter. Gekonnt wurde sie in einer Kerbe der Klippe angelegt. Es wird direkt durch die Sedimentschichten abgestiegen. Schöne Photomotive tun sich auf. Wer die festhalten will, sollte nicht zu früh am Strand sein. Durch die Westlage ist es an den Klippen lange schattig, wie lange, hängt von der Jahreszeit ab.
Genuss pur – Dezember am Praia do Galé.
Am Strand angekommen, ein wunderbares Bild: Nach Norden endlos feiner Sand, nach Süden endlos feiner Sand, davor schön geformte Wellen, landseitig photogene Klippen, die in unwirklichen Erdfarben intensiv leuchten. Im Dezember ist es hier völlig ausgestorben. Gelegentlich wird auf jemanden aus der Vanlife Community gestossen. Woher, wohin, austauschen von Insidertipps, das Übliche, auf den ersten Blick Small Talk, tatsächlich wertvolle Information für einen Lifestyle der anderen Art.
Surfer sind einen Strand weiter südlich, am Praia da Aberta Nova, zu finden, wo auch eine Surfschule Kurse gibt und ein Strandrestaurant mit Bar liegt. Zu dem kann direkt zugefahren werden. Von hier könnte ebenso der Praia do Galé erreicht werden. Einfach Auto abstellen und zwei Kilometer über Sand nach Norden spazieren. Nicht zu verfehlen, immer dem Wasser entlang.
Gelegentlich warnen Schilder, von den Klippen Abstand zu halten, denn sie wären brüchig. Allzu bedrohlich sind die Sedimente aber nicht. Mehr Respekt sollte der Strandbesucher weiter nördlich von Sines an der Costa do Vizir vor den Klippen um Porto Covo haben. Da kann einem Sonnenanbeter schnell ein ordentlicher Felsbrocken nach ausgedehnten Regentagen auf den Kopf fallen.
Weiter nach Norden wird der Aufgang zum Parque de Campismo Praia da Galé erreicht. Ein Schild weisst darauf hin: Privat, kein Durchgang. Dort ist in den Sommermonaten eine Strandbar für jedermann angesiedelt, eine Zeit, in der hier Trubel herrscht. Und wieder zeigt sich der Reiz der Off-season, den professionell und enthusiastisch Reisende kennen: Der Luxus Schönheit, ob in Sachen Natur, Kultur und anderem, ganz für sich alleine geniessen zu dürfen.
Heute, an diesem frühen Dezembertag bei unverschämt blauem Himmel und recht sanfter Brandung, liegt der Strand einsam, das Wasser lockt. Die Nacht war sternenklar, Jupiter intensiv leuchtend am südwestlichen Himmel auszumachen. Der Morgen frisch, die Luft klar. Früh aufstehen, tiefe Züge inhalieren, eine dampfende Tasse Café in der Hand. Was für ein Tagesbeginn. Eine dicke Jacke war angesagt.
Am Praia do Galé, die Sonne steigt zu ihrem höchsten Punkt. Sehr hoch ist das im Dezember nicht, aber an der portugiesischen Küste reicht das, um in der Sonne zu liegen. Wer nicht zimperlich ist, der wird auch ein erfrischendes Bad schätzen. Wenn da nur heute nicht der kühle Nordwind wäre. Aber, was soll’s, am Strand sitzen, den Augenblick geniessen, die Wellen beobachten und mit ihrem Rhythmus in die Alphawelle surfen. Was für ein Privileg, heute hier sein zu dürfen..
Cómo llegar – der Weg zum Praia do Galé.
Wer zum Praia do Galé möchte, muss sich einwenig mit seinem Ziel befassen. Wie erwähnt, kann er gemütlich über den Praia da Aberta Nova Richtung Norden erwandert werden. Wer nur Praia da Galé in Google Maps eingibt, wird nicht weit kommen. Das Ziel fast erreicht, wird ihn die Security am Eingang zum Parque de Campismo Praia da Galé abweisen. Ein Versuch südlicher nahe des Costa Terra Golf & Ocean Club fällt schroffer aus. Da wäre die Security, die unangenehm wird.
In Google Maps also nicht Praia da Galé sondern Arriba Fóssil da Galé eingeben. Das ist für den Anfang eine gute Idee. Die Google Navi führt den Strandsucher nun nördlich um den Campingplatz in eine Gegend alter Ferienhäuser. Dann ist sie nicht mehr hilfreich, denn im Einbahnsystem schickt sie den Autofahrer im Kreis. Abschalten und mit Gefühl den Weg Richtung Meer durch die Strassen suchen.
So lässt sich eine finale Häuserfront erreichen. Einmal rechts Sackgasse, einmal links Einbahn. Rechts geht es in die Dünnen, davor ein kleiner Parkplatz. Eine Möglichkeit, von dort führt ein sandiger Pfad an die Küste und weiter nach Süden zur Treppe an den Strand. Besser links abbiegen. In einer Kurve Parkplätze, hier Auto abstellen und dem Zaun, jener des Campingplatzes, völlig legal entlang zur Treppe, der Strand dann zu Füssen. Wer nicht auf seine Navi verzichten kann, siehe Bild: Die exakte Position des Zugangs zum Praia da Galé auf Grad, Minuten und Sekunden ist dort abzulesen..
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Mit dem Mountainbike im Baskenland – der Flysch Mirador Baratzazarrak nahe Zumaia.
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Cabo de São Vicente Portugal – zum Ponta dos Arquizes, atemberaubend schön.
Ruinas de Miróbriga Santiago do Cacém.
Bildnachweis.
Alle Bilder und Texte © Dr. Ingmar Köhler.